Samstag, 14. Februar 2015

In Pokhara - Teil 2

-> "Fliegen wie ein Vogel"
An diesem Tag wachen wir beide besonders gut gelaunt auf! Grund: Der höchste aller Höhepunkte in Pokhara findet heute statt. Wir werden Gleitschirm fliegen mit der tollsten Kulisse vor Augen: Dem Annapurna- Massiv. Also, wie beginnt solch ein guter Tag? Klarer Fall! Mit einem ordentlichen Frühstück! Als wir alles aufgeputzt haben, fragen wir uns, ob das wirklich so eine gute Idee war...denn uns beiden ist schon ein wenig schlecht vor Aufregung. Eine Stunde warten folgt in dem Büro der Paraglider- Gesellschaft. Naaa toll. Spannender geht's auch nicht! Glücklicherweise verrät uns die Dame hinter der Theke das WLAN Passwort und wir können noch etwas "suchten", wie wir es gerne ausdrücken. Eine gute halbe Stunde später tauchen unsere Piloten. Sie gehören ganz verschiedenen Nationalitäten an. So gibt es beispielsweise eine finnische Pilotin, einen Spanier, einen Venezolaner aber natürlich auch jede Menge Nepalesen. Als alles gepackt ist, sitzen wir in den Jeep, der uns auf den Berg Sarangkot bringt, von dem wir uns "stürzen" werden. Aktuelle Stimmung: Nervosität und jeeeede Menge Vorfreude! :) Puls: 180..Mindestens! Oben angekommen geht alles ratzfatz. Lara wird dem  Venezolaner Roland zugeteilt und Ronja nimmt mit dem nepalischen Bijay (Standart Nepaliname Nummer 1 :D) vorlieb. Die Gleitschirme werden ausgebreitet und wir werden erst selbst vergurtet und anschließend glücklicherweise auch noch mit dem Piloten :P.  Nun macht der Pilot die wichtigste Anweisung für einen guten Start: "Bei der nächsten Windböe gebe ich dir Bescheid und du rennst diesen Berg so schnell wie möglich mit mir hinunter." Natürlich fragen wir beide uns was passiert, wenn wir stolpern...Denn auf der Verpeiltheitsskala sind wir ziemlich weit oben anzutreffen, wie ihr wisst! :D Wenige Minuten später meint der Wind es gut mit uns, wir beide starten ohne Hindernisse und verfahren nach Motto "Renn oder stirb!" Was folgt ist großes Staunen und ein außerordentliches Hochgefühl! So müssen sich Vögel fühlen. Ein Gefühl grenzenloser Freiheit macht sich breit...
Während dem Flug werden etliche Fotos von uns gemacht und Videos gedreht. ( Diese sind leider auf einer CD, weshalb wir sie euch hier nicht zeigen können). Adler fliegen mit uns auf gleicher Höhe und uns fällt nun erst so richtig auf, wie groß sie doch eigentlich sind! Nach etwa einer halben Stunde und kurz vor der Landung fragen uns die Piloten, ob wir Lust auf etwas Luft -Akrobatik haben. "Jaaa?" Sagen wir beide, unsicher darüber was folgt. Und wirklich, die Piloten lenken den Schirm so, dass er schneller an Höhe verliert, was wirklich ein Kribbeln im Bauch verursacht! Wenig später landen wir ganz behutsam und der Boden unter uns scheint ungewöhnlich standhaft,  das Element Erde scheint uns kurz fremd zu sein. :) Deshalb einigen wir uns beide erstmal auf einen zuckersüßen Mangosaft.  Danach ist uns schon gleich nicht mehr so schummrig, aber voller Adrenalin sind wir immer noch. Wir sind uns einig: Das war nicht das letzte Mal!!

-> "Bat Cave"
Heute nehmen wir es mit einem Local Bus auf. Denn wir beide wollen eine Fledermaushöhle besuchen, die etwas außerhalb von Pokhara liegt. Eine holprige Strecke folgt, welche von wenig Platz (schlimmer als die Schulbusse inReutlingen,Leute! :P ), indischer Musik und einigen interessierten Nepalis besteht. Dort angekommen laufen wir noch etwa einen Kilometer, dann sind wir endlich dort. Ein Führer führt uns durch die Höhle und zeigt uns die Fledermäuse, die dort an der Decke hängen. Wir sind erstaunt über die große Menge, die in dieser kleinen Höhle wohnt. Auf dem Rückweg zum Localbus hält unerwartet ein Auto neben uns, bestückt mit vier Nepalesen. "Ey wollt ihr ein Stück mitfahren Mädels?" Wir schauen uns mit großen Augen an, dann dreht Lara sich ungläubig zum Fahrer um. " Du hast gerade nicht Deutsch gesprochen oder?" - "Doch, ich hab da mal gelebt" , antwortet der Mann stolz. "Sachen gibt's", denken wir beide, lachen und lehnen das Angebot dankend ab.

Der Eingang zur Höhle...

...mit Hunderten von Fledermäusen im Inneren :)

-> "Auf ins Tibet Nepals!"
 Als wir die Ziele unserer Rundreise festgelegt haben, haben wir beide gesagt, dass wir wahnsinnig gerne nach Tibet reisen würden... Die Recherche im www ergab dann aber leider, dass eine Tibetreise von Nepal aus nur in einer Gruppe von mindestens drei Personen möglich ist. Und von den Visabestimmungen fangen wir lieber gar nicht erst an...
So wie immer kam es dann zu einer außerplanmäßigen Planänderung. :D Die Devise lautete: "Ein bisschen Tibet werden wir wohl auch in Nepal finden!" Und so kam es, dass wir auf eine Organisation gestoßen sind, die Tagestouren in tibetische Flüchtlingslager anbieten. Thupten, waschechter Tibeter, ist Chef der Organisation und erhofft sich, durch seine Touren Tibets Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen...
Das erste Mal seit...ner halben Ewigkeit (!!!)... klingelt am Freitagmorgen unser Wecker. Um 5:30 Uhr. Nix da von wegen "Morgenstund hat Gold im Mund". Extrem müde und dementsprechend pissig stehen wir wortlos auf und werfen einen Blick in unseren auswahlreichen Kleiderschrank: das Einzelbett gegenüber unseres Doppelbettes. Um sechs holt Thupten uns mit einem Fahrer ab. Station 1: Es geht hoch hinaus (gut, auf 1800m...) nach Sarangkot, wo wir den Sonnenaufgang anschauen werden. Etwa 100m unterhalb des Gipfels steigen wir aus und erklimmen die letzten Stufen zu Fuß... Hier stehen tatsächlich einige Nepali, die schon vor sechs Uhr den Berg bestiegen haben, um nun Tee zu verkaufen! :) Mit einer Tasse zuckrigen Schwarztee in der Hand stehen wir nun am Gipfel und genießen den Blick auf das Gebirgsmassiv... Klar weiß jeder, dass der Himalaya das "Dach der Welt" ist...aber tatsächlich mittendrin zu sein...dass ist etwas ganz Anderes!:) Es ist bereits hell, obwohl die Sonne noch gar nicht "aufgegangen" ist. Wir philosophieren darüber, warum es eigentlich AUFGANG der Sonne heißt... Und dann sehen wir das berühmte Postkartenmotiv: die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Gipfel des Machhapuchhare in rosa Licht :)
Nach dem Sonnenaufgang fahren wir in eines der tibetischen Flüchtlingslager und frühstücken in einer lokalen Familie. Thupten erzählt uns, dass Tibeter einen ganz besonderen Tee trinken, den wir auch gleich probieren werden: gesalzenen Buttertee. Wir nehmen einen Schluck des Gebräus... Es schmeckt säuerlich und salzig zugleich... Thupten lacht, als er unsere Gesichter sieht und bietet uns glücklicherweise Schwarztee an :D In Tibet wird der Buttertee aus einem ganz praktischen Grund in Unmengen getrunken: Das darin enthaltene Fett braucht der Körper, um der lähmenden Kälte im hohen Gebirge zu trotzen. Tibeter warten, bis sich die Butter im Tee abgesetzt hat und verwenden diese dann als Hautcreme. Für uns ist das wieder einmal unvorstellbar... Zu essen gibt es tibetische Teigfladen und eine Art Brei, der aus Maismehl und Buttertee zusammengerührt wird. Nach dieser Stärkung geht's weiter...
Wieder verschlägt es uns in ein tibetisch-buddhistisches Kloster, wo wir an einem Dharma-Talk teilnehmen. Für den sprechenden Mönch steht fest, dass irgendwann der Tag kommt, an dem er sagt: Im Kloster wars ja ganz nett, aber jetzt hau ich aufn Putz! :D Ein sehr lustiger Dharma-Talk ist das hier!
Jetzt geht es in ein weiteres tibetisches Flüchtlingslager... Das Dorf befindet sich hinter einem Tor, ist ziemlich isoliert. Hier leben an die 300 Menschen, sie verwalten sich selbst. Da Tibeter in Nepal kein Visum bekommen, haben sie auch keine offizielle Arbeitserlaubnis, weshalb sie im Dorf kleine Geschäfte eröffnen, oder selbst angefertigten Schmuck an den Straßen der Touristenhochburgen verkaufen. In diesem Dorf gibt es auch eine kleine Schule... Doch nach dem erfolgreichen Schulabschluss stellt sich bei den meisten Jugendlichen häufig Perspektivenlosigkeit ein: Bildung haben sie, doch was nützt es ihnen, wenn sie nicht studieren oder eine Ausbildung machen dürfen? Meist arbeiten sie dann in kleinen Handarbeitswerkstätten in ihrem Dorf. In einer solchen Werkstatt sind wir nun... Hier werden tibetische Nudeln hergestellt, es riecht fabelhaft!:) Eigentlich sollten wir bei der Herstellung der Teigwaren helfen...doch momentan fließt wieder kein Strom, weshalb die Maschinen lahmgelegt sind... Deshalb geht es für uns gleich ins dritte Lager!
In diesem größten Flüchtlingslager besuchen wir ein Krankenhaus, das die traditionelle tibetische Medizin anwendet. Wir treffen eine junge Ärztin, die uns erzählt, dass man für diese Art der Medizin nicht nur Medizin, sondern auch den tibetischen Buddhismus studieren muss. Tibetische Medizin beruht also nicht auf den Grundlagen der klassischen Schulmedizin, sondern beschäftigt sich mehr mit "inneren Signalen" des Körpers, Astronomie und Astrologie. So spielt beispielweise die Planetenkonstellation unserer Galaxie zum Zeitpunkt unserer Geburt eine bedeutende Rolle dafür, für welche physischen und psychischen Krankheiten wir im Leben anfällig sind. Ob Hokuspokus oder nicht... Wir finden die Gespräche mit der Ärztin sehr interessant! :)
Der vorletzte Stop der Tour ist das Mittagessen in einer anderen tibetischen Familie... Ebenfalls wie Nepali essen Tibeter viel Reis, Linsen und sämtliche Gemüsecurrys. Dazu werden Dumplins serviert; das sind hefekloßartige Teigknoten... Sehr sehr fein ist das! :)
Am Ende unserer Tour besuchen wir die Webwerkstatt einiger Frauen. Sehr alte Frauen sitzen vor einem Gebäude, schwatzen über den neusten Klatsch und Tratsch des Dorfes und bereiten die Yakwolle für das Weben der Teppiche vor... Nachdem die Wolle nach Farben sortiert ist, wird sie gekämmt und anschließend um große Spindeln gelegt. Im Inneren des Gebäudes sind riesige Websysteme, vor denen Frauen sitzen und verschiedenste Teppiche anfertigen... Für einen einfachen Teppich brauchen sie 1-2 Tage! Verkauft werden die Teppiche kaum noch...und falls doch, für einen Spottpreis, der überhaupt nicht in Relation zur Arbeit und Mühe steht...
Gegen ein Uhr ist die Tour zu Ende... Und wir auch. :D Thupten war ein großartiger Guide, hat uns so viel erzählt und erklärt... Dafür, dass es nicht ins "echte" Tibet ging, sind wir mehr als zufrieden



Die Sonne geht auf... :) 

Frischer als eh und je... Vor dem Machhapuchhare :) 

Frühstück in der local Family 

Feinster Buttertee... :D Gönnt man sich gerne. 

Die Nudelwerkstatt 

Hier werden die Nudeln getrocknet... 

Vor der Webwerkstatt 

Hier werden die Teppiche geknüpft 



-> "Kino unter dem Sternenhimmel"
In Pokhara gibt es eine ganz besondere Attraktion: Ein Freiluftkino! An zwei Abenden sind wir eine gute Stunde zum Movie Garden gelaufen, haben keine 3 € Eintritt gezahlt und uns mit Decken unter den Sternenhimmel gesetzt... Mit Blick auf den Fewasee und die riesige Leinwand haben wir den Abend total genossen :)

Hier ist er... Der Movie Garden :) 


-> "Zu Gast auf einer Hinduhochzeit!"
Durch Zufall erfahren wir von einer Hinduhochzeit im Park ganz in der Nähe unseres Guesthouses. Diese Zeremonie wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen!
In einem unserer ersten Blogs haben wir euch mal erzählt, dass 70% aller Heiraten in Nepal arrangiert sind... Und so auch diese. Die Braut sieht sehr sehr jung aus, ihr zukünftiger Ehemann ist um einige Jahre älter. Sie sitzen beide auf zwei geschmückten Stühlen, starren beide auf den Boden und sind barfuß. Die Braut trägt einen wunderschönen roten Sari, einen leichttransparenten roten Schleier über dem Gesicht und sehr viel kostbaren Schmuck. Sie sitzt aufrecht, wirkt sehr angespannt... Wir betrachten sie näher und sehen, dass sie sich zusammenreißen muss, um nicht zu weinen... Heute ist für sie nämlich der Tag an dem sie ihre Familie verlassen und in die Familie ihres Ehemannes ziehen muss... Der Bräutigam trägt einen Anzug und die typische hinduistische Kopfbedeckung. 
Es folgt eine ziemlich langwierige Zeremonie: Jeder Verwandte und Bekannte tritt einzeln nach vorne und steckt meist nur dem Bräutigam einige Geldscheine zu. Dann verpasst jeder dem Brautpaar die Tikka aus dem roten Pulver, wäscht die Füße des Paares und küsst diese anschließend. Es dauert wirklich lange, bis alle Verwandte dieses Ritual durchgeführt haben.
Wirklich romantisch ist diese Zeremonie nicht, denn den Gästen wird es schnell langweilig sobald sie dem Brautpaar viel Glück gewünscht haben. Es wird gequatscht und dem Prediger, der unentwegt Schriften vorliest beziehungsweise -singt nicht zugehört...
Anschließend wird ein großes weißes Band um das Brautpaar gelegt. Sie geben sich nun die Hände, ehe der Bräutigam das Band durchschneidet... Alle klatschen, denn nun gelten die beiden als offiziell verheiratet :)
Für uns zwei ist diese Hochzeitszeremonie etwas ganz Neues! Anfangs fanden wir arrangierte Heiraten noch sehr schlimm, konnten uns das gar nicht vorstellen... Mittlerweile jedoch haben wir uns daran gewöhnt, dass das hier nun mal so ist. Den Menschen geht es damit auch nicht schlecht, sie kennen es nicht anders und haben zu Beziehungen ohnehin ganz andere Meinungen als wie "westernized people"... Wieder einmal sind wir von der vielseitigen und so interessanten hinduistischen Kultur gefesselt :)

Blick auf die Braut und den Bräutigam... 

Hier verpasst ein Verwandter der 

-> "Auf der lokalen Kaffeefarm..."
Durch eine witzige Geschichte haben wir von einer Möglichkeit erfahren, den Bewohnern Nepals noch näher zu kommen und hautnah Einzug in deren Kultur zu erhalten :)
Morgan und Tiana, die beiden Kanadierinnen, sind zufällig auf einen Blog gestoßen, der von einer Kaffeefarm in der Nähe Pokharas erzählt. Auf dieser Farm in den Bergen des Begnas Tal können Freiwillige bei der Kaffeebohnenernte helfen! 
Also rufen wir den Farminhaber an und fahren einige Tage später los... Zwei Tage wollen wir auf der Farm bei der Arbeit helfen, ehe es für uns weiter in den Chitwan Nationalpark geht :) Unser Gepäck können wir in einem günstigen Guesthouse in Central Lakeside lagern, sodass wir nur das Allernötigste am Montagmorgen mitnehmen müssen. Etwa drei Stunden dauert die Fahrt in das nur wenig Kilometer entfernte Begnas Tal. In den Bussen ist es stickig, stinkig, voll und laut... Indische Musik schallt durch den überfüllten Bus... Je weiter wir durch ärmere Gegenden fahren, umso holpriger werden die Straßen... Und da wir in der letzten Reihe des Busses sitzen (hier sitzen schließlich nur die Coolen :D), haben wir ganz besonders viel Spaß und werden regelmäßig in die Luft katapultiert. :D Bus Nummer 3 fährt nur zweimal täglich hinauf, dorthin, wo die Kaffeefarm liegt. Deshalb schlingen wir unser Dal Bhaat für 1,20€ auch mega schnell runter und bekommen den Bus gerade noch rechtzeitig. Scheinbar endlos schlängelt sich der tuckernde Bus die enge Steige hinauf, neben uns geht es tieeeeeef hinunter... Tatsächlich findet sich im Bus eine Person, die Englisch spricht und uns nach etwa einer Stunde deutlich macht: "You have to geht out here!" - Wir steigen aus und sind im Nirgendwo. Dann laufen wir in den Hof der Farm und eine sehr schöne, freundlich lächelnde Frau kommt uns entgegen: "Namaste!" Sie stellt sich uns als Ama vor, was auf Nepali 'Mama' heißt. Ihr Mann ist der Inhaber der Farm, heißt Surya, möchte aber Babu, also 'Papa' genannt werden:) Zurzeit ist nur ein weiterer Freiwilliger auf der Farm: Jordas ist 30 Jahre alt und kommt aus Holland. Er zeigt uns den Gemeinschaftsschlafsaal... Es ist eine Art Scheune mit mehreren Holzpritschen, Lehmboden und löchriger Ziegelsteinmauer. Er eröffnet uns gleich, dass nicht nur wir drei hier oben hausen werden, sondern auch nette kleine Tierchen wie Ratten und Mäuse :) Ronja spricht das aus, was wir beide denken: "Wir schlafen im selben Bett." 
Jordas zeigt uns den Rest der Edelimmobilie: die Dusche ist eine Regentonne, es gibt eine Nepalitoilette (ihr wisst schon, diese Löcher im Boden...) für die gesamte große Familie.
Wir freuen uns darauf, gleich bei der Ernte zu helfen... Doch wir erfahren, dass die eigentliche Kaffeebohnenernte schon vorbei ist und wir eigentlich keine wirkliche Aufgabe haben... Schon wieder eine außerplanmäßige Planänderung. Langweilig ist es dennoch nicht, denn einmal im Jahr findet hier ein Hindufestival zu Ehren von einem der Millionen hinduistischen Götter statt! Und dieser Tag ist genau heute! So sitzen wir also stundenlang auf dem Lehmboden und beobachten das Geschehen: Die Familie hat eine Art Baldachin aus Sträuchern errichtet, darunter werden andere Sträucher und zahlreiche Nationalblumen angezündet, der Rauch steigt in die Luft und beräuchert alles. Eine Schale mit dem roten Tikkapulver steht bereit, ebenso Früchte und Reisdonuts, die als Opfergaben dienen. Der Familienälteste predigt ununterbrochen auf Hindi... Wir würden gerne verstehen, was das alles hier soll, was eigentlich genau gefeiert wird... Doch keiner der Familie kann Englisch. Nur der älteste Sohn, der seit acht Jahren in Neuseeland studiert... Doch er ist ebenfalls mit Predigen beschäftigt, weshalb wir wohl nur weiter beobachten können... Jordas erzählt uns währenddessen, dass heute bis sechzehn Uhr gefastet wird und abends Familie und Freunde zur großen Party kommen! 
Um sechzehn Uhr gibt es dann wieder Dal Bhaat für uns... Diesmal ist der Reis aber in Büffelmilch gekocht, woran wir uns erstmal gewöhnen müssen. :D Nach nicht mal der Hälfte der Portion geben wir auf... Hätten wir gewusst, dass das das letzte Essen bis zum Mittag des nächsten Tages ist, hätten wir sicher mehr gegessen... Doch die Gewissheit, dass das wirklich die letzte Mahlzeit war, haben wir erst abends im Bett, als unsere Mägen krass knurren. 
Die Zeit bis zur "Big Party" nutzen wir, um uns etwas umzusehen: weit und breit nichts außer Ziegen, Hühner, Kühe und unberührte Natur :) Gegen sieben trudeln dann die ersten Gäste, die zu Fuß aus dem Tal und anderen Dörfern kommen, ein. Wir haben euch ja schon mal erzählt, dass es Nicht-Hindus nicht gestattet ist, hinduistische Tempel zu betreten... Umso mehr ehrt es uns, dass wir heute Abend hautnah an diesem Fest teilnehmen dürfen! :) 
Frauen und Männer sitzen hier strikt voneinander getrennt. Wir sitzen zwischen alten und jungen Frauen auf dem kalten Fußboden. An der Stelle an der nachmittags der Baldachin stand, liegt nun Stroh, auf dem die Männer sitzen. Mit sämtlichen Küchenzubehör fangen sie an, Musik zu machen... Erst dauert es etwas, bis sie sich auf einen Rhytmus einigen können, doch dann legen sie so los, dass man automatisch mit dem Kopf wippen muss :) Einige Männer singen auf Hindi dazu... Eine der Frauen macht den Anfang und beginnt zu tanzen: mit den Füßen stampft sie, die Arme lässt sie "fließen", als seien sie Schlangen... Alle klatschen und feuern sie an! Babu wünscht sich nun, dass auch wir tanzen... Wir stehen auf und lassen uns das nicht zweimal sagen! :D Und dann stampfen und tanzen und lachen wir hier... Inmitten dieser Hindugesellschaft, in einem gottverlassenen Dorf...in Nepal... Wieder mal ein Glücksmoment :)
Kurze Zeit später liegen wir todmüde im Bett, doch an Schlaf ist nicht zu denken. Schuld daran sind die Partypeople, die bis tief in die Nacht feiern... Und die Kälte, die uns schaudern lässt, obwohl wir eng aneinander gepresst unter zwei Schlafsäcken liegen... Und die Ratten, die ab und zu über den Boden wetzen... Und dann schnarcht Jordas auch noch :D Irgendwann in den frühen Morgenstunden schlafen wir jedoch endlich ein...um dann um sieben wieder aufzuwachen. Wir stellen nach dieser Nacht beide fest, dass das alles hier zwar wahnsinnig interessant ist, die Nacht aber so beschissen war, dass wir uns die zweite getrost sparen können. :D So beschließen wir, heute auf der Farm zu arbeiten und nachmittags die Rückreise anzutreten...
Hunger. Der Magen ist gääähnend leer, sodass wir uns sehr auf Büffelmilch-Dal-Bhaat zum Frühstück um elf freuen! Danach beginnen wir, Stroh für die Büffel aus einem etwa 4m hohen Strohballen zu ziehen. Wir schwitzen und das Stroh schneidet in unsere Hände... Ein Glück haben wir den starken Jordas an unserer Seite, der fleißig hilft :) Danach können wir dann doch noch ein paar vereinzelte, reife Kaffeebohnen ernten. Mit Eimern bewaffnet, wagen wir uns in das Dickicht: riesig ist die Plantage nicht, aber dennoch groß genug, dass es hier in der Hauptsaison einige zu tun gibt! Die reifen Kaffeebohnen sind rot. Nach der Ernte werden sie in einer Maschine gewaschen und anschließend von Hand geschält. Die frisch geschälten, hellgrünen Bohnen werden dann zum Trocknen in die pralle Sonne gelegt, weshalb sie nach und nach dunkler werden. Nach ein bis zwei Wochen rösten Ama und ihre älteste Tochter die Bohnen dann auf dem heimischen Gasherd. Verpackt und verkauft werden die Bohnen dann in Kathmandu. Ihr seht...für die Herstellung des schwarzen Goldes werden einige Wochen und wahnsinnig viel Mühe benötigt! Kein Wunder also, dass eine Kaffeebohne hier etwa eine Rupie, also etwa acht Cent, kostet... Auch wir merken, wie mühselig sich die Ernte gestaltet. Fast zwei Stunden brauchen wir zu dritt für knappe 2kg Bohnen! Entspannend ist die Ernte aber dennoch irgendwie... Es hat etwas Meditatives wie jeder von uns still ans Werk geht, Äste begutachtet und die Bohnen vorsichtig pflückt :)
Nach der Ernte wars das für uns auch schon... Wir warten etwa eine Stunde auf den Bus, ehe es ebenso holprig und laut wie am Vortag zurück nach Pokhara geht. Wir sind, obwohl es "nur" eine Nacht war, irgendwie wieder froh, unter Leute zu kommen... Zurück dorthin, wo das Leben pulsiert! ...oder zumindest etwas :D Die Erfahrung speichern wir trotzdem als einmalig ab!!! :)


Der Eingang zur Farm... 

Das Hindufestival! :) 

Die Wohnküche der Familie 


Und so wurden auch wir 'getikkat' :) 

Ronja in ihrem Raumschiff Surprise Anzug im Schlafsaal :D 

Haarige Mitbewohner über unserem Bett... 

Das Haus der Farminhaber 

Hier isser: der Strohkoloss! 

Hier werden die Bohnen gesammelt und anschließend geöffnet...

...hier nehmen Sie dann ein ausgiebiges Sonnenbad :) 

Jo... Das sind die Kaffeebäume :) 

->"Willkommen in Nepals Einwanderungsbehörde!"
Wir staunen immer wieder darüber, wie schnell die Zeit vergeht... Am 25. Januar ist es so weit: Wir müssen unser Visum verlängern, denn 90 Tage sind vorbei. 
So laufen wir mit dem Geldbeutel und dem Reisepass bewaffnet zum offiziellen Einwanderungsamt in Pokhara... Es gibt in ganz Nepal zwei dieser Ämter: eines ist in Kathmandu, das andere in Pokhara. Natürlich ist uns bewusst, dass dieses Amt nicht mit dem Nepalesischen Konsulat in Stuttgart vergleichbar sein wird... Aber uns haut es fast aus den Socken, als wir dort ankommen: Die Beamten im Amt sitzen vor dem Gebäude, lesen Zeitung oder mampfen Mandarinen. Wir werden in ein anderes Gebäude geschickt, in dem wir die elektronische Visaverlängerung ausfüllen sollen... Dieses Gebäude stellt sich als umgebaute Garage heraus, in dem ein 19-jähriger Knabe sitzt und das Formular für uns ausfüllt. Wieder zurück werden wir zur Kasse gebeten... Der Tag kostet 2 US $. Und hier wird ernsthaft davon ausgegangen, dass man so viel Bargeld dabei hat! Wirklich überall kann man in Nepal mit der Kreditkarte zahlen... Doch in diesem Amt? Fehlanzeige. :D Ist ja nicht so, als wäre der nächste Bankautomat 30 Gehminuten entfernt. 
Willkommen in Nepals Einwanderungsbehörde!!! ...aber egal. Unser Visum haben wir nun :)

Sooo. Ihr fleißigen Menschen habt jetzt volle Arbeit geleistet, falls ihr bis hierhin gelesen haben solltet. :D Jetzt machen wird auch ganz kurz... Wir hoffen, dass wir diesmal schneller in die Pötte kommen und euch schon bald vom Chitwan Nationalpark berichten können :)
Bis dahin... Macht es gut! :)



In Pokhara - Teil 1

Ihr Lieben!!! :) Erstmal: Fettes Sorry dafür, dass wir so lange (fast einen Monat!) mit dem nächsten Eintrag gewartet haben... Irgendwie waren wir entweder faul oder mit dem Erleben neuer Abenteuer beschäftigt, weshalb sich alles etwas hingezogen hat...
Umso stolzer sind wir nun, euch endlich über unseren Aufenthalt in Pokhara berichten zu können :) Wir haben dort so viel erlebt... Weshalb wir den Eintrag in zwei Teile geteilt haben!
Viel Spaß :*

-> "Eine halbe Weltreise - Fahrt nach Pokhara"
Der Wecker klingelt um sechs Uhr "Was für eine scheiß' Nacht!", flucht Lara. Ronja gibt durch ein tiefes Seufzen Zustimmung. Name unserer Unterkunft: Red Planet. Unsere Bewertung: Einen von fünf Sternen ( Aber nur weil einer die Mindestbewertung ist). Die Rezession würde wie folgt lauten: "Eure Betten sind steinhart, waschen könntet ihr eure Decken auch mal und...ach ja. Repariert bitte eure Badezimmertür. Lara hat sich einen ernsthaften Kratzer hinzugezogen, als sie zwanghaft versuchen hat, aus der Toilette zu entkommen."
Draußen ist es noch dunkel, als wir unser letztes Zeug einpacken. Wenig später machen wir uns auf den Weg zur Busstation. Fahrtdauer: 7 Stunden. Die zurückzulegende Strecke: 200 km.
Wir freuen uns also auf eine einwandfreie Infrastruktur und tolle Straßen! :P 
....Nein ernsthaft! Alles halb so schlimm! Eine schlechte Nacht gibt's immer mal und mal ehrlich: Unsere Rundreise beginnt endlich! Also, sieben Stunden bis ans Ziel gehen auch noch irgendwie vorbei...Und so ist es! Die Fahrt zieht sich zwar eeewig und nach vier Stunden möchten wir den Busfahrer mit der berühmten Frage "Wann Sind wir endlich da?" löchern. Zum Glück haben wir es nicht getan. :P
Nach 7,5 Stunden sind wir aber endlich da! Keinem von uns ist schlecht (trotz des holprigen Weges) aber müde sind wir naturlich trotzdem, weshalb wir uns auf unser Hotel freuen! :)  Dort angekommen bestaunen wir den tollen Ausblick auf das Annapurnamassiv, den wir von unserem Dach haben. Ansonsten folgt heute nicht mehr viel. Die Devise lautet:  Essen und Schlafen!:)

-> "Ich bin mal aufm Dach!"
Wir wären nicht wir, würden wir nicht einen Großteil der Zeit chillen :) Und wo geht das besser als aufm Hoteldach?! Fakt ist: Da oben boomt die Sonne so richtig! Und so steigen wir täglich nach dem Frühstück mit ner Flasche Wasser und nem guten Buch aufs Dach... Und lassen uns schön brutzeln!:) Die Aussicht von "unserem" Dach ist gigantisch: 35km vor uns türmen sich Bergriesen auf: Dhaulagiri, Annapurna I, Machhapuchhare und Manaslu, alle zwischen knapp 7000 und 8000-noch was Metern hoch!
Der wohl schönste und beeindruckendste Berg ist Machhapuchhare, auch Mount Fishtail genannt... Er gehört zu den wenigen Bergen, die noch nie bestiegen wurden. Zwar ist er im oberen Viertel wahnsinnig steil und steinig, der Hauptgrund aber ist der, dass er heilig gesprochen wurde. Und so ist es schlichtweg verboten, ihn zu erklimmen. 
Hier oben aufm Dach genießen wir unsere Zeit (im T-Shirt!!!) sehr... Am Himmel gleiten zahlreiche Paraglider, hinter ihnen befindet sich der Himalaya... In solchen Momenten stellen wir manchmal fest (als ob es uns nicht schon lange klar sein müsste :D): "Krass, wir sind wirklich in Nepal!" :)

Blick vom Dach des Guesthouses

-> "Wo frühstücken wir heute?" - "Is' doch klar!"
Auf einer Rucksackreise isst man oft den größten Quatsch, das wissen wir wohl alle :D Oft träumen wir von selbstgekochten Leckereien: Lasagne, Schwarzwälderkirschtorte, selbstgemachten Kartoffelbrei... Und so weiter. Obwohl es all das hier nicht gibt (oder bei Weitem nicht so gut wie daheim), haben wir in Pokhara ein super Café gefunden! Das "am/pm-Café" müsst ihr unbedingt aufsuchen, solltet ihr mal nach Pokhara kommen! 
Fast täglich nehmen wir den langen Fußmarsch in die Central Lakeside auf... Für ofenfrisches Baguette mit Butter und Müsli mit frischem Obst und Joghurt lohnt sich das allemal! Ne Tasse Heiße Schokolade und Kaffee dazu, und der Tag fängt für uns perfekt an! Mittags kann man dort wunderbare Hummus-Sandwiches, Schokopancakes oder Schoko-Bananen-Brownies schlemmen... Ja. In Pokhara hauen wir kulinarisch richtig auf den Putz und genießen :)

 -> "Mountain Museum"
Wer hat schon das Glück, das Himalaya Gebirge aus solcher Nähe zu bestaunen, wie wir es in Pokhara tun? Also wird es auch dringend mal Zeit, mehr über diese gigantische Riesen zu erfahren! Wir begeben uns dafür ganz vorbildlich ins Mountain Museum. Im Museum finden wir interessante Daten und Fakten über das Gebirgsmassiv, Orginalausrüstung von den waghalsigen Bergbesteigern und Orginalgesteine aus windiger Höhe. Eine sehr interessante Ausstellung!

-> "Devis Falls und World Peace Stupa"
Heute werden wir zwei mal richtig aktiv! Unser Plan: Die Devis Wasserfälle begutachten und anschließend die World Peace Stupa besuchen. Alles zu Fuß! So packen wir beide morgens unsere bunt gemusterten Rucksäcke und begeben uns auf Tour, bewaffnet mit unserer Pokharakarte. Und Jawohl, wir könnten glatt bei den Pfadfindern einsteigen, denn wir finden die Devis Falls ohne fremde Hilfe. Auf dem Weg freuen wir uns schon auf einen gigantischen Wasserfall und spektakuläre Fotos. Naja. Eine Stunde später befinden sich wirklich "spektakuläre" Bilder auf unseren Kameras. Doch diese zeigen keinen tollen Wasserfall. Dort angekommen stellen wir nämlich fest: Egal aus welchem Blickwinkel wir versuchen die Devisfälle zu bestaunen, man sieht nicht wirklich viel, außer ein Schwung voller Wasser, das in ein unterirdisches Loch verschwindet. Schade..Doch um sonst sind wir wohl nicht da. Eine Horde Inder spürt uns auf und ist der Meinung "Hee, ich brauch nen neues Facebook- Profilbild mit Europäern." Naja, wenn sie es glücklich macht,  warum nicht? :P Wir haben schließlich auch noch kein Bild von uns und dieser Volksgruppe :D Es entstehen jede Menge verpeilte Fotos,  bevor wir uns entschließen, weiterzugehen. Was nun folgt ist: Den Hügel erklimmen auf dem die 35 Meter hohe Worldpeace Stupa thront. Sie soll dazu beitragen, den Frieden unter allen Völkern und Glaubensrichtungen zu fördern. Außerdem ist sie gleichzeitig ein toller Ausblickspunkt für das Himalaya Gebirge. Alsooo nichts wie hin! Nach einer knappen Stunde erreichen wir etwas außer Puste das Ziel. Aber alle Anstrengung hat sich gelohnt! Wir haben einen gigantischen Ausblick auf das Massiv ohne eine einzige Wolke, die dieses tolle Bild vor uns einschränken könnte.
Zurück fahren wir mit dem Boot über den Phewa See und kommen schließlich in Central Lakeside an, wo wir noch einen Cocktail genießen. Ein wirklich schöner Tag liegt hinter uns.

Jo. Das sind die Fälle. 

Eigentlich sollte er ein Foto von uns MIT den Indern machen...

Im Newari-Dress 

Die World Peace Stupa :) 

...der schönste Ausblick unserer bisherigen Reise 

Zurück ging es dann über den Fewasee... 

-> "Über eine wundervolle nepalesische Familie..."
Über ein Erlebnis in Pokhara sind wir besonders glücklich... Und darüber berichten wir ganz besonders gerne :)
Yvonne, eine Bekannte von Laras Mama und ebenso eine begeisterte Nepalreisende, hat uns beide um einen Gefallen gebeten. Bei ihrer letzten Nepalreise mit ihrem Mann kam sie mit der Putzfrau ihres Guesthouses ins Gespräch... Tara ist 34 Jahre jung und alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Sie ist schwerkrank, muss aber dennoch jeden Tag arbeiten, um sich und ihre Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen. Yvonne bat uns, Tara aufzusuchen und ihr in Yvonnes Namen etwas Geld zu geben...
Nachdem wir Taras Tochter erreicht haben, streunen wir also los zum Treffpunkt... Zugegeben: Wir dachten, wir würden Tara das Geld übergeben, ein Foto für Yvonne schießen und wieder gehen... Aber es sollte wieder mal alles anders kommen :) 
Eine wunderschöne und lächelnde Frau kommt uns entgegen, sie begrüßt und: "Namaste!" - Wir erzählen ihr die Story von Yvonne und übergeben ihr das Geld. Tara freut sich sehr über das Geld und wirkt für einen Moment sehr erleichtert und frei. Wieder erfahren wir, wie gastfreundlich Nepali sind, denn Tara lädt uns direkt zum Teeein :) Wir folgen ihr über Stock und Stein durch sämtliche Hinter- und Hinterhintershöfe bis zu ihrem Haus. Das Haus ist nur wenige Quadratmeter groß, in ihm befinden sich nur eine kleine Kochstelle, zwei Betten und ein Schrank. Wir nehmen auf einem der Betten Platz und sprechen mit Tara, während ihre Tochter Tee kocht... Tara erzählt uns, dass sie vor vier Wochen operiert wurde und sie schweres Asthma hat, weshalb sie aktuell einen Monat nicht arbeiten darf. Sie zeigt uns Röntgenaufnahmen ihrer Lunge und berichtet über ihre starken Schmerzen, die nicht nur eine Nachwirkung der OP sind, sonder auch Folge der harten Arbeit, die sie jeden Tag macht. Tara ging nie zur Schule und spricht nur sehr schlechtes Englisch, weshalb sie leider nie eine Ausbildung machen könnte und seit jeher als Putzfrau arbeitet. Ihre Tage beginnen um sechs und enden 15 Stunden später um einundzwanzig Uhr. Ihr Arzt hat ihr eröffnet, dass sie nicht allzu lange leben wird, wenn sie weiterhin so viel arbeitet... Doch was bleibt ihr anderes übrig?
Taras Kinder sind nicht nur wunderschön, sondern auch blitzgescheit! Wenn ihre Mutter nach Worten sucht, helfen sie Ihr auf die Sprünge. Die älteste Tochter heißt Muna (17 Jahre) und hilft vor allem jetzt in dieser schwierigen Zeit beim Kochen und im Haushalt. Sunita verbringt sehr viel Zeit draußen mit ihren Freundinnen; der jüngste Sohn liebt es, Fußball zu spielen... Wir fragen Sunita, was sie gerne werden möchte. Science möchte Sie gerne studieren... Nur ist Science leider der teuerste Studiengang in Nepal...
Wir sprechen mit Tara über die für Nepali sehr teuren Schul- und Studiengebühren. Leider kann in Nepal nicht jedes Kind zur Schule gehen, da diese Geld kostet. In Taras Fall zahlt sie ungefähr 3€ für jedes Kind pro Monat. Für uns klingt das nach gar nichts... Für Tara aber sind diese 9€ eine große Herausforderung, schließlich verdient sie nur 3500 Nepalesische Rupien, also ungefähr 28€. Die Miete für ihre Hütte kostet 8€ pro Monat... Etwas mehr Platz für die vierköpfige Familie wäre mehr als angebracht, ist jedoch unbezahlbar. So teilen sich die beiden Töchter ein und Tara und ihr Sohn das andere Bett. Immerhin wird es so nicht so schnell kalt, denn das Wellblechdach isoliert kaum, wie man sich bestimmt vorstellen kann... Wie auch in "unserem" Waisenhaus wird hier zweimal täglich Dal Bhaat gegessen. Reis und Linsen sind so ziemlich die günstigsten Lebensmittel, für Tara manchmal aber doch zu teuer... Manchmal kommt es vor, dass es für sie und ihre Kinder abends nur Wasser mit etwas Salz gibt...
Tara freut sich so über unseren Besuch, dass sie uns für den nächsten Abend zum Dal-Bhatt-Mahl einlädt :)
Am nächsten Abend laufen wir also wieder zu Tara... Wir schenken ihr und ihren Kids Saft (in Nepal leider nur für Touris oder reiche Nepali bezahlbar), frisches Obst und Kekse. Die Freude ist groß und Tara besteht darauf, den geschenkten Saft mit uns zu teilen... Wenig später sitzen wir bei Dämmerlicht (Strom ist mal wieder nicht da) im Schneidersitz auf dem Bett der Mädels, auf dem Schoß balancieren wir einen Teller mit feinstem Dal Bhaat :) Wir genießen den Abend mit Taras Familie sehr!
Danach, beim langen Fußmarsch durch das mittlerweile dunkle Pokhara, denken wir beide viel nach... Tara ist für uns der allerbeste Beweis dafür, dass man auch mit Nichts oder nur sehr Wenigem glücklich sein kann. Wir sind beide schwer beeindruckt von ihrer Stärke, ihrer Hoffnung und ansteckendem Lebensfreude :) Zugleich sind wir aber auch traurig über ihre Lebensumstände, an denen wir so gerne etwas ändern würden, aber gar nicht wissen, an welcher Stelle man anfangen soll...

-> "Auf's Rad geschwungen!"
Es wird Zeit, sich sportlich zu betätigen. Pokhara zu Fuß haben wir bereits unsicher gemacht. Aber auf Rädern war uns das noch nicht möglich. Lara hat ihren Führerschein glücklicherweise Zuhause gelassen. Denn auf dem Moped oder im Auto wären wir bei dieser Straßenverkehrsordnung (, die es anscheinend gibt, was jedoch keiner von uns erkennen kann :D) nicht weit gekommen. So leihen wir uns zwei fesche Mountainbikes für einen halben Tag und preschen drauf los. Davor schließen wir noch eine Wette ab, wen es von uns zweien als erstes auf den Boden legt. Auf dem geteerten Weg ist das Fahren nämlich noch gut möglich..aber auf dem lehmigen Boden inklusive herausstehenden Steinen gestaltet sich das etwas schwerer.  Nun...wo ist unser erster Stopp? Gaaaaanz klar. An einer französischen Bäckerei. Erstmal ne kleine Stärkung! Baguette und Schokocroissants! Anschließend führt unsere Tour am schönen Phewa-See entlang und auch dort legen wir einen kleinen Stopp am Ufer ein. Wir setzen uns auf eines der gestrandeten Boote und genießen den schönen Ausblick Ein wirklich schöner und entspannter Tag. (Auch wenn sich der harte Sattel die nächsten Tage noch bemerkbar macht. :P) Ach ja und: Keiner von uns hat die Kontrolle über seinen Lenker verloren! Applaus! :D

Spaß beim Radeln! :D 



So genießen wir diesen Tag... :)