Wir freuen uns, Euch in diesem Bericht von unserem Aufenthalt im tibetisch-buddhistischen Kloster berichten zu können :)
Die Reaktionen sämtlicher Familienmitglieder und Freunde auf unsere Idee, ne Weile im Kloster zu leben, gingen stark auseinander. Von "Was wollt ihr da bitte?!" bis "Wenn einer auf die Idee kommt, dann seid das Ihr!" war alles dabei...
Vor allem aber, konnte sich niemand (vor allem unsere Eltern!) vorstellen, dass wir zwei es schaffen, einige Stunden am Tag zu schweigen! Denn zumindest ansatzweise, haben wir diese Aufgabe grandios gemeistert (Stolz nicken wir mit dem Kopf und grinsen, in Gedenken an diejenigen, die nicht an uns geglaubt haben :))!
Beginnen wir aber wie immer von vorne...
Unglaublich, wie flott die Zeit vergeht... Es ist schon wieder einige Wochen her (Wir denken, dass es Ende November war...), als wir in Umas Wohnzimmer (Kotz, Brech, Würg) saßen und von anderen Freiwilligen erfahren haben, dass man in Nepal sehr günstig in Klostern unterkommen kann. Für uns Budgetreisende mit schwäbischem Hintergrund klingt das natürlich seeeehr lukrativ! Und nach ner witzigen Erfahrung! :D Ronja schnappt sich ihr Handy und googelt wie immer wild drauf los... Ne Stunde später hat sie nen fünftägigen Aufenthalt in der Kopan Monastery klargemacht! Zum einen lockt uns der günstige Preis (umgerechnet 9€ pro Nacht, inklusive drei Mahlzeiten!), zum anderen sind wir echt gespannt drauf, mehr über den Buddhismus und Meditation zu erfahren :)
Vorletzten Samstag (Schon wieder über zwei Wochen her, wir glaubens manchmal kaum...) geht es mit Verena los ins einmalige Abenteuer! Falls ihr euch nicht mehr erinnert: Verena ist auch als Freiwillige in Nepal, wir haben sie bei Uma kennengelernt :) Sie war von der Klosteridee ebenfalls begeistert und hat sich spontan dazu entschlossen, uns zu joinen :)
Nachdem wir uns mit mehreren Taxifahrern gleichzeitig über den Preis für die 20km-Strecke gestritten haben, finden wir endlich einen, der uns "nette, deutsche Mädels mit sooo viel Gepäck" für schlappe 5€ zur Monastery bringen möchte! Während es über Stock und Stein geht, bereuen wirs, unser Mittagessen (wie so häufig billige Backwaren aus der Hot Bread Bakery - echter Insidertipp, falls ihr mal nach Thamel kommen solltet! :D) ins Taxi verlagert zu haben. Zum Glück sind wir nach ner gutenhalben Stunde am Kloster angekommen, melden uns schnell an der Rezeption undbeziehen unsere Zimmer...
Leute. Wir räumen an dieser Stelle das weitverbreitete Voruteil, im Kloster sei es kalt, trist und ungemütlich, auf! Löscht das Bild eines grauen Zimmers mit Holzbritsche aus euren Gedanken! Denn wir betreten dieses Zimmer und sind uns einig: Noch nie hatten wir in Nepal so einen schönen Raum für uns!!! Rucksack in die Ecke gepfeffert und ab aufs gemachte Bett geworfen, stellen wir weiter fest: Die Matratzen hier nehmen es locker mit unseren daheim auf! So weiche, gemütliche Betten hatten wir...richtig, schon zweieinhalb Monate nicht mehr! Goodbye, Holzbritsche! :) Euphorische Glückshormone ohne Ende werden freigesetzt :) :) :)
Nachdem wir uns etwas beruhigt haben, machen wir einen kleinen Rundgang über das Klostergelände. Kopan gehört noch immer zu Kathmandu, liegt aber sehr weit außerhalb und eher abgeschottet auf einem Berg, etwa auf 1500 Metern. Wie groß das Klostergelände ist, wissen wir gar nicht genau... Jedenfalls muss es recht groß sein, immerhin leben hier mehrere hundert Mönche :) Nonnen gehören zwar auch zum Kopanorden, leben allerdings in der Nunnery am Fuß des Berges. Abgeschnitten zur "Außenwelt" verbirgt sich das Klostergelände hinter einem großen Tor, das rund um die Uhr von einem süßen Wachmann, der garantiert gegen böse Gangster ankommt, bewacht wird. Die Wohnhäuser der Mönche befinden sich am Berghang und sind für Besucher leider nicht öffentlich... Im Fokus des Geländes steht die Hauptgumpa. Das ist eine riesige Halle, in der gebetet, gesungen und meditiert wird. Natürlich ohne Schuhe, um den schönen Parkettboden nicht zu beschmutzen :) Wenn ihr eine Gumpa betretet, wisst ihr erstmal gar nicht, wo ihr zuerst hinschauen sollt, so bunt bemalt ist alles! Außerdem hängen überall die orangenen Nationalblumen und beobachtet werdet ihr von sämtlichen Buddhastatuen und Portraits des Dalai Lamas :) Links neben der Gumpa befinden sich einige Meter weiter die Wohnhäuser für Besucher und eine weitere, kleinere Gumpa. Folgt man dem Weg ein Stückchen weiter, gelangt man in die sogenannte "Retreat-Area", die leider auch nur dann zugänglich ist, wenn man selbst an einem Retreat teilnimmt... Kopan bietet Retreatkurse an, die immer mehrere Wochen bis hin zu drei Monaten dauern. Im Retreatkurs lernt man viel über den Buddhismus und mehrere Meditationsarten. Selbst Grundkenntnisse in Nepali und Tibetisch werden einem vermittelt! Ein lockerer Sprachurlaub mit gemütlichen Lagerfeuerabenden ist das trotzdem nicht. :D Teilnehmer dieser Kurse sind zum absoluten Schweigen verpflichtet und müssen an JEDER Lerneinheiten teilnehmen... Die Tage sind lang, die Nächte kurz... Wer schlapp macht, ist raus. Wir haben sogar gehört, dass diese Kurse so hart sein sollen, dass es den Teilnehmern währenddessen und vor allem danach psychisch gar nicht gut gehen soll... Zum Glück haben wir also nur einen kurzen Aufenthalt eingeplant!:) Da verzichten wir gerne auf den Sprachunterricht... Zum Klostergelände zählt außerdem noch eine wunderschöne Gartenanlage! Zwei kleine Stupas laden hier zum dreifachen Umrunden im Uhrzeigersinn ein (Wir witzeln immer noch darüber, irgendwann aus Prinzip eine Stupa fünfmal gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden :D). Ein kleiner Pavillon liegt am Berghang... Wirklich unglaublich schöne Allroundsicht bietet der von uns liebevoll genannte "Grashügel", der durch zahlreiche Steinstufen zu erklimmen ist... Hier oben merkt man nichts mehr vom Dreck der Straßen Kathmandus... Alles blüht und ist bunt, sogar die Sterne sieht man hier abends!!! ;) Joa. Sonst gehören zum Gelände nur noch ein kleines Café mit Terrasse (sehr beliebt bei uns Teetrinkern!) und ein kleiner Supermarkt. Beide Geschäfte werden von Mönchen betrieben... Ebenso wie die Bibliothek, die wir fast vergessen hätten! Wenn ihr euch schon immer mal gefragt habt, wie eine Bibliothek im Kloster aussieht: Denkt einfach an die mystischen Räume auf Hogwarts :)
Gegen fünf machen wir uns auf zum Tee. Mit ner Tasse leckeren Masalatee, kommen wir mit zwei "Nachbarn" ins Gespräch... Mit Nachbarn meinen wir die guten alten Käse- sowie Tulpenliebhaber (Ein Hoch auf Stereotypen!!!), Holländer! :) Mick ist junge 21 Jahre alt, wird von Mama und Papa gesponsert, plant aber, mit dem Gewinn seines Livecoach-Buches (das hoffentlich mal ein Bestseller wird) ein Kinderheim in Nepal zu bauen! Der Mann-ohne-Namen neben ihm, ist einfach nur spooky. Zunächst sind wir noch beeindruckt darüber, dass er sein Leben als Reise betrachtet, von Land zu Land zieht (Vorlieben: wieder einmal Indien und Nepal) und jährlich für einige Zeit in der Kopan Monastery residiert... Auch scheint er eine Menge über den Buddhismus zu wissen. Vielleicht sogar etwas zu viel... Zumindest hört er nicht mehr damit auf, uns "bekehren" zu wollen. Nicht nur, dass diese dominante, sture Eigenschaft gar nicht zum Buddhismus passt, er ist so intolerant gegenüber anderen Meinungen, dass das Gespräch schnell einseitig ist und vor allem nervt. Irgendwann ist er sogar soweit, dass er nur noch mantraartig zig Mal wiederholt: "It all comes from inside... All depends on your mind...". Wir Mädels sind uns einig: "Kranker Typ!"
Nach einer erholsamen Nacht auf Wolke 7 (Nein, Matthias Schweighöfer hat uns leider keinen Besuch abgestattet...aber für den Moment geben wir uns auch mit den Klosterbetten zufrieden), starten wir in den ersten Tag des Schweigens... Da wir ja an keinem Retreat teilnehmen, ist es für uns keine Pflicht, zu schweigen. Trotzdem haben wir uns vorgenommen von der Zeit, zu der wir schlafen gehen, bis um 15 Uhr nachmittags am nächsten Tag zu schweigen. Wie so häufig, kommt es anders als gedacht. :D Frühstück gibt es hier täglich um 7:30, weshalb Ronja den Wecker auf 7:15 gestellt hat...oder auch nicht. Um 7:20 schaut sie auf die Uhr und weckt Lara mit einem lauten: "Fuck. Mein Wecker hat nicht geklingelt, in ein paar Minuten gibt's Frühstück!" Lara daraufhin: "Das nenne ich mal nen gelungenen Anfang fürs Schweigen." :D Wegen dieses kleinen Weckdesasters fängt der erste Schweigetag für uns also etwas später an als vorgesehen... Auch okay, immerhin ist's bis 15 Uhr noch ne ganze Weile!
Das Essen im Kloster ist sehr einfach, aber immer reichhaltig und lecker. Morgens gibt's Porridge und Chapatti, das sind relativ geschmacksneutrale Weizenfladen. Mittags (hier schon um 11:30!!!) ...dreimal dürft ihr raten: Dal Bhaat :) Das Abendessen ist die einzige Mahlzeit, bei der man Angst hat, nicht satt zu werden... Denn zwischen Mittag- und Abendessen liegen ganze sieben Stunden!!! Und zwischendurch gibt es nur Tee... Gäbe es abends dann ne deftige Pizza, könnte mans ja noch verkraften... Stattdessen wird abends eine von der Konsistenz her recht interessante Suppe mit schwammartigen Pilzen serviert. :D Kleiner Pluspunkt: tibetisches Brot, das dazu gegessen wird :) Nach'm Abendessen machen wir uns meist schnell auf den Weg zum "Klostershop"- Kekse, Snickers oder Nepaligebäck (selbstveständlich frittiert) müssen her und vertilgt werden!
Wir zwei waren ja bereits in einem Meditationskurs in Kathmandu, wo uns eine weit verbreitete Art der Meditation vorgeführt und beigebracht wurde. Ronja fand das sehr spannend und war noch zwei weitere Male im Mediunterricht. Lara fällt es manchmal schwer, sich ganz auf sich selbst, bzw. auf gänzlich freie Gedanken zu konzentrieren, weshalb sie die Zeit im Kloster nicht hauptsächlich für Meditation nutzen möchte. Unser Alltag im Kloster läuft demnach also sehr verschieden ab: Während Ronja sich nach dem Frühstück an einen ruhigen Ort im Klostergarten verzieht (mit Notizbuch und Stift für sämtliche "Erkenntnisse" gewappnet), dort ihren Gedanken über Vergangenheit und Zukunft nachhängt oder versucht, zu meditieren, sucht Lara morgens das Klostercafé auf, geht ihrer Leidenschaft für Heiße Schokolade nach und liest :) Beide entspannen wir hier also ausgiebig und genießen vor allem die Ruhe und etwas reinere Luft, die wir in den Straßen Kathmandus nach 10 langen Wochen wirklich vermisst haben...
Jeden Morgen um zehn Uhr findet der sogenannte "Dharma-Talk" statt! Ein Mönch des Klosters spricht über ein bestimmtes Thema und erläutert dieses aus buddhistischer Perspektive, aus der Dharma-Perspektive eben :) Man könnte sagen, der Dharma-Talk ist wie eine Predigt... Nur irgendwie interessanter und lebendiger, da zwischendurch immer eine kurze Meditationseinheit eingeschoben wird. Der Mönch, der diese Woche für den Dharma-Talk zuständig ist, kommt aus Israel. Nachdem er seinen dreijährigen Dienst bei der israelischen Army beendet hat, kam er 2001 zu einem einmonatigen Meditationskurs nach Kopan... Scheinbar hat er sich hier so wohlgefühlt, dass er gleich geblieben ist und sich für den laaaaaangen, harten Weg des Mönchwerdens entschieden hat.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr euch überlegt, zum Buddhismus zu konvertieren und eure verbleibende Lebenszeit im Kloster zu verbringen, hier eine kleine Anleitung und einen möglichen Ausblick auf euer zukünftiges Leben! Viel Spaß. :) Verena, die sich schon lange mit dem Buddhismus beschäftigt, hat uns erzählt, dass man einen "Lehrer" braucht, der schon einige Jahre Buddhist ist und einen für zwei Jahre zu sich in die Lehre nimmt. In diesen zwei Jahren, gilt der "Lehrer" als Herr; was er sagt, wird gemacht. Anschließend muss man den Buddhismus 35 Jahre lang ausgiebig studieren, um ein vollwertiger und ernannter Buddhist zu sein. Zieeeeemlich krass! Um ins Kloster aufgenommen zu werden, muss man auch zahlreiche Voraussetzungen erfüllen... Vor allem aber, muss man davon überzeugt sein, sein Leben im Kloster verbringen zu wollen. Und das ist ziemlich hart und kompromisslos...Morgens um fünf geht's in die Gumpa, zur allmorgendlichen Gebets-und Meditationseinheit, Puja genannt. Nach dem Frühstück werden die kleinen "Nachwuchsmönche" in Nepali, Tibetisch und den busshistischen Werten und Gesetzen gelehrt, es wird auf dem Feld gearbeitet oder man studiert noch selbst in der Bibliothek. Nach der guten, sättigenden Suppe am Abend siehts dann auch eher low aus: So schön das Klostergelände auch sein mag, wirklich viel zu tun gibt es nicht. Den Abend verbringt ihr als Mönch oder Nonne also im Zimmer, am besten geht ihr früh schlafen, damit ihr morgens die Weckglocke nicht überhört :) Ihr merkt... Der Alltag als Mönch oder Nonne im Kloster ist klar strukturiert und, zumindest aus unserer Perspektive (!), eintönig und 'unfrei'.
Wir fragen uns oft, ob wirklich alle Mönche Kopans freiwillig und gerne hier sind... Bei den älteren haben wir keine Bedenken, allerdings sind die jüngsten Klosterbewohner hier unter fünf Jahre alt. Der Alltag ist selbst für die Jüngsten knallhart und durchgeplant. Nachmittags sieht man zwar, wie die "Kindermönche" spielen, doch dafür hört man sie von acht bis vierundzwanzig Uhr im Chor, wie sie laut tibetische Relegionstexte vorlesen. Um fünf Uhr müssen sie selbstverständlich an der Gebetsstunde teilnehmen, danach gehen sie in die Klosterschule... Uns ist bewusst, dass kein Kind der Welt in so einem jungen Alter den überzeugten, freien Willen haben kann, so aufzuwachsen. Und das bestätigt uns Mick... Er erzählt, dass viele Kinder von ihren Eltern ins Kloster geschickt werden. Die Beweggründe sind selten religiöser Natur, meistens wünschen sich die Eltern nur, dass ihr Kind die Chance auf Bildung und regelmäßige Mahlzeiten hat... Einmal ist Ronja außerhalb des Klostergeländes Tee trinken. Ein junger Mönch, vielleicht 14 Jahre alt, ist ebenfalls im Café... Sie kommen ins Gespräch und Ronja fragt ihn, ob er gerne im Kloster lebt. Er antwortet nur, dass er sich immer freut, wenn er in den Schulferien nach Hause in sein Dorf kann... Das macht uns etwas traurig...
Der Buddhismus und seine Grundgedanken sind wahnsinnig spannend! Doch könnt ihr euch vorstellen, gänzlich auf Materielles zu verzichten? Nicht nur vorübergehend oder auf ein paar belanglose Sachen, denen ihr schon lange keine Aufmerksamkeit mehr schenkt, weil sie euch mittlerweile langweilen, sondern für immer und auf wirklich ALLES. Und könnt ihr euch vorstellen, wirklich nie wieder auch nur einen Schluck Alkohol zu trinken? Nicht mal zum Geburtstag oder um 00:00 an Silvester! Und dann ist da noch die Sache mit der Enthaltsamkeit... Ein Leben ohne Ehepartner und Kind mag für den ein oder anderen ja kein Problem zu sein, aber nie wieder ein Partnerschaft führen...das ist wohl das Härteste. Falls das alles für euch kein Problem darstellt, macht euch auf nach Kopan und werdet Buddhist. :)
Wir zwei sind uns jedenfalls einig: "Hut ab vor all den Buddhisten dieser Welt! Wir bewundern euch für eure starke Überzeugung und euren Willen... Tauschen möchten wir aber nicht, lieber besuchen wir euch mal und 'schnuppern' ne Runde" :)
Back zum Dharma-Talk :) Auch wenn es sich bei den Dharmathemen meist um Themen handelt, die schwer im Magen liegen (häufig ist das Thema die Angst vor dem Tod)... Dem Mönch gelingt es, Witz in die schwere Thematik zu bringen :) Hin und wieder hält er inne, schließt die Augen, hat offenbar einen lustigen Tagtraum und lacht erstmal. :D ...wir fragen uns nach unserem ersten Dharmatalk, ob Mönche eigentlich auch von der Wirkung des in Nepal so beliebten Marihuanas wissen. :D
Bei unserem zweiten Dharmatalk bricht Ronja doch tatsächlich nochmal kurzerhand ihr Schweigegelübde!!! :O Es ist 10 Uhr. Lara hat sich an diesem Tag dazu entschlossen: "Kein Bock auf Klappe halten." Ronja allerdings schon...und bis jetzt hat sie sogar durchgehalten (Sie grüßt an dieser Stelle ihre Mutter, die nicht daran geglaubt hat :D)! Schnell und etwas verspätet machen wir uns auf zur Dharmastunde. Vor der Gumpa ziehen wir unsere farbenfrohen Schlapperl aus und öffnen die Tür, um die Halle zu betreten. Doch diesen Plan haben nicht nur wir... Auch eine Katze möchte sich buddhistisch bilden! Sie marschiert hoch erhobenen Hauptes und miauend in die Gumpa, Ronja springt ihr hinterher... Die Augen der in sich gekehrten und im Schneidersitz entspannenden Leute sind auf uns gerichtet, der Mönch dreht sich um, schaut, wer ihn unterbricht... Ronja bricht ihr Schweigen: "Shit...No!" Sie versucht, die Katze zu fassen, was ihr nicht gelingt :D Glücklicherweise nehmen das alle mit Humor und lachen! Und siehe da, Buddhisten haben ein Herz für Tiere! Die Katze darf in der Gumpa bleiben, läuft von Mensch zu Mensch um sich Streicheleinheiten abzuholen und macht es sich schließlich im Schoß eines Australiers breit, der gegen Katzenhaare allergisch ist und sofort anfängt, zu husten und zu niesen. :D Der Katze wird das zu bunt, weshalb sie es sich bei Mick bequem macht. Micks Karma ist wohl nicht das beste, denn er hasst Katzen. :D
Jetzt überlegen wir doch tatsächlich, was wir euch noch berichten können... Unsere Tage im Kloster liefen eigentlich immer recht ähnlich ab, weshalb es nicht mehr sooo viel zu sagen gibt...
Eine Sache möchten wir allerdings noch gerne loswerden... Wir haben die Zeit in Kopan wirklich genossen! Immerhin haben wir endlich das Zentrum Kathmandus verlassen und somit auch Abstand zu den doofen Erinnerungen an unsere Freiwilligenarbeit gewonnen... Dies war ein wirklich schöner Reiseauftakt :) Kopan hat uns einen freien, aufnahmefähigen Kopf beschert, wofür wir echt dankbar sind!
Trotzdem hat jede Medaille zwei Seiten. Und so betrachten wir Kopan, wenn wir genauer und mit etwas Abstand nun nachdenken, als echt strangen Ort. Wir sind uns nicht sicher, ob wir einen realistischen Einblick in das Leben buddhistischer Mönche werfen konnten, oder ob vieles auch für Touristen "gespielt" wurde... So haben wir uns zwar über den kleinen Supermarkt und das Café gefreut, vorstellen können wir uns allerdings beim besten Willen nicht, dass das so auch in anderen buddhistischen Klostern zu finden ist... Schließlich passt das null zum buddhistischen Grundgedanken. Und deshalb kam uns Kopan manchmal etwas "gefaked" vor...
Kommen wir aber nun nochmal von Spekulationen weg!
Kleine, lustige Anekdötchen gibt es noch.... Hier ein kurzer Auszug der besten :)
-> Am ersten Abend, nachdem wir drei Mädels uns gegenseitig mit unserer Angstüber mögliche böse Energien des Klosters angestachelt haben, bringen wir zwei Verena in ihr Zimmer, das im Gebäude neben uns liegt. Wir haben ja bereits die Tierliebe der Klosterbewohner erwähnt... Zum Kopan-Inventar zählen also auch einige Hunde, die tagsüber faul und scheintot in der Sonne brutzeln... nachts aber das Gelände bis auf den Tod verteidigen. :D So kommt es, dass sich Ronja (die ihre Angst vor Hunden hier teilweise wirklich schon in den Griff bekommen hat!) an den kleinen Finger Laras klammert! So umgehen wir die zähnefletschenden, bellenden Hunde gaaaaanz langsam und lautlos und gelangen bisswundenfrei in unserer Fünf-Sterne-Unterkunft :)
-> Eines Nachmittags sitzt Lara an unserem Lieblingsplatz (eine Mauer hinter unserem Schlafgebäude mit wundervollem Blick auf das Kathmandu Valley) und liest... Sie genießt die paradiesische Idylle in vollen Zügen! Plötzlich wird die Stille unterbrochen... Von einem jungen Mönch. Der One-Direction-Fan ist. :D :D :D Laut singt er "You don't know you're beautiful!" :D :D Einreden kann er sichs ja mal.
-> Am letzten Abend hat sich übrigens ein äußerst nennenswerter Zwischenfall ergeben. Im Buddhismus heißt es, dass KEIN Lebewesen getötet werden darf. Koooomisch nur, dass Lara in ihrer delikaten Suppe ein Insekt findet! :D Na Na Na... Bleibt aber unter uns ;)
-> Zu guter letzt kein Anekdötchen, sondern ein paar Geständnisse... Ja. Wir geben zu, dass wir zwei ein paar Tabus gebrochen haben.. Wir geben zu, im Zimmer genascht zu haben (beschämend schauen wir auf den Boden). Wir konnten nicht anders und haben uns Mandarinen (die Ronja noch in irgendeiner Plastiktüte hatte) und Snickers vorgeknöpft :/
Geständnis zwei... Manchmal haben wir vergessen, ohne Schuhe unser Zimmer zu betreten. :/
Geständnis drei... Ganz ohne Musik haben wirs nicht ausgehalten. Wir wissen, das ist schwach, es nicht mal fünf Tage ohne musikalische Klänge auszuhalten... :/ Wir haben gaaaaanz leise und heimlich Musik gehört (amerikanischen Rap, den wir regelmäßig versuchen, nachzuahmen :D).
Geständnis vier: Bringen wirs lieber schnell auf den Punkt... Mick war in unserem Zimmer. Zusammen mit ihm und Verena haben wir Kekse gemampft (doppelte Sünde) und mehr oder weniger witzige Handybilder ausgetauscht...
Ihr seht, ganz so fromm in unserer Tätigkeit als Teilzeit-Nonnen waren wir nicht... Erst hatten wir hin und wieder ein schlechtes Gewissen, wollten wir uns doch an die Regeln halten... Doch wenn wir dann wieder einen Mönch sehen, der wie hypnotisiert auf sein Smartphone starrt, kommen wir wieder ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück :D Immerhin waren wir allermeistens anständig! Und einen Tag haben wir auch tatsächlich bis um zwölf geschwiegen! TSCHAKKA!!!
Nun sind wir in der nächsten Stadt, die wir hier in Nepal besuchen und unsicher machen möchten! In Pokhara!!! :)
Hier sind wir bereits seit einer Woche und weil es uns so gut gefällt, aber auch weil wir hier unser Visum verlängern müssen, bleiben wir noch ne weitere Woche :) Hier passiert viel! Ihr dürft also gespannt sein auf Pokhara-News :)
Dat wars erstmal! Wir wünschen euch eine tolle Woche...hoffentlich ohne Regen, zur Abwechslung mal! ;)
Sonnige Grüße aus unserem total süßen Guesthouse in Pokhara, in dem wir uns ein 1,20m Bett teilen :)
Bis bald :*
Die Sicht von der Cafeterasse auf die Treppe zur Hauptgumpa...
Unser Lieblingsplatz! Hier chillen wir, tagein tagaus... Unter uns das Kathmandu-Valley :)
Das ist die Stupa im Klostergarten, die dem Gründer des Klosterordens gewidmet ist :)
Ebenfalls im Klostergarten
Die Hauptgumpa, in der der Dharma-Talk stattfindet und die frei zugänglich ist für Meditationen :)
Auf unserem geliebten Grashügel haben wir einige Stunden verbracht... Vor allem abends, mit den Lichtern der Hauptstadt unter uns :)
Unsere Klostersuite! <3
Beste Kunden waren wir wohl im Kopancafé :)
Das Wohnhaus der jungen Nachwuchsmönche
Würde uns nicht wundern, würde Harry gleich auf seinem Nimbus 2000 durchs Fenster geflogen kommen :) Urige Bibliothek!
Blieb uns besonders im Gedächnis...
...ebenso dieses Zitat des Dalai Lama :)
Liebe Ronja,
AntwortenLöschenvielen Dank für Euren informativen Artikel. Da ich mit seit längerem für einen Aufenthalt als Nonne auf Zeit in einem buddhistischem Kloster interessiere, wäre ich Euch dankbar, wenn ihr mir die Kontaktdaten von dem Kloster schicken könntet. Meine E-Mail wäre (kochhar.sarah@gmail.com). Liebe Grüße und vielen Dank,
Sarah
Hey Ronja, was für ein toller Bericht vielen Dank!
AntwortenLöschenMir gehts es ähnlich wie meiner "Vor-Kommentatorin"- der Aufenthalt klingt super und käme sicherlich auch für mich in Frage!
Wie habt ihr die Unterkunft im Kloster gebucht, wie das "vor Ort Einführungsprogramm"?
Würdest du sagen, das ganze Programm ist auch für absolute Neulinge im Bereich Meditation/Buddhismus etwas?
Danke schonmal für die Antwort, gerne unter sophie.piotrowski@web.de :)
Grüße Sophie