Donnerstag, 11. Juni 2015

Luna! :)

Es ist der 30. November, als Ronja und ich beschließen, unseren Waisenkindern einen selbstzusammengestellten Adventskalender zu bringen. Jedes Kind darf zwei Türchen aufmachen, worüber wir uns wirklich freuen- und die Kinder freuen sich sicherlich auch total. Schließlich bekommen sie so etwas nicht so oft.
Nun machen wir uns also auf den Weg, unwissend, dass dieser Tag anders verlaufen würde, als geplant. Wir schließen die Türe hinter uns, Tobi, ein Mitfreiwilliger möchte uns begleiten. Wir laufen die Straße entlang, die unser Freiwilligenhaus und eine etwas größere Straße verbindet. Gerade ausschauend erblicken wir plötzlich ein kleines Etwas, das um die Ecke in die Straße hoppelt, die wir entlang laufen. Unschwer zu erkennen, handelt es sich um einen kleinen Hundewelpen, dessen Schlappohren sich bei jedem Schritt tollpatschig mitbewegen. „ Oooh, schaut es euch an“, sage ich, während das Kleine uns entgegen renntSchnell fällt auf, dass sich die vorderen Pfoten von dem sonst hellen Fell unterscheiden. Sie sind rot. Als sich das Kleine kraftlos vor uns niederlässt, wird uns bewusst, dass sie große Wunden an den Pfoten trägt. Ich bin geschockt, es tut mir wirklich leidund den anderen auch. Es sieht aus, als hätte sie ein Motorrad oder ein Auto angefahren.
So knien wir uns nieder und betrachten das kleine Wesen, das vor Erschöpfung die Augen schließt. Den Nepalesen fällt sie auch auf. Sie versuchen jemanden zu erreichen und ich frage sie, wen. Sie sprechen von einem Tierarzt, können aber niemanden erreichen. Also laufen sie weiter. 


Die Stelle, an der wir Luna gefunden haben.

Ich bringe Luna zum Tierarzt...


Tobi und Ronja machen sich nun auch wieder auf den Weg. Sie weisen mich darauf hin, dass es hier so viele kranke und verletzen Straßenhunde gibt. Ich stehe nun also auch auf, aber nach den ersten Straßen steigen mir einfach die Tränen in die Augen. Ich muss helfen, entscheide ich, auch wenn der Tierarzt sie nur noch durch eine Spritze erlösen kann. Die anderen sind nun ziemlich genervt, immerhin hatten wir ja andere Pläne. Trotzdem wollte ich einfach nicht wegschauen und weitergehen. Das machen wir Menschen ohnehin viel zu oft. Ronja schlägt vor, einem Taxifahrer Geld zu zahlen, um über das Kleine zu fahren und es dadurch zu erlösen. Sie handelt sich von mir einen gaaanz bösen Blick ein…:D.  „Also, ich geh zum Tierarzt, ihr zu den Waisenkindern.“. Die beiden anderen suchen sich daraufhin ein Taxi und ich frage Uma, unseren Ansprechpartner nach einer Decke und einer Adresse für einen Tierarzt. Außerdem bitte ich Alex, einen anderen Mitfreiwilligen, mich zu begleiten. Zum Glück dauert es nicht lange, bis ich ihn überredet habe. 

Auf der Fahrt schläft das Kleine in meinen Armen ein. Ich weiß nicht was ich denken soll und habe wirklich Angst, dass sie eingeschläfert wird. Oder ob es je wieder laufen könne. Dort angekommen, müssen wir noch kurz warten, dann kommt es auf den Behandlungstisch. „In zwei Wochen wird sie wieder laufen können“diagnostiziert der freundliche Tierarzt.  Ich bin gleich zweifach überrascht. Erstens: Sie wird es schaffen. Zweitens: Es ist eine sie. Also eine kleine Kämpferin.


Das erste Mal in ihrem Leben bekommt Luna Hundefutter! 



Der Tierarzt reinigt die Wunden und desinfiziert alles – was ihr echt weh tut. Schließlich bekommt 
sie Verbände. Wir müssen nun in zwei Tagen wiederkommen, um die Verbände zu wechseln, dann in 
drei Tagen und so weiter…Antibiotika bekommt sie auch noch 10 Tage lang. 
Ich rufe Mama an. „ Mama, wir haben jetzt einen Hund“. Ich erzähle ihr was passiert ist, und wir müssen beide weinen. :D Für uns ist es nun eine Selbstverständlichkeit, dass sie ab jetzt zu uns gehört.
Zuhause im Freiwilligenhaus erlaubt uns Uma, sie in der Küche des Freiwilligenhauses zu halten, bis ich sie aufgepäppelt habe. Sie bekommt einen Karton mit einer Decke und damit sie es nachts schön warm hat,  fülle ich alte Plastikflaschen mit heißem Wasser.


Hier fülle ich die Colaflasche mit heißem Wasser, damit Luna nicht friert. 

Ihre Füße nach dem Tierarztbesuch. 



Ich verbringe viel Zeit mit ihr... hier beim Wäschewaschen. :D 

Der Karton ist Lunas "Körbchen" :) 


Die ersten Tage hab ich wirklich Angst um sie..aber sie ist ganz tapfer und jeden morgen wenn ich in die Küche komme, bin ich so erleichtert, dass es ihr gut geht. An der Stelle ein riesiges Dankeschön an meine lieben Freiwilligen, die sie in der Küche toleriert und mir geholfen haben. Ihr seid spitze! J Und auch an Alex vielen Dank für die etlichen Begleitungen zum Tierarzt und die Pflege um sie. Ohne dich hätte ich das sicher nicht so geschafft.  

Alex, wie er Luna zum Tierarzt trägt. 

Nun suchen wir alle nach einem Namen…Hendrik, der ihr tagsüber Gitarre im Hof vorspielt, besteht auf „Flohtüte“, denn sie lebt vor Ungeziefer, deshalb können wir sie anfangs auch nur mit Handschuhen anfassen.  Aber das sollte sich eine Woche später ändern, als sie ein Mittel dagegen bekommt. 
Die rechte Pfote wird jedoch zeitlebens nur zur Hälfte bestehen. Denn das Fell wird wieder darüber wachsen, die Knochen jedoch natürlich nicht.  Ganz tapfer und neugierig humpelt sie nun auch über den Hof des Freiwilligenhauses und hat furchtbar Angst vor dem großen schwarzen Nachbarhund. 

Mitte Dezember ist das Projekt für Ronja und mich vorbei und wir ziehen aus. Natürlich kommt die Kleine mit. Sie trägt nun übrigens einen richtigen Namen: Luna. J Unser Guest House toleriert Hunde zum Glück…

Immer noch ist ihre schlechtere Pfote verbunden, die andere Pfote muss nun an die Luft, um noch besser zu heilen. Zwei Tage später, kommt auch der andere Verband ab. Natürlich muss sie auch einen Trichter tragen, damit sie ihre Wunden nicht abschleckt. Dieser nervt sie natürlich ziemlich.
 
Luna mit Trichter :D 

Die Zeit im Hotel stellt sich als ziemlich anstrengend heraus...Ronja ist krank und ich auf dem besten Weg, es zu werden. Ich versuche mit ihr öfter auf eine kleine Wiese zu gehen, die wohl einzige in Kathmandu..:P Trotzdem, stubenrein ist sie natürlich noch nicht…so pinkelt sie in jede Ecke des 
Hotelzimmers und zerrupft auch sämtliche Kleidungsstücke, Bücher und so weiter.  Ich versuche sie im Badezimmer zu halten, einfach, weil das leicher ist, wenn ein kleiner Welpe noch nicht stubenrein ist. Sobald man jedoch die Tür hinter ihr schließt, beginnt sie bitterlich zu winseln und zu bellen, so gut es ein Welpe eben kann. Zu dem trommelt sie mit ihren Füßen gegen die Türe, was ihre Wunden wieder aufreißt. Also, Hundi wieder raus…mit ihren Vorderläufen läuft sie das Bett ab, sie möchte so gerne zu uns ins Bett. Mittlerweile ist es jedoch schon spät, wir sind ferig, Ronja geht es nicht gut und Hunde mag sie eben auch nicht. Also, was mit dem Hund machen? Wenig später gewinnt Luna und darf zwischen uns schlafen. Sie ist so ruhig wie selten zuvor. Ich danke meiner besten Ronja an dieser Stelle! Danke für deine Unterstützung, und das obwohl du keine Hunde magst! Das zeugt von einer wahren Freundschaft! :*

Als wir gemeinsam beschlossen haben, Luna zu uns nach Deutschland zu nehmen, dachte ich noch, dass ich sie mit mir mitnehmen kann..doch der Prozess erweist sich als wesentlich komplizierter als gedacht. Als ich Luna gefunden habe, war sie zwei Monate alt. Um nach Deutschland auszureisen, gibt es natürlich strenge Anweisungen. Ab dem dritten Monat darf man sie gegen Tollwut impfen, einen Monat später, also wenn sie vier Monate alt ist, muss man die Schutzimpfung geben. Nach dieser Zweitimpfung muss man warten, bis der Körper nochmals Antikörper gebildet hat. Das dauert etwa drei Wochen. Nun muss das Blut nach Deutschland geschickt werden und wird dort geprüft. Wenn das Blut nun einen Titer besitzt, der hoch genug ist, dann muss das Tier ab da noch drei Monate in dem Land verweilen, bevor es ausfliegen darf.

Ich entscheide, dass es nur gerecht wäre, Luna in der Zeit, in der wir reisen, zu jemandem zu geben, der Ahnung hat und sich voll um sie kümmern kann. Schließlich sind Ronja und ich ja nach Nepal gekommen, um ab Anfang des Jahres herumzureisen. Dies wäre ein ziemlicher Stress für einen kleinen Welpen gewesen und auch für uns… 
Es erweist sich als extrem schwer, ein Zuhause für sie zu finden..ich fülle sämtliche Foren mit 
meinem Anliegen und telefoniere herum. Schließlich findet sich eine Hundeunterkunft. Nach dem wir uns ein Bild darüber gemacht haben, beschließe ich, sie dort am 28. Dezember dort hinzubringen.


Ich nehme Kontakt auf zu dem Büro, das hilft, Luna auszufliegen..sie brauchen die Maße der Transportbox, ein Bild von ihr darin, das Gewicht und so weiter. Ich kontaktiere also die Unterkunft, bei der Luna ist, diese jedoch checkt sehr selten ihre Mails. Dann haben die meisten Nepalesen keine Waage und so weiter. Irgendwann hatten wir alle das Gefühl, die ganze Welt hat sich gegen uns verschworen, weil alles so irre kompliziert ist. Erstrecht, als Nepal am 25. April ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschüttert. Wir haben total Angst, dass ihr was passiert ist und versuchen ständig, jemanden zu erreichen. Am Nachmittag kommt endlich die Nachricht: Es geht ihr gut.
Der Druck wächst nun immer mehr bei uns.. wir wollen unsere Luna endlich hier haben, bevor ihr noch etwas zustößt. Aber in Nepal ist natürlich Land unter. Nichts mehr funktioniert die ersten Tage.

Davor besucht Luna mit uns noch mehrere Tage das Waisenheim, weil wir beschlossen hatten, mit den Waisenkindern Weihnachten zu verbringen. Die Kinder sind alle glücklich über unser „Mitbringsel“ und spielen mit ihr. 

Am 28. Dezember wird sie in die Unterkunft gebracht. Ronja und ich haben davor schon etliches an Hundefutter gekauft, außerdem ein Körbchen und eine riesige Decke, damit sie es  schön warm hat . Auf der einen Seite tut es mir echt leid, sie so zurückzulassen, auf der anderen Seite bin ich natürlich froh, dass sie nun ein festes Zuhause für die nächsten fünf Monate hat.

Die nächsten Monate versuche ich, sie immer zu besuchen, wenn wir nach Kathmandu zurück kommen. Sie wird natürlich immer größer und ihre Pfoten sehen immer besser aus. J

Am 10. Februar ist es endlich soweit. Ihr wird Blut abgenommen und es wird nach Deutschland geschickt. Drei Wochen später erleichtertes Aufatmen: Der Titer ist hoch genug. Damit steht das früheste Ausflugdatum fest: 10. Mai. 

Am 26. März fliegen wir nach Hause und ich muss sie leider zurück lassen.

Beim Tierarzt vor der Blutabnahme 

Beim Besuch in Lunas Unterkunft, bevor wir abgeflogen sind :) 

Street Dog Care 


Nun wird die Sache kompiziert..denn es ist wohl leichter, Diamanten zu schmuggeln, als einen Hund aus Nepal zu bringen. 
Ich nehme Kontakt auf zu dem Büro, das hilft, Luna auszufliegen..sie brauchen die Maße der Transportbox, ein Bild von ihr darin, das Gewicht und so weiter. Ich kontaktiere also die Unterkunft, bei der Luna ist, diese jedoch checkt sehr selten ihre Mails. Dann haben die meisten Nepalesen keine Waage und so weiter. Irgendwann hatten wir alle das Gefühl, die ganze Welt hat sich gegen uns verschworen, weil alles so irre kompliziert ist. Erstrecht, als Nepal am 25. April ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschüttert. Wir haben total Angst, dass ihr was passiert ist und versuchen ständig, jemanden zu erreichen. Am Nachmittag kommt endlich die Nachricht: Es geht ihr gut.
Der Druck wächst nun immer mehr bei uns.. wir wollen unsere Luna endlich hier haben, bevor ihr noch etwas zustößt. Aber in Nepal ist natürlich Land unter. Nichts mehr funktioniert die ersten Tage.
Was aber immer noch nicht geklärt ist: Wer hilft uns, den Hund für das Fliegen vorzubereiten? Es ist nämlich enorm kompliziert. Allein fünf Originaldokumente braucht es, damit das ganze überhaupt ansatzweise klappt. Zwei davon müssen zudem von der Regierung abgesegnet werden..
Zum Glück finden wir eine echt tolle Organisation namens Street Dog Care. Die Mitglieder päppeln verletzte oder kranke Hunde auf und gehen beispielsweise jedes Jahr ein Mal auf die Straße und impfen viele Straßenhunde gegen Tollwut. Ihre Gründerin ist eine Deutsche namens Andrea Bringmann, außerdem ist Jasmine Bröcking, die Programm Managerin vor Ort. Dank diesen zwei Frauen ist es uns gelungen, Luna am 28. Mai auszufliegen. Es stellt sich alles als nicht so einfach heraus, bis zum 27. Mai ist es unsicher, ob die Dokumente rechtzeitig ausgestellt werden können. Der Flug ist allerdings schon gebucht. In engem Kontakt stehend schaffen wir es jedoch. Wir sind so erleichtert, als die Nachricht kommt, dass Luna gut abgeflogen ist.

Der nächste Morgen ist richtig aufregend für uns.  Bereits um vier Uhr klingelt unser Wecker, denn um halb sieben landet unsere Luna. Dort angekommen dürfen wir sie aber leider nicht gleich in Empfang nehmen. Erst werden die Papiere überprüft, wir müssen zum Zoll, sie wird vom Tierarzt untersucht und so weiter.. Das dauert ungefähr 2,5 Stunden.
Bis ein Zollbeamter uns schließlich vom Warten erlöst. „Gehen Sie nach draußen an die große Rolltüre. Dort können Sie Ihren Hund in etwa 10 Minuten in Empfang nehmen.“ 15 Minuten später, nachdem wir etliche Male durch das Glas der Rolltüre spicken,  ist es endlich soweit..die Türe öffnet sich und Luna schaut uns fröhlich entgegen. Ein Glück erkennt sie mich wieder und ich drücke sie ganz fest an mich..endlich haben wir es geschafft. Auch Mama, Papa und Timo hat sie gleich total gerne. 

Luna bei mir Zuhause! 

...und neugierig auf unserem Balkon :) 

Endlich habe ich sie wieder!!! :) 


Ich habe in Nepal oft an mir gezweifelt. Hab mich gefragt, ob es richtig war, nicht weiterzugehen, was falsch und was richtig ist…und ob es überhaupt ein Falsch oder ein Richtig gibt? In dem Moment, als ich sie hier in Empfang nehmen durfte wurde es mir klar. Nur für mich musste es richtig sein. Und das war es! Ganz egal, was andere darüber denken oder sagen. Denn meiner Meinung nach lohnt es sich, um jedes Leben eines Wesens zu kämpfen. Egal ob es ein Tier oder ein Mensch ist, denn das- so denke ich- tut überhaupt nichts zur Sache.
„Let us work together to give all beings a better life“. Das ist auch der Leitspruch der Organisation „Street Dog Care“ Ich danke euch nochmals und finde eure Arbeit so klasse! <3

Zum Schluss möchte ich mich noch bei meiner Familie bedanken. Ihr seid toll!
Mama mit ihrer ausgeprägten Liebe zu Tieren; du hast genau das Richtige an mich weiter gegeben.
Papa, der eigentlich nicht unbedingt einen Hund wollte, aber sich schon ab den ersten Bildern in sie verliebt hat! :D Und nach den paar Tagen, in denen sie jetzt hier ist, kann ich euch sagen..die zwei lieben sich! :D
Und Timo dafür, dass auch er mich stets mit meiner Entscheidung unterschützt hat. J
Und für den Kommentar „ Mit der geh ich joggen, damit sie nicht fett wird“ :P

 











              Neugierig auf unserem Balkon und zieemlich verspielt…was sie ziemlich müde macht!  




























Montag, 20. April 2015

"Auf, auf und davooooon!" - Sawadee Thailand :)

"So. Meine Jacke lass' ich definitiv hier", freut sich Lara, die in Nepal 25 Stunden am Tag ihre Daunenjacke trägt. "Die brauchst du ja auch nicht" stellt Ronja fest... Denn, unsere lieben Leute, wir haben uns an Silvester dazu entschlossen, noch in ein anderes Land zu reisen!!!:)
 Die Entscheidung dazu ereignete sich ungefähr wie folgt:

Morgens, halb zehn in Nepal, Kathmandu: Lara setzt sich im Bett auf: "Ey, lass doch echt nochmal in ein anderes Land reisen. Ich meine... so ein bisschen Strand und Wärme wären schon nicht schlecht!" - "Stimmt, lass nachher mal nach Flügen schauen!" 
Wenig später sitzen wir - wie sollte es anders sein wenn wir gutes Netz brauchen?! - bei Himalayan Java, gönnen uns herrlich duftenden Limonengrastee und studieren die Weltkarte... Was liegt in der Nähe von Nepal? Welche Flüge sind günstig? Für welches Land brauchen wir bestenfalls kein Visum, oder nur ein geldbeutelsparendes? Goa? Kalkutta? Indien wäre super!!! Oder doch Thailand...? Auf 'ne Insel? Oder mitten nach Bangkok ins pulsierende Leben? ...
Am Ende des Tages haben wir uns, man glaubt es kaum, entschieden, Flüge und eine erste Unterkunft sind gebucht....und unsere Eltern informiert. :D
Es soll Mitte Februar für zwei Wochen nach Thailand gehen! Anschließend möchten wir in Nepal noch ein paar kleinere Orte besuchen, ehe es Ende März auch schon gen Heimat geht... Ab  diesem Tag ist der Countdown bis zum 14. Februar gestellt und wir freuen uns riesig!!! :)

Wir können es umso weniger glauben,  als der Tag dann endlich gekommen ist! In weniger als einer halben Stunde haben wir Bikini und sämtliche Tshirts (viele sinds ja nicht) gepackt. Da das alles fast nichts an Platz wegnimmt, entscheiden wir uns für einen gemeinsamen Rucksack! :) 
Wir verlassen unsere Unterkunft mit knapp 10 Kilogramm Gepäck und finden es total komisch, dem Taxifahrer zu erklären,  dass wir zum "Airport" wollen... Nepal nach 3, 5 Monaten verlassen und in ein anderes Land reisen? Wieder eine völlig neue Kultur kennenlernen, eine ganz neue Umwelt erleben? Sonderbar! Wir haben uns schon so an Nepal gewöhnt, dass es sich in dem Moment, in dem wir den Flughafen betreten, echt eigenartig anfühlt!
 Trotzdem freuen wir uns wie Bolle auf Thailands Sonne, Essen und Strände! Auf die lange Reise dorthin freuen wir uns weniger. Wir fliegen über Mumbai nach Bangkok. Aufenthalt in Mumbai: 7 Stunden.  Aber heeey, kein Ding... Beim Rückflug werden es 14 sein. Angekommen in Mumbai wundern wir uns über KFC und Pizza Hut, weil es diese Restaurants in Nepal nicht gibt und es echt ungewohnt für uns ist, das wieder zu sehen. Mit ner großen Portion Pommes heißt es nun: durchhalten bis um halb zwei nachts, da geht's nämlich weiter. Und wie schlägt man am besten die Zeit bis dahin tot, wenn man den Flughafen nicht verlassen darf und der Transitbereich so klein ist, dass man nicht mal zehn Minuten alles gesehen hat? Richtig, man trifft einen Amerikaner, der das gleiche Reiseziel hat. Name: Kyle, Alter: 22. Wir kommen also  ins Gespräch und erfahren, dass Kyle in seinem jungen Alter der amerikanischen Army schon vier Jahre gedient hat. Er war sogar für viele Monate in Afghanistan und Bagdad stationiert... Wir finden das irgendwie total krass... Aber auch wahnsinnig interessant, von jemandem, der vor Ort war, Berichte zu hören! Und so stellen wir viele Fragen zum Krieg in Afghanistan, Kyles persönlichen Erlebnissen und seinem Umgang mit Leid und Tod. Es ist eben immer wieder beeindruckend, was für Menschen man auf Reisen kennenlernt... Wir drei haben kurzerhand beschlossen, von nun an zusammen in Thailand zu reisen! :)
In Bangkok gelandet und ziemlich müde, freuen wir drei uns also auf eine ruhige, dreistündige Busfahrt nach Hua Hin! Doch Pustekuchen :D Der nächste Bus fährt um 17:30 Uhr und jetzt ist es gerade mal kurz vor 12!!! Plan B: eine Stunde mit dem Taxi in die Stadt und einen anderen Bus vom Victoria Monument aus nehmen! Mit den Taxis ist es in Bangkok jedoch nicht so wirklich einfach. Zuerst muss man sich in eine lange Reihe stellen, um seine Taxinummer zu ziehen... Etwas genervt sind wir nun schon. :D Anschließend sucht man den Taxistand mit der gezogenen Nummer, wartet dort aufs Taxi, steigt ein und zahlt einfach den Preis, den der Fahrer nennt. Mit den Taxipreisen in Nepal ist das aber leider gar nicht zu vergleichen...:D In der Stadt angekommen geht dann alles recht flott und wir sitzen bald im Bus, der uns nach Hua Hin bringt. Unfassbar wie entspannt eine lange Fahrt doch sein kann, wenn der Bus noch keine 40 Jahre alt, mit funktionierenden Bremsen ausgestattet und die Straße ebenmäßig ist! Hua Hin ist der älteste Badeort Thailands und der Ort der Sommerresidenz des thailändischen Königs und seiner Familie. Die kleine Stadt liegt 185 Kilometer südwestlich von Bangkok, direkt am Golf Thailands! ...Was uns natürlich ganz besonders freut! :)
Im Hotel (hier bekommt man ebenso viel für wenig!) angekommen, flachst Lara sich erstmal gediegen aufs Bett während Ronja völlig enthusiastisch alles in den vorhandenen Schrank (!!!!!!!!) füllt. Anschließend unternehmen wir mit Kyle, der im Hostel nebenan eingezogen ist, nur noch einen kurzen Sprint ins Meer und freuen uns dann auf eine riesige Portion Schlaf! 
Der nächste Tag startet mit Porridge, Toast und - wer hätt's gedacht - weichen Eiern. Nach dem schon bald obligatorischen Gang zum Supermarkt "7Eleven", wird's dann aber schleunigst Zeit für Sonne und Meer! Ronja cremt sich mit 15er-Sonnencreme ein ("Wird schon reichen!"), Lara ist etwas vorsichtiger und versucht es mit einer 30er, die wir ebenfalls in Nepal noch schnell besorgt haben. Am Ende des langen Tages in der prallen Mittagssonne, stellt Lara im Zimmer jedoch fest: "Scheiße, ich bin verdammt rot!" Und so fühlt es sich auch an. Sie informiert sich über "Lichtschutzfaktor 30" und stellt mit riesiger Empörung fest: "Wusste ich's doch! Laut Berechnungsskala dürfte ich keinen Sonnenbrand haben". Sie macht ihrem Ärger laut Luft... Und möchte die nepalesische Cremefirma am Liebsten verklagen, merkt jedoch gleichzeitig, dass Ronja fast verschont wurde. Erneutes Fazit von Lara also: "Mein Glück mal wieder." :D Die nächsten Tage verflucht sie regelmäßig die Toilette, die sich zwei Etagen unter uns befindet und für deren Weg ihre Fortbewegung einem "Oppa" gleicht :D Lara beschließt an diesem Abend: "Die nächsten Tage bringt mich keiner mehr in die Sonne." Und so ist es auch... die nächsten zwei Tage verbringt sie wie ein gestrandeter Wal auf dem Bett. Ronja mutiert morgens und abends zur Pflegekraft, schmiert sämtliche Gele auf die blasige Haut und versorgt ihren Schatz mit Essen, Kaba ausm Tetrapack, Orangensaft und dem Hauptnahrungsmittel Nummer 1: Eis! Tagsüber geht sie mit Kyle also alleine zum Strand, lässt sich ordentlich brutzeln und wird tatsächlich richtig schön braun. :)
Nach ein paar Tagen wagen wir uns - Lara diesmal mit 50er Sonnencreme bestückt - wieder gemeinsam aus dem Haus! Es geht nach Khao Takiab, dem Affenberg im Nachbarort. Der Affenberg ist ein herrlicher Aussichtspunkt und zugleich ein buddhistisches Denkmal. Neben dem Affenberg befindet sich ein weiter Strand, auf dem wir es uns erst mal gemütlich machen. Hier kann man wirklich locker 100m ins Meer laufen, ohne dass das Wasser auch nur bis zur Hüfte reicht!!! Nach einiger Zeit und einer kleinen Stärkung (lecker Seafood für unsere Nicht-Vegetarierin!), wagen wir uns tatsächlich in der drückenden Hitze und bedeckt auf den Berg... Wir sind froh, als wir endlich alle Stufen geschafft haben! Der Tempel, der am Gipfel zu besichtigen ist, erweist sich als kleiner "Fail", da er nur aus weiter Ferne zu betrachten und noch dazu verdammt klein ist...eigentlich ist er nur ein winziger Schrein. :D Ganz umsonst war die Mühe trotzdem nicht, denn der Ausblick auf das Meer und die umliegenden Strände ist hier oben wirklich schön! Das muss mit einem dritten Eis belohnt werden! :) Doch Obacht!!! Bis zum Strand muss das Eis unter unserem Shirt versteckt werden! Denn wie der Name "Affenberg" schon sagt, bewohnen einige mehr oder weniger aggressive und gaunernde Affen diesen Berg...immer auf der Lauer nach Sandwiches, Obst oder Eis :D In Sicherheit dann genießen wir unser Eis und kühlen uns ab :) Zurück nach Hua Hin geht's mit dem TucTuc, das hier im Vergleich zu den nepalesischen ne wahre Luxuskarre ist! 
Wenn wir tagsüber nichts zusammen mit Kyle gemacht haben, treffen wir uns abends und sprechen beim Abendessen über Amerika, Deutschland, seinen Trek aufs Everest Basecamp, unsere Erlebnisse und den Tag :) Eines Abends beschließen wir drei, den "Nightmarket" in Hua Hin zu besuchen! In Thailand wimmelt es nur so von Märkten! Und besonders beliebt sind eben die zahlreichen Märkte, die beginnen, wenn die Dämmerung eintritt und die halbe Nacht andauern :) Thailands Märkte sind richtige Bazare! So kann man Kleidung, Schnitzereien, Spaßartikel, Badezeugs, Schuhe, Souvenirs, feinste Früchte und selbstverständlich jede Menge Seafood kaufen. Von letzterem ist Ronja total begeistert, denn sie liebt Shrimps und Krebsfleisch - ob paniert, frittiert, gekocht oder angebraten! Lara hingegen ist davon weniger angetan, beschwert sich über die vielen toten Meerestiere, die hier ausliegen und greift auf Käsecrepé und Fruchtsmoothie zurück :) So sind wir zwei, eigentlich grundverschieden... Allermeistens aber ein super Team! :)
Nun... Kyle möchte noch einige Tage in Bangkok verbringen, weshalb er uns ein paar Tage bevor wir wieder nach Nepal fliegen, verlässt. Thailands von Touris überlaufene Hauptstadt Bangkok hatten wir eigentlich nicht geplant... Wir entschließen uns dann aber doch dazu, zumindest eineinhalb Tage und eine Nacht dort zu verbringen :) Also fahren wir im Minivan zurück nach Bangkok, stillen den Hunger erstmal mit KFC-Pommes und Heißer Schokolade und fahren in die Khao San Road. Die Khao San Road ist eine mega bekannte Straße in Bangkok und anscheinend auch über die Landesgrenzen hinweg berühmt! Jeder, der nach Thailand reist, besucht diese Straße, sodass man hier so vielen anderen Rucksackreisenden aus aller Welt begegnet und praktisch die gesamte Vielfalt an Weltbewohnern hier in einer nur etwa 400m langen Straße anzutreffen ist! :) Natürlich wimmelt es hier nur so vor Restaurants, Kneipen, Clubs und Geschäften, die von Thais geführt werden... Rund um die Uhr kann man hier an zahlreichen Straßenständen billige Kleidung kaufen, sich tätowieren lassen oder munter durchfuttern! Und das machen wir besonders gerne, denn was wir auf unserer Reise gelernt haben, ist, dass Essen von der Straße prinzipiell am Besten schmeckt!!! Wir kaufen also nochmal ordentlich ein (schließlich ist im Rucksack ja noch Platz!) und essen in einem thailändischen Schuppen etwas außerhalb zu Abend :) Die Nacht verbringen wir in einem der günstigen Hostels. Es dauert etwas, bis wir den versteckten Eingang zum Hostel gefunden haben. Freunde. :D Wir zwei wollten ja schon immer mal eine Nacht zum Spaß in der JVA verbringen und wissen, wie es ist, in einer Zelle zu schlafen... Diese Erfahrung dürfen wir allerdings schon heute machen - und das, ohne in einem Gefängnis zu sein! Wir laufen zig Wendeltreppen nach oben in den obersten Stock und beziehen unsere Zelle... Fenster gibt es keine, nur behagliche Gitterstäbe... Hier steht ein Holzgestell, das wohl ein Bett sein soll :D Eigenartige Krabbeltiere hausen unter unseren Kopfkissen und die Waschbecken auf dem Flur, die für den gesamten Stock sind, funktionieren ungefähr kaum... Zimmertemperatur: 40 Grad! Schreit ja geradezu nach einer lustigen Nacht! :D Diese Nacht geht als eine der heißesten, lautesten und einfach scheußlichsten Nächte in unsere Reisegeschichte, das steht fest! Aber heeeey, wir habens überstanden! Am nächsten Morgen packen wir unser Zeug wieder in den Rucksack und treten die Weltreise zum Flughafen an. Den wohl längsten Zwischenaufenthalt von 14 Stunden in Mumbai überstehen wir irgendwie auch noch, auch wenn Schlaf im hell beleuchteten, lauten Transitbereich des Flughafens nicht möglich ist... Zurück in Kathmandu verlängern wir unser Visum noch einmal um einen Monat... Dann legen wir uns ins Bett und schlafen den Schlaf der Gerechten :)
Das war unser Abstecher nach Thailand! Über Hua Hin sagen wir im Nachhinein: "Ganz nett, aber eher ein Seniorenstädtchen, ein Ort zum Chillen" :D In Bangkok war schon deutlich mehr los, auch wenn wir im Prinzip Nichts gesehen haben... Wir sind uns sicher, dass es in Bangkok ganz viele sehenswerte Sachen gibt und würden uns freuen, irgendwann wiederzukommen und dann länger zu bleiben... Dennoch haben wir die kurze Zeit in Thailand total genossen und es uns gut gehen lassen! Die extrem hohen Stimmen der Thai-Frauen werden wir so schnell nicht vergessen (:D), den Blick auf das offene Meer, das gute Essen und das viele Eis vermissen... Aber ehrlich? Nepal hat total gefehlt. Und wir haben uns so krass auf die Rückkehr in diese momentane Wahlheimat gefreut!!! :)
Nun zeigen wir euch noch ein paar Fotos von unserem Trip! 

Hier hat Lara sich ihren Sonnenbrand zugezogen :D 

Khao Takiap 

Blick auf den Affenberg 

Ein paar der unzähligen Stufen, die wir bei unmenschlicher Hitze erklimmen... Tschakka!!! 

Eine riesige Buddhastatue am Fuß des Bergs 




Der Tempel. Reinfall Nummer 1 :D 

Sport mit lebendigen Gewichten! 

:D Da war der Selbstauslöser wohl schneller! :D 

Mittwoch, 8. April 2015

Wir malen uns die Welt, wie sie uns gefällt... :)

Es heißt mal wieder "Namaste!" :) Das kalte, triste Wetter möchten wir gerne dazu nutzen, Euch mit diesem Beitrag etwas Farbe und gute Laune zu schenken! :)

Wir erzählen Euch heute etwas vom Holi Festival! :) Es ist das Fest, an dem mit Farbpulver gesprüht wird, während feierwütige Partypeople zu lauter Musik tanzen; einige kennen das sicher...  Allerdings geht's bei dem Holi Festival, an dem wir teilgenommen haben, nicht nur ums steilgehen; der Ursprung des Festes liegt in Südasien, in Indien und dem südlichen Nepal - weshalb auch dieses Fest wieder spirituellen Charakter hat :)
Holi ist ein hinduistisches Fest, das jedes Jahr am ersten Vollmondtag im Monat Phalgun, also Februar/März, in ganz Indien und Nepal gefeiert wird. An diesem Tag gebührt man dem Sieg des blühenden Frühlings über den kalten, lähmenden Winter. Allgemeiner: Man feiert den Sieg des Guten über das Böse :) Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses farbenfrohen Festes in Nepal ist der Akt der Versöhnung. An diesem Tag feiern alle Nepalis zusammen; die leider immer noch bestehenden gesellschaftlichen Schranken zwischen Kasten und Geschlechtern scheinen sich zumindest für einen Tag (größtenteils!) zu öffnen. Wir waren mittendrin! :)

Bereits einige Tage vor dem ersten Vollmondtag, der in diesem Jahr am 5. März ist, werden lauter Säcke voller Farbpulver auf den Straßen Kathmandus verkauft. Früher wurden die Farben übrigens rein biologisch aus Kräutern, Blüten und Früchten gewonnen... Mittlerweile handelt es sich meist um synthetisch gefärbte Pulver... Wir freuen uns bereits seit knapp vier Wochen auf den 5. März, da uns schon viel über diese Riesenparty erzählt wurde - und wir natürlich jede Gelegenheit zum Feiern nutzen! :D
Am Vorabend suchen wir aus unserem spärlichen Rucksackinventar die Kleidung raus, die morgen so richtig schön eingesaut werden darf... Ein Glück besitzt Lara noch ihr weißes Shirt mit dem schönen Kakaofleck! 
Am Morgen des großen Tages steht erstmal das tägliche "Eierorakel" an :D Lara frühstückt täglich Toast mit "HARDboiled eggs". Dass die Eier hart sein sollen, wird extra deutlich betont und am besten noch dreimal wiederholt... denn: So ziemlich immer sind die Eier weicher als weich. Und je weicher das Ei, desto grimmiger Laras Gesichtsausdruck und desto lauter Ronjas Gelächter. Folge: der Tag startet witzig und kann nur noch witziger werden. :) Die Konsistenz der Eier an diesem Morgen? Das Eiweiß läuft zwischen Laras Fingern hindurch, das Ei ist nahezu roh. Das "Eierorakel" ist heute also vielversprechend! :D
Nach dem Frühstück laufen wir im Kakaofleckshirt los... Es geht zum Basecamp, einer Unterkunft, in der wir nun auch schon häufiger waren und fast schon so etwas wie Freunde gefunden haben :) Blöd nur: der Fußweg ist lang. Und als Nicht-Nepali ist man ein gern gesehenes Opfer für die ersten Farbattacken :D Lara schreit plötzlich laut auf, als sie mit einer Wasserpistole abgeschossen wird und rennt weg! Ronja steht mal wieder auf ner extrem langen Leitung...und bekommt prompt den ersten Eimer kaltes Wasser ab :D Damit ist das Feuer eröffnet und wir werden mit Wasserbomben regelrecht bombardiert! Pitschnass kommen wir also im Basecamp an, treffen alte Gesichter wieder und liefern uns mit den Bewohnern anderer Häuser eine Wasserschlacht von Hausdach zu Hausdach! :D 
Die Hauptparty steigt später in Basantapur, auf dem Durbar Square Kathmandus! Nass und bereits gut farbig, laufen wir später zusammen auf den riesigen Platz... Unterwegs kommen uns immer wieder Menschen entgegen, die unsere Gesichter mit dem Farbpulver bestreichen und brüllen: "Happy Holi!" :) Auf dem Hauptplatz des Squares befinden sich bereits tausende Nepali: eine riesige Menge tanzt vor der großen Bühne, auf der ein DJ die Disks scretcht. Viele Weitere sitzen, liegen oder trinken gechillt ein Bier auf den Stufen der vielen Tempel, die sich hier befinden. Das Militär ist natürlich wieder präsent und steht einsatzbereit mit Messer, Schlagstock und Gewehr (kein Witz!) an allen Ecken... Mittlerweile ist es für uns kaum noch komisch, an so schwer bewaffneten Menschen vorbeizulaufen, selbst daran gewöhnt man sich irgendwie... Und wie wir später noch erleben sollen, wird so viel Militär hier auch wirklich gebraucht. Wir springen eine Weile in der Menschentraube vor der Bühne im Takt zur lauten Musik, danach brauchen wir ne Pause und trocknen uns auf den Stufen des Kamasutratempels :) Hier lernen wir direkt drei nepalesische Jungs kennen, die sich über deutsche und noch dazu bunte Mädels so freuen, dass wir für zahlreiche Fotos herhalten müssen. Da uns das schnell zu bunt (HaHa, es lebe der Wortwitz!) wird, sind wir froh über die Einladung einer kleinen, ebenfalls Nicht-Nepali-Gruppe, die unterhalb des Tempels steht und uns zu sich winkt :) Wir tanzen, springen und schwitzen eine ganze Weile mit den holländischen Goudaliebhabern (:D) in der Menge. So schön die Feierei hier aber auch ist... Immer wieder rastet ein Nepali aus und es kommt zu Schägereien... Ronja bemerkt einen jungen Nepali, der ein Taschenmesser aus seiner Jackentasche zieht und einem anderen Jungen den gesamten Unterarm aufschlitzt. Dieser flippt daraufhin total aus und prügelt wild auf den Anderen ein. Das Militär kommt nun (wie leider ziemlich häufig an diesem Tag) zum Einsatz, bahnt sich seinen Weg und schlägt die beiden mit ihren Schlagstöcken auseinander... Hier wird scheinbar Gleiches mit Gleichem bekämpft. Viele Nepalis trinken so viel, dass sie aggressiv werden und Prügeleien anfangen...  Das Militär prügelt dann irgendwie immer 'dazwischen', um (ironischerweise) eine Massenschlägerei zu verhindern... Das macht andere dann ebenfalls wütend, sodass der "Prügelkreislauf" perfekt wird :/ Der Sinn des Holi Festivals ist das leider überhaupt nicht!
Etwas friedlicher ist es am Rand :) Hier haben sich kleine Gruppen gebildet, die alle miteinander feiern. Die Leute bilden Kreise und feuern die zwei Tänzer in der Mitte an, man nimmt sich gegenseitig auf die Schultern und Schuhe werden erst ausgezogen und anschließend in die Luft geworfen... Jeder singt, jubelt, tanz und lacht! :)
Als wir später durch die vollen Straßen Thamels laufen, werden wir immer wieder angesprochen und gefragt, woher wir kommen. Unsere Antwort sorgt stets für Begeisterung und wieder mal werden wir auf den Weltmeistertitel angesprochen :D Kinder haben sich zu kleinen Gruppen zusammengefunden und warten nur darauf, uns mit den Wasserbomben abzuwerfen! Auch sollte man hier immer ein waches Auge nach oben haben, denn besonders witzige Hausbewohner, die sich selbst nicht auf die Straße trauen, schütten Eimer voll Wasser aus den Fenstern...genau dann, wenn wir unten stehen :D Sicher bekommen wir als "Touris" mehr ab... Aber an  diesem Tag kann uns kein Wasser der Welt etwas anhaben!
...im wahrsten Sinne des Wortes. Denn, so schön die bunte Farbe auch ist, irgendwann muss sie ab. Lara, die früher als Ronja zum Hostel zurückgeht, hat noch warmes Wasser, dass das Beseitigen des hartnäckigen Pulvers zumindest annähernd möglich macht... Ronja kommt einige Zeit später vom Feiern zurück... Das Wasser ist kalt. Wieder einmal :D Aber es hilft nichts, irgendwie muss das Zeug ab! Resultat: Es wird geschrubbt! Aber Farbflecken bleiben noch Wochen auf unserer Haut! Und Ronjas Haare glänzen noch heute, vier Wochen später, in der Sonne an einigen Stellen leicht pink und gelb. :D Ein tolles Andenken! Und ein Hoch auf synthetische Farben!!!
Der Tag des Holis gehört zu den schönsten, die wir in Nepal erleben durften... Der Einblick in dieses weitere Festival war fantastisch :) Abgesehen von den paar Irren, die meinen, die Bedeutung des Fests durch Kloppereien zerstören zu müssen, ist es großartig zu sehen, wie am Tag des Holi alle ZUSAMMEN auf die Straße gehen und feiern! Wie die Gemeinschaft eben über die bestehenden Gesellschaftsstände siegt :) 
Wir legen jedem, der einmal nach Nepal kommen möchte, ganz feste ans Herz, zur Zeit des Holis anzureisen!:)

So... Hoffentlich hat euch dieser kleine Einblick in ein weiteres Hindufest gefallen!:) Wir werden uns dann mal hinter den nächsten Nachtrag klemmen... 
Bleibt noch zu sagen: Eine schöne, frühlingshafte Woche für euch Alle!
Bis bald!:*

Ach ja: Wir haben ein tolles Video vom Holi 2015 gefunden! Wenn ihr möchtet, könnt ihr hier einige bunte Impressionen bekommen und sehen, wie genial an diesem Tag gefeiert wird :)

So starteten wir nach der Wasserschlacht im Basecamp zum Durbar Square! 


Mit den Nepalis auf den Stufen des Tempels :) 

:) 

Sonntag, 22. März 2015

Eroberung des ehemaligen Königreichs Bhaktapur! :)

 Hallo, ihr Sonnenfinstler, daheim in Deutschland... :)

Mensch, da gibt es mal eine Sonnenfinsternis, die in unseren Breiten zumindest teilweise sichtbar ist und Wir sind nicht da... Hoffentlich hattet ihr Glück und habt etwas vom Spektakel im Universum mitbekommen!:)
Wir melden uns schon wieder zurück! Mit einem kleinen, hoffentlich aber feinen Eintrag über unseren Besuch in Bhaktapur :)

Mittlerweile, so kann man wirklich sagen, haben wir in Kathmandu eigentlich alles gesehen, das man sehen kann... Wenn wir zu Fuß oder im Taxi unterwegs sind, erkennen wir die Ortsteile auf einen Blick; wir wissen, wo man abbiegen muss, um ne gute Tasse Tee zu bekommen und wo man besser nicht abbiegen sollte, da die Samosa in jener Ecke 20 anstatt 15 Rupien kosten. Die größten und eindrucksvollsten Tempel haben wir besichtigt... Sogar Einheimische erkennen uns auf der Straße und fragen sich, warum wir noch immer hier sind. :D Es wird also wirklich Zeit, die umliegenden Ortschaften zu erkunden!
Auf nach Bhaktapur! Bhaktapur ist nur einige Kilometer von Kathmandu entfernt und liegt auf einem Hügel. Es war einst ein kleines Königreich und gilt heute als die Stadt des alten Kunsthandwerks. Trotz geringer Entfernung (kaum 15km), brauchen wir etwa eine Stunde! Ihr könnt euch also vorstellen, wie es im local bus zugeht: Menschen steigen ein und aus, wann sie wollen. Der Bus wird immer voller und natürlich möchte immer genau DIE Person aussteigen, die in der linken Ecke der letzten Reihe sitzt. Die indische Folkloremusik dröhnt... Und trotzdem ist das Quietschen der abgenutzten Bremsbeläge auf dem staubigen Boden voller Schlaglöcher deutlich zu hören. Aber: Alles easypeasy! Wir kennen das ja schon...und betrachten amüsiert das bunte Treiben, während wir an nem Tetrapack "Real-Fruit"-Saft (Jaja, Is' klar!) nuckeln. :)
In Bhaktapur angekommen, wissen wir erstmal nicht genau, wohin. Wir wissen nur, dass wir den offiziellen Stadteingang umgehen möchten. Hier soll man nämlich ernsthaft 15$ Eintritt zahlen! Blöd nur, dass uns eine hilfsbereite Nepali zu genau DIESEM Eingang geleitet :D Wir machen kehrt und schleichen uns wenige Minuten später unauffällig durch einen anderen Eingang. Eroberung Bhaktapurs geglückt!!!
Erstmal suchen wir uns eine Bleibe, denn wir möchten mindestens eine Nacht hier verbringen! Wie bereits erwartet, finden wir direkt ein Hostel...denn jede zweite nepalesische Familie führt eine Herberge. Diese ist besonders urig und gemütlich: Im Erdgeschoss verkauft die Familie Holzschnitzereien, unter dem Dach lebt sie auf engsten Raum. Die beiden Stockwerke dazwischen sind für Gäste angedacht... Immer schmaler und steiler werdende Treppen führen nach oben, die Decken werden tiefer und der Boden knarzender... Auch hier feilschen wir besser als auf jedem Schwarzmarkt um den Preis - und zahlen schließlich 3€ pro Nacht :) 
Bhaktapur ist ebenso urig und klein, wie unsere Bleibe... Man spürt wirklich, dass dies einst ein Königreich war! Nicht nur, weil die Stadt von einer hohen Stadtmauer umgeben ist, sondern auch, durch die immer noch ursprüngliche Architektur. Die Farben Ocker, Braun und Orange dominieren, der Boden ist gepflastert, die Gassen schmal und voller kleiner Geschäfte. Hier erinnert so ziemlich alles an die Winkelgasse aus Harry Potter :) 
Wir befinden uns jetzt auf dem Durbar Square, der einen großen Teil der Fläche der Stadt beansprucht. Er ist wesentlich kleiner, als der Square in Kathmandu und wesentlich ursprünglicher, was man an den veralteten, nicht aber weniger verzierten Fassaden der zahlreichen Tempel sehen kann. Eine Gemeinsamkeit beider Squares: auch hier sind unfassbar viele Menschen! Und da wir schon mehrere Durbar Squares kennen, genügt uns auf diesem ein kleiner Rundgang... Dann schlendern wir durch die kleinen Geschäfte. Hier werden so viele handgeschnitzte Masken, die Götter darstellen, angeboten, dass wir uns wünschen, die maximale Kapazität unserer Rucksäcke noch nicht ausgeschöpft zu haben! Bhaktapur ist einfach ein riesiger Flohmarkt: An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken! :)
Ronja entdeckt eine Mandala- und Thankawerkstatt und schleift Lara mehr oder weniger hinein. In der Mitte des Raumes sitzt ein Nepali und malt mit einem sehr dünnen Pinsel ein Mandala. In der Ecke sitzt eine hellhäutige Frau, den Maler betrachtend. Wie sich herausstellt, kommt die Frau aus Münster. Vor zwei Jahren hatte sie die Schnauze voll vom hektischen Deutschland und beschloss, ein Sabbatjahr zur Selbstfindung in Nepal einzulegen (Übrigens ist das eines der am häufigsten genannten Motive der Menschen, die wir hier bereits kennengelernt haben: Weg vom Stress, rein ins spirituelle Projekt Nepal!). Dabei lernte sie den Maler kennen, der gerade vor uns sitzt: Madhu Krishna Chitrakar. Madhu hat in ihr etwas bewegt... Und dasselbe soll uns in dieser kleinen Werkstatt in Bhakatapur widerfahren :) 
Madhu ist in eine newarische Künstlerfamilie geboren. Seit Generationen lernen die Männer der Familie das Anfertigen religiöser Bilder - und so wurde es auch Madhu gelehrt! Heute gehört er zu den letzten zehn newarischen Mandala- und Thankamalern in ganz Nepal. 1991 war er das erste Mal für einen Workshop in Deutschland... Was er über Deutschland denkt? "Alles schnell, schnell! Besser langsam!" :D Seit diesem besagten Jahr, besucht Madhu Deutschland regelmäßig, um Workshops zu geben. Dabei ist es ihm nicht nur wichtig, technische Skills, sondern vielmehr die versteckte Botschaft der Mandalas zu vermitteln. Wir folgen Madhu in den dritten Stock, nehmen auf winzigen Hockern Platz, trinken eine gute Tasse Schwarztee und möchten möglichst viel über die "versteckte Botschaft der Mandalas" erfahren! Denn, um ehrlich zu sein, ist das, was wir bereits wissen, recht bescheiden ("Mandalas sind bunt und schön... Habe im Kindergarten immer welche gemalt!") Dabei, so Madhu, fände man durch Mandalas zum Ich :)
Wir versuchen, euch möglichst kurz zu erklären, was er damit meint: Ein Mandala ist kreisförmig und in verschiedene Teile aufgeteilt. Ebenso ist es mit unserer Existenz... Unsere Existenz ist "kreisförmig", da wir nach einem Leben in ein neues Leben geboren werden. Unsere Seele existiert ewig, sie stirbt nie. Die verschiedenen Teile eines Mandalas stehen für die verschiedenen Kosmen: der äußere Rand eines Mandalas ist, übertragen auf unsere Existenz, der Makrokosmos, also das Universum, das uns umgibt. Das Universum ist also keineswegs unendlich, sondern limitiert; sonst wäre das Mandala formlos und nicht kreisförmig. Die Limitation des Universums, also der äußere Kreis des Mandalas, ist die natürliche Grenze für den inneren Teil des Mandalas, den Mikrokosmos, der, übertragen auf unser Leben, die menschliche Existenz darstellt. Je nach Entwicklung des Geistes, kann sich der Mikrokosmos im Makrokosmos ausdehnen... Die Grenze des Makrokosmos ist jedoch vorgegeben und kann nicht überschritten werden. Der Grund und eine von zwei elementaren Regeln: Wir Menschen sind nur "Besucher" auf unserem Planeten. Wir haben das Recht, uns zu entfalten und zu entwickeln...die Grenzen des Universums dürfen wir aber nicht "berühren"; im weiteren Sinne dürfen wir dem Universum keinen Schaden zufügen.
Zurück zu dem Menschen als Mikrokosmos. Jeder Mensch ist ein Mikrokosmos, der sich durch den riesigen Makrokosmos bewegt. Somit ist jeder Mensch sein eigenes Zentrum. Wir haben bereits gesagt, dass sich der Mensch entwickeln kann... Dadurch wird sein Horizont erweitert, der Mikrokosmos dehnt sich aus. Schlussfolgernd bedeutet dies, dass sich der Mensch seine Grenzen selbst steckt, bzw. Grenzen stets als variabel zu betrachten sind. Jeder Mensch ist für seine geistige Entwicklung selbst verantwortlich, also auch für seine Grenzen, kurz: für den ihn umgebenden Raum. Jeder Mensch hat das Recht, in diesem Raum zu sein, wer er will. Und somit wären wir bereits bei der zweiten Regel, die, würde sich jedes Individuum daran halten, für Frieden auf der Erde sorgen würde: Da jeder das Recht hat, in seinem Raum zu sein, wer er will, darf man den Raum anderer Mikrokosmen nicht entern, die Persönlichkeit eines anderen also nicht beeinflussen wollen. 
Diese zwei erklärten Regeln sind nicht nur die Botschaft der Mandalas, sondern ebenso die Gesetze eines friedlichen Zusammenlebens auf der Erde. :)
Wir erleben während des Gesprächs mit Madhu wahnsinnig viele Aha-Momente! ... Und so nehmen wir nicht nur seine interessante Sichtweise über den Sinn des Lebens, Erkenntnisse über die weltliche Ordnung und die Aufforderung, uns bei allem etwas mehr Zeit zu nehmen, mit...sondern auch ein von Madhu mühevoll handgemaltes, ganz persönliches Mandala!!! :)

Den Tag lassen wir bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen, dann verziehen wir uns in unser windschiefes Zimmer :) Die Nacht verbringen wir bei absoluter Stille... Kein Hupen! Keine Pubmusik, die in unser Zimmer dröhnt... Es fühlt sich total strange an, in so einer leisen Umgebung zu schlafen!
Am nächsten Mittag fahren wir wieder mit dem local bus nach Kathmandu. Dort beziehen wir ein besseres Hostel (lokalisiert neben Thamels beliebtestem Rockschuppen, dem 'Purple Haze' :D)...und planen die nächsten Tage, bevor Laras Bruder Timo uns besuchen kommt! :) 

Dat war es erstmal von uns... Wir haben noch immer zwei Nachträge vorzunehmen, die definitiv in den nächsten Tagen online gehen! ...denn wisst ihr was? Wir befinden uns auf der Zielgeraden. In drei Tagen fliegen wir nach Hause... :)
Eine kleine Ankündigung: Wenn wir wieder zurück sind, wird noch ein Mal ein Abschlussbeitrag folgen! :)
Bis zum nächsten Nachhol-Beitrag...oder bis spätestens in Deutschland! :)

Namaste!

Der Blick auf den Square von der Dachterasse des Restaurants :) 



Einer der zahlreichen Tempel 

...ebenso...:D 

Einer der zahlreichen Handwerksgeschäfte :) 



Wir hätten uns nicht sattkaufen können!!!!!

Mal ne ernsthafte Frage: Wer hat im Koffer Platz für solch eine Maske?! 

Hier feiern wir oft: Im Purple Haze, der wohl besten Rockbar Nepals! :) 

...inmitten von feierwütigen Nepali!