Donnerstag, 18. Dezember 2014

(Weihnachtliche) News vom Dach der Welt...:)

Ho ho ho! Aus dem noch immer recht warmen Kathmandu, da kommen wir her... Und müssen euch sagen: Hier weihnachtet es ganz und gar nicht sehr...
Warum? Na, hier ist's tagsüber noch immer warm und sonnig, sodass man ohne Daunenjacke durch die Straßen laufen, auf dem Dach liegen oooder aber hinduistische Heiligenstätte besuchen kann... :) 
... wie wir hier trotzdem etwas in Weihnachtsstimmung kommen (oder es zumindest versuchen), natürlich aber noch mehr, erfahrt ihr in diesem Blogeintrag! :)

Spielen wir ne Runde Wetterfrosch: Gestern hat es das erste Mal seit sieben satten Sonnenwochen geregnet! Mitten in der Nacht fängt es an. Ronja plagt ein Magen-Darm-Virus, Lara hat echt üble Rückenschmerzen (Wir bitten um ein lautes, mitleidiges "Ooooooooh" für uns zwei!), weshalb wir ohnehin schon wach sind. Wir hören den prasselnden Regen und stellen prompt fest: Die Wäsche, die einige Tage darauf warten musste, bis wir uns dazu erbarmen konnten, sie zu waschen, hängt noch auf der Leine. Nochmal waschen werden sie allerdings nicht, denn erstens riecht man hier sowieso nie frisch und zweitens ist das Auswringen echt anstrengend. :D

Der Regen ändert hier echt vieles... Zwar kommt es uns so vor, als sei die Luft klarer und der Smog nicht ganz so ausgeprägt (man sieht sogar das Gebirge!!), dafür sind die Straßen aber ein einziges Matschloch. Der Lehm ist aufgelöst, beim Laufen gerät man ins Schliddern und die Räder der Taxis sind am Durchdrehen. Allgemein wirkt die Stadt bei diesem Wetter noch hässlicher, grauer und ungemütlicher. Das richtige Wetter um sich mit ner Packung Plätzchen, die frisch aus Deutschland eintrafen, in den Schlafsack zu mummeln :)

Ihr fragt euch vielleicht, wann wir endlich mal über etwas Relevantes wie unsere Freiwilligenarbeit berichten... Nun ja, dann wollen wir mal...

Im letzten Beitrag haben wir ja über den spontanen, erzwungenen Projektwechsel durch unsere liebe Ansprechpartnerin Uma berichtet. Auch haben wir erzählt, dass wir uns hier nicht wirklich willkommen fühlen uns unzufrieden sind. Dieser Zustand hat sich definitiv nicht verbessert. :D 
Die Arbeit an der Schule haben wir endgültig an den Nagel gehängt. Hauptgrund: Wir sehen es absolut nicht länger ein, in einem Projekt zu arbeiten, für das wir uns nicht angemeldet, also nicht gezahlt, haben. Trotz dieser Tatsache haben wir es wirklich versucht, uns Mühe gegeben und viel Zeit  investiert... Deprimiert mussten wir allerdings feststellen, die Schüler interessiert es nicht, dass junge Freiwillige aus Deutschland mit ihnen lernen wollen. Wir erleben Ignoranz; die Schüler beschäftigen sich mit allem nur nicht mit den Sachen, die wir uns für sie überlegt haben...
Der zweite Teil unserer neuen Freiwilligenarbeit besteht ja darin, auf Umas Kinder aufzupassen und mit ihnen zu arbeiten. Dieser Teil der Freiwilligenarbeit wird fälschlicherweise "Arbeit im Waisenhaus" genannt (wir können ein zynisches Grinsen kaum unterdrücken). Umas Kinder benötigen absolut keine Hilfe... Die Haushälterin kocht für sie, eine weitere Angestellte wäscht regelmäßig die Wäsche der acht Kinder. Jede freie Minute nutzen die Kinder, um sich vor den großen Flachbildfernseher zu setzen, oder aber sinnlose Spiele auf einem der beiden Laptops des Hauses zu zocken.
Für uns gibt es einfach keine Aufgabe... Wir haben Uma gefragt, was wir mit den Kids anstellen können, ihre Antwort lautete: "Überprüft, ob sie ihre Vitamintabletten nehmen!" So kommt es also, dass hier jeder Tag gleich abläuft für uns: Frühstücken, aufs Mittagessen warten, zu Mittag essen, aufs Abendessen warten, zu Abend essen und schließlich früh schlafen gehen. Langeweile macht unfassbar müde. Außerdem ist schlafen um Längen besser als sich zu langweilen. Unseren Zustand beschreiben wir am besten so: "Wir vegetieren nur noch vor uns hin". Eigentlich mögen wir es beide, auch mal nichts zu tun und intensiv zu chillen...doch wochenlang AUSSCHLIEßLICH zu chillen, macht einen kaputt.  Wir fühlen uns nutzlos und bekommen dadurch schlechte Laune... Vor allem aber müssen wir mit geplatzten Illusionen klarkommen, die wir hatten bevor wir kamen...
Wir dachten, unsere Hilfe werde hier wirklich benötigt und die Menschen würden uns mit offenen Armen empfangen... Vielleicht etwas naiv, aber wir haben gehofft, etwas verbessern zu können... Wir sind uns sicher, dass es in Nepal ganz viele Waisenhäuser gibt, die wirklich Hilfe brauchen; Kinder, die ihr Leben nicht vor der Glotze verbringen, sondern gerne mit uns lernen und spielen würden... Und genau deshalb macht es uns traurig und wütend, dass wir ausgerechnet HIER gelandet sind.
Jetzt ist der Moment gekommen, in dem wir sagen: "Wir haben die Schnauze voll." Wir haben uns lange genug arrangiert und es versucht, doch wer keine Hilfe möchte, dem werden wir auch nicht mehr hinterherrennen :) Als Freiwillige entscheiden wir nun auch freiwillig, dass wir unsere "Arbeit" hier früher beenden als geplant. Ab Donnerstag verlassen wir dieses Drecksloch endgültig und zeigen unserer Ansprechpartnerin Uma, die uns weder  eine Einführung gab, noch bei Fragen und Problemen für uns da war, den ausgestreckten Finger! An die Organisation "Volunteering Solutions" wenden wir uns nie wieder... Ein letztes Mal noch, um eine saftige Beschwerde auszusprechen. :) 
Die Freude auf unsere anstehende Rundreise ist jetzt riesiger als jemals zuvor!!! 

Um der gähnenden Langeweile zu entkommen, haben wir einige Sachen unternommen, die wir euch nicht vorenthalten möchten :) 
Zwischen uns Freiwilligen ist der Streichekrieg ausgebrochen! Vergangene Woche haben einige Freiwillige das Standardkartenspiel "Arschloch" gespielt... Unsere Liebe Henny war wohl häufig das Arschloch, denn Ihre Laune sank Runde um Runde ;) Hendrik und Flo haben sich nen Spaß draus gemacht und Henny aufgezogen... Hätten sie das mal lieber gelassen. :D Denn Henny, die verlieren mal so gaaaaar nicht schmufte findet, kann über die Späße der Jungs nicht lachen und kommt am nächsten Morgen breitgrinsend in unsere Zelle gestürmt: "Habt ihr gute Streichideen??" - Haben wir. :D So kam es, dass sich der nichtsahnende Hendrik nach seiner Arbeit auf ein Kopfkissen voller Backsteine warf :D Zu unseren weiteren überaus durchdachten und totwitzigen Streichen für den zweiten Übeltäter Flo zählten: Salz in seine Wasserflasche sträuen, sein Essen minimal schärfen und Kaktusfeigen in seine geliebten Wollsocken zu legen! Es darf gelacht werden. :D Nun ja... Flo ist irgendwie streichresistent; keiner unserer Pläne ging auf... 
Doch "Henny Hell" (der wohl passendste Spitzname für unsere mit boshaften Ideen gesegnete Mitbewohnerin :D) wäre nicht Henny Hell, wenn sie nicht noch einige Streiche im Petto hätte! Wir freuen uns schon auf ihre Erzählungen, wenn sie wieder da ist! Denn die meisten Freiwilligen sind gerade in Lumbini, dem Geburtsort Buddhas, den auch wir während unserer Rundreise besuchen möchten... :)
Im Falle eines erneuten Angriffs der Henny Hell berichten wir natürlich...;)

Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Eintrag vor einigen Wochen, als wir vom Durbar Square Patan, dem ehemaligen Königspalast, der vor allem für die 80% Hindus in Nepal von Bedeutung ist, erzählt haben? 
Letzten Mittwoch haben wir eine weitere hinduistische Sehenswürdigkeit besichtigt...:) Am Fluss Bagmati befindet sich der wichtigste Ort für gläubige Hindus in Nepal: Paschupatinath. Hier werden sie nach ihrem Tod öffentlich verbrannt. Ja... Paschupatinath ist ein riesiges Freiluftkrematorium - wenn man so will. :D
Der Name "Paschupatinath" ist dem "Herrn" (Paschu) "der Tiere" (Pati), also Gott Shiva, gewidmet. Shiva, der sich vor seinen Gefährten Vishnu und Krishna an der heutigen Verbrennungsstätte verstecken wollte um einige Schäferstündchen mit seiner Geliebten Parvati zu verbringen, nahm die Gestalt eines Einhorns an. Doch Vishnu und Krishna entlarvten Shiva, weshalb dieser ans andere Ufer des Flusses Bagmati floh...
Der Eintritt zum Paschupatinath beträgt eigentlich satte 1000 Rupien, also 8€! "Wucher", denken wir uns und zücken unseren neu erworbenen gefälschten Volunteerpass (inkl. Passfoto, ausgedachter ID-Nummer und der "Unterschrift" des Organisationsvorsitzenden :D), um umsonst aufs Gelände zu kommen... Der Plan geht auf und kurz darauf befinden wir uns im Trubel!
Am Haupteingang stehen Wachmänner, die den Haupttempel des Areals bewachen. Wie auch am Durbar Square sind die Tempel nur für Hindus öffentlich. Wirklich mega schade ist, denn laut Reiseführer wird es im Inneren des Tempels erst richtig interessant: Hier werden verschiedenste Rituale durchgeführt, Lieder gesungen und Opfer (meist in Form von Schafs- und Ziegenköpfen) für den Herrn der Tiere gebracht. Uns kommt eine Idee: Ob es uns gelingen würde, einen auf Hindu zu machen, um den Tempel besichtigen zu können? :D Schnell verwerfen wir diesen Plan, denken an die harten Strafen und den nepalesischen Knast...der nicht auf unserer Reiseliste steht! Sofort kommen einige Straßenhändler, die für wenige Cent wirklich schöne Ketten und Miniaturtempel verkaufen wollen, auf uns zugestürmt... Mittlerweile lassen wir uns nicht mehr so schnell etwas andrehen, wir machen wirklich Fortschritte! ;)
Jeden Tag, rund um die Uhr werden hier kürzlich verstorbene Hindus verbrannt... Wir haben uns eine gesamte rituelle Verbrennung angeschaut :)
Obwohl das Kastensystem, das die Hindus in verschieden wohlhabende Stände gliedert, seit einigen Jahren sogar gesetzlich verboten ist, werden auf der einen Seite der Hauptbrücke, die über den Bagmati führt, Familienmitglieder sehr reicher und auf der anderen Seite die sehr armer Hindufamilien verbrannt. Die Bestattung, bei der wir zusehen, ist die eines wohlhabenderen Mannes... Der Fluss an dessen Ufer wir sitzen, ist sehr schmutzig; das Wasser tief dunkelbraun und teilweise mit Abfall bedeckt. Nachdem eine Leiche vollständig verbrannt ist, wird ihre Asche in den Fluss gekehrt - oder zumindest die restliche Asche, die der Wind noch nicht durch die Luft gewirbelt hat... Am uns gegenüberliegenden Flussufer liegt die Leiche "bereit", die gleich auf ihrem letzten Weg von ihren Angehörigen, die bereits warten, begleitet werden soll. Nur wenige Meter daneben planscht ein Junge im Fluss...
Nun wird die Asche mit "heiligem" Wasser des Flusses bespritzt, die Bestattung beginnt. Nachdem vier Männer die Leiche einige Stufen nach oben zu den Angehörigen getragen haben, bringt ein Familienmitglied die Opfergaben zum Priester. Es folgt eine scheinbar endlos andauernde "Ich bedecke dich mit einem Tuch - Ich nehme dir das Tuch wieder weg"- Prozedur. :D Unzählige orangeleuchtende Tücher werden nacheinander über der Leiche ausgebreitet, immer mal wieder wird die Leiche auch mit den orangenen Nationalblumen bestreut. Es dauert wirklich sehr lange... Und sobald alle Tücher über den Körper gelegt sind, werden sie nacheinander wieder aufgehoben. Ein Familienmitglied läuft zum Leichnam und "identifiziert" ihn, sodass ja keine Verwechslung stattfindet. :D Anschließend werden alle Tücher selbstverständlich wieder nacheinander und ordentlich über den Körper gelegt... Dann folgt das Abschiednehmen der Angehörigen... Es heißt, Nepalesen zeigen keine Emotionen. Negative Gefühle wie Trauer oder Wut dürfen nicht offengelegt werden, da man so "sein Gesicht verliert" und dem Gegenüber eine Angriffsfläche bietet. Positive Emotionen und sogar das Lachen werden oft verboten... Es wundert uns also umso mehr, dass die Ehefrau des verstorbenen Mannes von zwei Frauen, vermutlich ihren Töchtern, gestützt wird, weil sie so am Schluchzen ist, dass ihr scheinbar die Kraft fehlt. Sie kniet vor dem Leichnam nieder, ihr Schluchzen und Schreien hören wir deutlich auf der anderen Flussseite... Schließlich helfen ihr die beiden Frauen wieder auf und führen sie zurück. Nun läuft eine kleine Karawane, bestehend aus dem Priester und den Kindern des Verstorbenen, fünfmal um den Leichnam. Jede Umrundung steht für eines der fünf Elemente: Erde, Wasser, Luft, Feuer und das für Hinduisten sowie Buddhisten fünfte Element: das Nirvana. Ab jetzt ist es den Frauen der Familie nicht mehr gestattet, am zweiten Teil der Bestattung, der Verbrennung, teilzunehmen, da sie angeblich zu "emotional" sind... Die Leiche wird nun auf einer Holzbahre ruhend von den vier Trägern über die Brücke zu den Verbrennungsstätten getragen. Schnell stehen wir auf und bewegen uns in dieselbe Richtung - Wir wollen ja nichts verpassen! 
Es gibt fünf Stellen an denen gerade Verbrennungen stattfinden, dunkler Rauch steigt stetig in die Luft, sodass wir in unseren Pulli atmen müssen, um nicht zu husten... Wie wir dort so sitzen, den Blick auf das andere Ufer gerichtet, und in unsere Pullis atmen, fragt Ronja plötzlich: "Lausches Plätzchen hier... Hat jemand Marshmallows dabei?" :D 
Stroh und Holzscheite sind zum Scheiterhaufen gestapelt, der Leichnam wird daraufgelegt. Erneut umrunden der Priester und die Angehörigen den Scheiterhaufen fünf Mal, ehe sich die Verwandtschaft ein Stückchen vom Haufen entfernt zusammenfindet. Der älteste Sohn des Verstorbenen hat eine besondere Aufgabe: Ganz in weiß gekleidet, entzündet er zunächst einen kleinen Strohballen. Dann läuft er zu seinem toten Vater und entzündet den Leichnam mit diesem Strohballen. Wir beobachten, wie die Flammen nach und nach den gesamten Körper erhaschen und erwarten eigentlich große Flammen... Doch das Feuer ist recht klein, vielmehr raucht es ziemlich... Nach drei bis vier Stunden, in denen die Familie des Verstorbenen die ganze Zeit hinter dem Leichnam steht, ist der Körper vollständig verbrannt und die übrige Asche wird mit einem großen Besen in den Fluss gekehrt. Die nächste Leiche kann nun hergebracht werden...
 So läuft eine hinduistische Bestattung heutzutage ab! :) Früher verlief alles noch etwas krasser... Da in nepalesischen Familien der Mann derjenige ist, der für den Lebensunterhalt sorgt, steht eine Frau nach dem Tod ihres Mannes erstmal vor dem Nichts. Wenn also früher der Familienvater starb, so wurde die Witwe bei lebendigem Leibe mit ihm verbrannt. Die Hindus glauben nämlich, dass der gemeinsame, für die lebendige Frau sehr qualvolle Tod im nächsten Leben eine erneute Hochzeit mit demselben Mann bringt... Mittlerweile gilt diese Vorstellung (zum Glück!) aber als veraltet!
Eine weitere hinduistische Vorstellung besteht allerdings nach wie vor... Ihr müsst wissen, dass das Baden in diesem Fluss sehr angesehen ist. Jap, in diesem Wasser, das voller Exkremente, Müll und Asche ist. In Vollmondnächten (wir wissen, dass das wie aus einem schlechten Schauermärchen klingt :D) gilt das Baden als besonders heilig... Es heißt, wenn Mann und Frau bei Vollmond gemeinsam im Fluss baden, werden sie sich in ihrem nächsten Leben wieder ineinander verlieben und heiraten... 
Dieser Ausflug hat uns beiden echt gut gefallen! Hinduistische Vorstellungen und Sagen fesseln uns wirklich... Manche scheinen abstrus, andere einfach nur witzig und wieder andere so hoffnungslos romantisch, dass sie fast schon wieder schön sind :) Vom Paschupatinathtempel sind wir nachhaltig wirklich fasziniert... Die Atmosphäre dieses Ortes ist ganz eigenartig. Irgendwie ist man hier voller Energie, die Gedanken scheinen klar und geordnet... Man sitzt da am Flussufer und beobachtet gespannt jede Bewegung des Priesters und der Familie gegenüber, man möchte nichts verpassen und findet alles so wahnsinnig spannend. Und dann realisiert man, dass man gerade live dabei zusieht, wie ein Mensch, oder vielmehr dessen Körper, seinen letzten Weg geht... Und man schämt sich fast schon ein wenig, wie im Kino am Ufer zu sitzen, während die Angehörigen des Verstorbenen trauern... Doch auch das gehört zur hinduistischen Kultur; hier sitzen zum Glück nicht nur Touristen, die sensationsgeil sind, sondern auch andere Hindus, die dem Spektakel beiwohnen... Ein junger Mann erklärt uns, dass es im Sinne eines jeden Hindus ist, dass bei seiner Verbrennung einige Dutzend Menschen zusehen... Das lässt uns wieder etwas auf den Teppich kommen :) 
Rückblickend kann man sagen, dass der Besuch am Tempel der interessanteste Ausflug war, den wir bisher unternommen haben! Gerade für uns aus der westlichen Kultur...:)

Eine witzige Sache gibt es noch zu erzählen! Uns wurde erzählt, dass es in Patan eine richtig coole Bäckerei, die von Deutschen geführt wird, geben soll! Musik in unseren Ohren...:) Wir machen uns am Freitag also auf den Weg und suchen halb Patan ab... Fragen jeden zweiten, ob er die "Werner Bakery" kennt... Niemand kennt sie, wir wundern uns...Irgendwann stehen wir ratlos am Straßenrand, der Magen knurrt und verlangt nach gutem Frühstück... Da es in diesem Viertel einige Stände mit Backwaren gibt, entschließen wir uns dazu, in ein Café zu gehen, an dem wir bereits zwei Mal vorbeigelaufen sind... Das Café heißt "Vienna Café". Wie wir dort so sitzen und auf unsere echten Laugenstangen (!!!!!!!!!!!!!!!) warten, fällt es uns plötzlich wie Schuppen von den Augen: Das Café, das wir die ganze Zeit gesucht und nicht gefunden haben, heißt gar nicht "Werner", sondern "Vienna"!!! :D Saublöd einfach...:D

Zu Beginn haben wir bereits angedeutet, dass wir trotz allem versuchen, etwas in Weihnachtsstimmung zu kommen... Alex, einer der Voluntäre, kam vor drei Tagen wie immer in unsere Zelle gestürmt: "Leute! Ich liebe Weihnachten! Ich laufe jetzt nach Thamel und kaufe Weihnachtsdeko!" Weg war er. "Jo Alex. Alles klar, mach mal" dachten wir uns, wohlwissend, dass Alex permanent irgendwelche Schnapsideen hat :D 
Ne Stunde später hören wir Musik... Vom Dachgeschoss... Jingle Bells und Co. Alex ist zurück - und lässt seiner Liebe zu Musik und Weihnachten wieder freien Lauf :D Und siehe da... Obwohl wirs niemals gedacht hätten, hat Alex es tatsächlich geschafft seine Zelle (wir wiederholen: Er hat nicht mal ne Tür!) gemütlich und weihnachtlich zu gestalten :) So sitzen wir wenig später auf seinem Bett, ein Plastikweihnachtsbaum leuchtet abwechselnd in den verschiedensten Farben und Kerzen brennen überall... Es weihnachtet in Kathmandu...:)
Übrigens: Weihnachten werden wir bei den Kindern im alten Heim feiern :) Wir planen, Pudding zu kochen und jedem Kind etwas Obst, Schokolade, Nüsse und eine warme Wollmütze zu schenken! :)

So. Heute ist Donnerstag. Der Tag der Tage!!! Vor einigen Stunden haben wir Uma und ihrem "Waisenhaus" endgültig den Rücken gekehrt und "Auf nimmer Wiedersehen!" gewünscht :) Leute. In ihren Augen sind wir sicher vogelfrei... In unseren einfach nur frei! 
Wir sind gerade in einem Guest House in Thamel, Lara kauert glücklich vor einem mobilen Heizofen (ihr müsst wissen, dass es in unserer Zelle bei Uma genauso kalt war wie draußen und unser Atem in Form einer Wolke sichtbar war -ernsthaft!), Ronja liegt auf dem Bett - nicht mehr auf ner Holzbritsche :) Heute machen wir nen gaaaaaaanz Ruhigen, morgen Abend nutzen wir unsere aufgehobene Ausgangssperre und feiern mit den anderen Freiwilligen, die mittlerweile echt Kumpel und Kumpelinen sind, in der H2O-Bar :) 
Ihr seht... Für uns startet nach all der Enttäuschung und Langeweile der letzten Zeit nun der Spaß! Wir freuen uns mega auf unsere Rundreise, die unmittelbar bevorsteht und planen schon ein bisschen, wohin es gehen soll...:)
Aber erstmal kommt Weihnachten! Über unser Weihnachtsfest mit den Spark-Kindern werden wir euch nächste Woche berichten... Euch wünschen wir ein ganz schönes Weihnachten, viel gutes Essen, noch mehr gute Plätzchen, Besinnlichkeit und nicht all zu viel Stress :)
An unsere Familien: Denkt an uns! An unsere Freunde: Trinkt nen Glühwein für uns mit!

Bis ganz bald... Schluss mit Kuss. :*


Die Einfahrt zu Umas Haus...

Der Hof vor Umas Haus... Von außen echt idyllisch...;) 



Trotz Unordnung (wir schämen uns fast ein wenig :D) gestatten wir euch einen Blick in unsere lausche Zelle... Schade, dass ihr weder die Temperatur spüren, noch die schimmelige Luft atmen könnt. 



                                      
                                          Hier gibt es den Weltbesten Masalatee! Ronjas Rekord: 6 Tassen :)

Die Straße nach der Flut. :D 

Da schmecken die nächsten Chickenmomos gleich viel besser. :D 

Alle paar Meter verkaufen Familien hausgemachte Samosa oder frittierte Sachen...

Blick auf die Tempel des Paschupatinath 

Am Flussufer: die Leiche, die als nächste verbrannt wird 

...nun wird der Leichnam zur Verbrennungsstätte getragen...

Ebenfalls schaulustig: Affen :) 

Verbrennungsstätte 

Unfassbar: eine Familie zapft tatsächlich "heiliges" Wasser vom Bagmati ab! 

Paschupatinath!

Alex' Werk! So gemütlich wars noch nie in der Zelle...:)




Dienstag, 2. Dezember 2014

Über unser neues Heim, vorweihnachtliche Ereignisse und die ersten Dreads... :)

"Ey. Lass mal Blog schreiben!" - "Ja man, komm rüber!" - "Nee alter, komm du rüber!" - "Dein Ernst? Hier ist's arschkalt..." - "Boaaaaaaah..." seufzt Lara und humpelt in ihrem Schlafsack zu Ronjas Bett. Ronja: "Wetten, dich hauts so richtig auf die Fresse?" Wider Erwarten schafft es Lara aber ohne Zwischenfälle, Ronjas Bett zu erreichen :)
Nun liegen wir hier eng aneinander gepresst im Schlafsack unter einer schweren, müffelnden Decke und fragen uns: Wo sollen wir anfangen? Wie immer am besten von vorne...

Die Story beginnt vor genau fünfzehn Tagen, an einem Montag. Uma, unsere "Ansprechpartnerin", hat sich morgens angekündigt. Keiner weiß, wann sie kommt... Schließlich klopft es um neun Uhr an unserer Tür. Uma. Sie setzt sich, daraufhin folgt der erste Satz: "I need to take you away from here." Wir schauen uns beide geschockt an... Nach den ersten Schrecksekunden fragen wir nach dem Grund.

Uma erklärt uns, dass die Frau, die im Spark Childrenhome für die Kinder kocht, private Probleme hat und somit nicht mehr täglich kommen kann. Die Waisenkinder bekommen ihre zwei Mahlzeiten pro Tag in einem nahegelegenen Haus... Wir würden dort allerdings nichts bekommen, da wir keine Waisen seien. Deshalb müsse sie uns aus dem Waisenheim zu sich nach Hause in ihr Waisenheim holen...
Wir begreifen die Situation erst gar nicht und denken an "unsere" Waisenkinder, die wir mittlerweile echt ins Herz geschlossen haben... Lara fragt, ob wir noch vier Tage (also bis Donnerstag) bleiben können, die Antwort lautet: "Nein, ihr müsst heute oder spätestens morgen das Heim verlassen." Wir denken an all das Chaos im Zimmer, ungewaschene Wäsche und an die Kinder, denen wir zum einen die Situation erklären müssen, die zum anderen ab Morgen aber auch wieder ganz alleine sein werden... Schließlich willigen wir ein, am Dienstagmittag das Heim zu verlassen. Die Stimmung an diesem Tag ist allgemein sehr gedrückt.
Wir waschen unsere Wäsche, bauen traurigen Herzens unseren selbstgebauten, geilen Schrank an und denken immer wieder daran, was wir den Kindern erklären, wenn sie aus der Schule kommen... Daran, dass wir wieder in ein ganz neues Umfeld kommen, obwohl wir uns hier gerade erst richtig eingefunden haben...
Am nächsten Tag sind die Koffer gepackt. Noch bevor die Kinder in die Schule gehen, müssen wir uns von ihnen verabschieden. Bei den einen fällt der Abschied locker aus, bei anderen fällt es uns sehr sehr schwer... Wir werden gefragt, ob wir wieder kommen und da sind wir uns einig: Auf jeden Fall!!! Ein Fahrer holt uns am frühen Mittag ab; wir fahren eine halbe Stunde nach Kathmandu, in den Stadtteil Bafal. Hier sieht es schon ganz anders aus... An der Abzweigung in Umas Straße befinden sich zwei riesige, nobel aussehende Hotels, die Häuser hier gleichen zwar nicht denen, die wir aus Deutschland kennen, jedoch merkt man, dass wir uns in einer besseren Wohngegend befinden. Uma lebt mit ihren acht Waisenkindern auf einem größeren Grundstück. Das Freiwilligenhaus befindet sich nur wenige Meter von Umas Haus entfernt. Doch wieder sollen wir nicht bei den anderen Freiwilligen leben, sondern direkt bei Uma im Haus. Wir freuen uns zunächst über die kleine Küche und das Badezimmer, das zumindest mal immer mit Wasser versorgt wird... Dann kommen wir in unser Zimmer: düster und kalt - die wohl noch nettesten Attribute für diesen Raum. Schimmel ziert die Decke, die Fenster sind null isoliert (macht also keinen Unterschied, ob das Fenster geöffnet oder geschlossen ist), die Steckdose funktioniert nicht und das Bett ist so hart, dass eine maximale Verspannung unumgänglich sein wird... Immerhin vorhanden: ein kleines Schränkchen!!! Zwar sind wir etwas traurig, nicht wieder den Schreiner aus uns hervorzukramen und selbst kreativ zu werden, aber wir freuen uns doch sehr darüber, unsere Kleidung nicht mehr auf dem Boden ausbreiten zu müssen :D Wir richten uns ein, bzw. breiten unser Zeug aus, dann gehen wir ins Wohnzimmer, das hier auch als Esszimmer für alle Freiwilligen genutzt wird. Momentan sind nur Deutsche im Freiwilligenheim... Männlein Weiblein bunt gemixt, alle zwischen 17 und 35 :) Es sind wirklich alle sehr lieb, witzig und offen! -Da wir wissen, dass einige von ihnen unseren Blog lesen...Hallo zu euch nach drüben! Was geht in eurer Hood? Man sieht sich zum täglichen Dal Bhaad später, Yummi.- Nun zurück... Uma teilt uns ihre Hausregeln mit:
Regel Nummer 1: Kaugummikauen im Haus ist strengstens untersagt. (Wir fühlen uns an die Schulzeit zurückerinnert, in der uns diese Regel damals schon mindestens einen Koffer gejuckt hat :D
Regel Nummer 2: Rauchen ist verboten. (Für uns zwei zum Glück von keinerlei Bedeutung!)
Regel Nummer 3: Sollten wir abends mal weggehen, sind wir am besten um 22:30 wieder zurück. Denn da schickt die tüchtige Uma eines ihrer Kinder zum Tor, um dieses zu schließen. (Für uns ist das wohl die gemeinste Regel, da wir nicht vorhaben, jeden Abend zuhause zu sein... Zum Glück bieten uns die anderen Freiwilligen an, bei ihnen im Haus zu schlafen, sollten wir es tatsächlich mal wagen, nach halb elf nach Hause zu kommen :) )
Am nächsten Morgen quälen wir unsere vom Trek noch immer müden Knochen um 6:30 aus dem Bett. Wir schlüpfen in unsere geliebten Pluderhosen (die wir der Jeans nahezu immer vorziehen) und gehen zu Umas Kindern, die im Stockwerk unter uns leben. Die acht Kinder sind auf drei Zimmer verteilt, es gibt ein großes Badezimmer, eine kleine aber feine Lernstube und eine kleine, verschmutzte Küche. Wir stellen uns den Kindern vor, sie sich uns jedoch nur mehr oder weniger. Wir fragen, ob sie noch Hausaufgaben zu erledigen haben, aber scheinbar nicht... Wir fragen, ob sie Hilfe beim Vorbereiten für die Schule brauchen, doch auch hier benötigen sie keine Hilfe. Etwas ratlos fragen wir nun, ob wir sonst irgendetwas tun können... Eine der älteren Mädchen grinst und antwortet: "Maybe you can wash the dishes??" Klaaaaaar. Denn falls ihr es noch nicht wusstet: Freiwilligenarbeit besteht darin, das Geschirr derjenigen zu spülen, die nicht mal ihren Namen verraten, geschweige denn ein Gespräch mit einem führen wollen.
Trotzdem waschen wir das Geschirr ohne viel Murren und Knurren. Gegen halb zehn dann sollen wir mit den Kindern zur Schule. Umas Kinder fahren mit dem Schulbus zur Schule, obwohl sie zu Fuß nur etwa fünf Minuten von Zuhause entfernt ist. Grund: Uma möchte auf Nummer sicher gehen, dass auch alle Kinder zur Schule gehen. Wir quetschen uns also in den Minibus, der es erst nach 10 Anläufen schafft, um die Kurve zu kommen, nachdem die Hälfte der Fahrgäste kurzzeitig aussteigen musste. Endlich angekommen in der Schule, werden wir in das Büro des Direktors gebracht. Ein seeeehr fetter, aber wahnsinnig süßer Mann thront hinter seinem riesigen Schreibtisch. Er erzählt, dass er schon immer mal nach Deutschland wollte, dann aber lieber Karriere gemacht hat... Dann lacht er laut und wir lachen mit, bzw. lachen über sein Lachen :D Er schickt uns weiter zum Vize-Chef der Privatschule... Was soll man über ihn nur schreiben? Ronjas erste Assoziation: Er sieht aus und bewegt sich wie Hitler. Laras Assoziation: Er gleicht eindeutig einem Pelikan. :D Da wir wissen, dass diese Assoziationen so dermaßen verschieden sind, hier eine kleine Beschreibung des Hitler-Pelikans: er ist klein und ist ebenfalls Besitzer der typisch nepalesischen Haarfarbe: Schwarz. Seine Haare sind immer zur Seite gekämmt, Haarspray braucht der Gute nicht, die Frisur sitzt auch so. Er denkt sich wohl: "Eine normale Brille kann jeder tragen... Ich trage eine mit getönten Gläsern!", was ihn sehr geheimnisvoll scheinen lässt. Er bevorzugt den klassischen Stil: Hemd mit Strickpullunder. Wie von Mutti gestrickt! Sein Gang: sehr aufrecht, die Hände sind hinter dem Rücken verschränkt. Das Charakteristische an seiner Haltung: er zieht sein Kinn zum Hals, was ihn wie einen Pelikan aussehen lässt. Jetzt seid ihr gefragt... Klingt er eher nach einer Hitlerkopie? Oder doch nach einem Pelikanähmlichen Geschöpf? Let the Competition begin! :D
Hitlerpelikan teilt uns ein: Jeden Tag von zehn bis halb eins werden wir in der Schule sein. An zwei Tagen pro Woche setzen wir uns in die Vorschulklasse rein, an weiteren zwei unterrichten wir Fünfjährige in Englisch, und an den letzten beiden Tagen (in Nepal gibt es nämlich nur einen schulfreien Tag pro Woche) sollen wir in etwas höhere Klassen gehen. Klingt einfach, ist es aber nicht so wirklich. :D Und das merken wir auch direkt. Zunächst jedoch findet der tägliche Morgenappell statt. Die Schüler stellen sich klassenweise hintereinander auf, Hitlerpelikan sorgt dafür, dass Ruhe einkehrt... Echt ne Herausforderung, denn vor allem den kleinsten Kids zwischen zwei und fünf fällt es verständlicherweise schwer, geordnet und leise zu stehen! Sobald der Geräuschpegel einigermaßen erträglich ist, startet der schweißtreibende Frühsport: "Arme hoch! Arme zur Seite! Arme runter! Schritt nach rechts...uuuuuund still gestanden!" Der vogelähnliche Vorsteher, also der Direktor, ruft zum Gebet auf und prompt falten alle die Hände, neigen den Kopf und sprechen ein Gebet. Anschließend wird mehr oder weniger textlicher und euphorisch die Nationalhymne gesungen. Der Appell wird mit der letzten Aufforderung von Seiten des Direktors beendet: "Check your nails!" - alle überprüfen ihre Nägel, was ein Bild
 der Götter ist :D Dann marschieren alle klassenweise ab. Am ersten Tag waren wir noch etwas verwundert... Zwar gab es beim Austausch in Südafrika auch immer einen Appell nach der Schule, doch dieser hier in Nepal scheint um einiges strenger abzulaufen.
Wir folgen der Klassenlehrerin der Nursery zum Nebengebäude, in dem die jüngsten Schüler unterrichtet werden. Es scheint, als würden alle nepalesischen Lehrkräfte auf deutsche Klatschspiele abfahren :D Wieder werden wir darum gebeten, einige "Rhymes" mit den Kids zu singen... Neben "Old McDonals" und "If you happy and you know it" (Danke nochmal an unseren Mitfreiwilligen Hendrik aus Hambur!), singen wir auch wieder das obligatorische "Aramsamsam"! Unfassbar, was für eine große Begeisterung dieser Song immer und immer wieder erfährt! Doch nach der neunten Runde, haben wir doch genug... Ebenfalls sehr beliebt: Die etwas abgeänderte Form "If you happy and you know it, ne a tiger -Raaaaaaaw" :D Nach einer knappen halben Stunde fällt uns dann wirklich gar nichts mehr ein und wir gehen mit den Kids in ihr Klassenzimmer. Der Inhalt der Schulstunden besteht daraus, sowohl das englische, als auch das nepalesische Alphabet zu lernen, die Wochentage zu lernen und daraus, Bilder auszumalen. So ganz grob... Es klingt zwar sehr goldig, wenn all die Kleinen die Zahlen von eins bis zehn brüllen... Mit der Zeit wird man aber echt verrückt! Wenn ihr plötzlich Teil dieses Unterrichts wäre, würdet ihr denken, die Lehrerin sei dem Militär entlaufen :D Fakt ist aber, dass man wahnsinnig laut brüllen und echt harsch sein muss, um gegen das Stimmgewirr der Kinder anzukommen. Wir wissen nicht, ob wir schreiben können "Zum Glück", denn nur in der letzten Reihe zu gammeln ist auch nicht so ganz das Wahre... Mit den Kids näher in Kontakt zu treten, hätten wir gerne versucht, doch eine Lehrerin, die es wohl zu schätzen weiß, dass zwei Freiwillige aus Deutschland da sind, verschafft uns eine abwechslungsreiche sowie spannende Aufgabe: Da der Kopierer der Schule nur ganz selten verwendet wird, müssen Arbeitsblätter von Hand angefertigt werden. Lara schreibt also in 42 Hefte die Aufgabe inklusive vier Wörter, die die Kinder abschreiben müssen. Ronjas Aufgabe besteht dann darin, in jedes Heft das Datum zu schreiben. So haben wir zwei Stunden auch gefüllt und uns gegen zwölf auf den Rückweg gemacht... Bis zum Mittagessen haben wir uns aufs Dach gechillt und die wärmende Sonnegenossen :) Jaaaaa, ihr lest richtig! Hier hats tagsüber angenehme Temperaturen... Zumindest so angenehm, dass man die Fleecejacke erst ab vier braucht, wenns dann plötzlich richtig frisch wird. Jetzt im Dezember soll es wohl noch etwas kälter werden, jedoch gibt es in Kathmandu keinen Schnee (Wir wissen, dass diese Tatsache mal so gar nicht in das Bild passt, das man von Nepal hat :D)! Grund dafür: Zum einen liegt Kathmandu im "Tal" auf gerade einmal 1300 Metern und ist umgeben von weitaus höheren Bergen. Zum anderen aber sorgen die vielen Abgase für eine dauerhafte Erwärmung, zu warm für Schnee. Ronja, die Schnee hasst und im Winter gerne Miesepeter spielt, freut sich über diesen Vorteil des Smogs :)
Um zum Mittagessen zurück zu kommen: In unserem alten Waisenhaus gab es das ja nicht, weshalb wir uns hier wirklich immer aufs Mittagessen freuen... Auch wenn dieses auch hier Dal Bhaad ist; mittlerweile haben wir uns voll dran gewöhnt und mögen das einfache Gericht sehr, obwohl wir es täglich mindestens einmal essen. Sogar im Restaurant haben wir Dal Bhaad bestellt!!! Gut, es könnte daran liegen, dass es nicht viel Auswahl gab, aber trotzdem können wir von uns behaupten, dass uns Reis mit Linsen schmeckt :) Es gibt jetzt nicht so wahnsinnig viel Gutes über unseren Wechsel in Umas "Kinderheim" zu sagen, aber eine gute Sache ist, dass wir hier regelmäßig zu essen bekommen! Morgens gibt es entweder Toast mit Butter, Cornflakes mit Milch oder (Ronjas Traum, Laras Graus) Müsli mit Joghurt :) Mittags...ihr könnts euch sicher denken. Und abends entweder Nudeln mit Gemüse oder eine sehr witzige Kombination aus Toastbrot mit Kartoffeln. :D Lieblingstopping aller Freiwilligen: Vieeeeel Sojasoße! Das Fest für alle: Frühstück am Wochenende! Jeder bekommt ein Ei :) 
Es fällt uns schon wieder auf, wie viel es zu erzählen gibt... Also switchen wir schnell zurück. Ab vier werden Umas faule Kinder mit dem Bus von der Schule abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Dann SOLLTE es für uns weitergehen. Eigentlich sollen wir bei den Hausaufgaben helfen und mit den Kindern lernen... Nur gestaltet sich das etwas schwierig, wenn man auf die Frage, ob sie Hilfe benötigten, keine Antwort bekommt und lieber alle stillschweigend anderen Beschäftigungen nachgehen :D Einer der Waisen, den Uma adoptierte (sein Name ist Susen), jagt Ronja gleich am ersten Tag einen schönen Schrecken ein! Er sagt, er müsse ein Physikexperiment machen und kramt Batterien und Spülen hervor, die er so schaltet, dass Spannung entsteht. Nebenher versucht er, alles zu erklären, doch Ronja, die in Science erstens genauso schlecht wie in Mathe und zweitens ungefähr fünf Mal anwesend war, peilt nichts :D Susen redet sich immer mehr in Rage, man spürt seine Begeisterung für Physik. Um genauer zu sein: Seine Begeisterung für Strom. Und für Experimente. Tatsächlich holt er ein altes Plastikgefäß, in dem ein kleiner Fisch seine Kreise zieht. Ronja ahnt Böses. Susen, besessen von Experimentierfreude, kommt Ronja näher, grinst und sagt: "Ich möchte mit Strom experimentieren! Mit diesem Fisch möchte ich anfangen!" Wir können ihn gerade noch stoppen, ehe er den Fisch elektroschockt. Irgendwie versteht er nicht, dass wir es nicht lustig finden, Fische zu kaufen und diese aus Jux und Dollerei zu killen. Stattdessen zeigt er Ronja eine Batterie, die er mit weiteren Batterien so in Reihe geschaltet hat, dass die Power genügt, um einen Menschen innerhalb weniger Sekunden um die Ecke zu bringen!!! Das erklärt uns ein dreizehnjähriger Junge. Überzeugt und erfreut über seine technischen Fähigkeiten... Ronja war nach diesem Nachmittag ehrlich geschockt darüber, dass Susen so drauf ist. Der Junge ist sehr intelligent, setzt diese Intelligenz aber falsch ein... Wenige Sekunden nachdem wir den Schock über die Todesbatterie geschluckt haben, merken wir wieder, dass wir Deutsche immer noch sofort mit Hitler in Verbindung gebracht werden. Denn der kleine Susen fragt uns, wie Hitler es geschafft hat, so viele Fans zu bekommen. Auch in der Schule wurden wir schon gefragt: "Can you tell me something about Hitler?". Tobi, ein anderer Freiwilliger, sollte ernsthaft beantworten, ob Hitler gut oder gar böse gewesen sei. Es ist nicht nur so, dass solche Fragen auf Dauer echt nerven... Oft scheint es auch so, als hätten die Menschen hier keine Ahnung über den Nationalsozialismus...
Kommen wir lieber wieder zu schöneren Dingen; weg von gestörten Wissenschaftlern, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen (Ronjas Beschreibung über Susen :D) hin zu unseren Mitfreiwilligen :) Im Moment Leben hier nur Deutsche, elf an der Zahl. Klar wäre es cooler, wenn mehrere Nationen vertreten wären, aber offenbar sind wir da wohl zur falschen Zeit angereist... Den größten Respekt zollen wir Leonie und Julia. Beide arbeiten hier im Behindertenheim, von ihnen liebevoll "Behindiheim" genannt. Ihren Erzählungen nach zu urteilen, ist diese Arbeit verdammt hart und wir glauben das sofort... In dieser Einrichtung leben zwölf Kinder, um die sich eine Frau, die selbst Kinder hat, kümmern soll. Alle Kinder sind sowohl körperlich, als auch geistig behindert und laut den beiden Mädels verwahrlost. Julia und Leo wechseln Windeln, waschen die Kinder und lausen sie. Manchmal sieht man dabei wohl nicht mal mehr die Kopfhaut, so voller Ungeziefer sind die Köpfe der Kinder... Doch auch eine Sache kommt im Behindiheim nicht zu kurz: kuscheln :) Wir bewundern Leo und Julia echt für ihre Taffheit!
Dann gibt's natürlich einige Englischteacher bei uns. Henny, verrückte Schnulline, möchte Lehrerin werden und übt hier schon mal den Ernstfall: Unterrichten in einer Public School. Henny trifft man am ehesten aufm Dach an! Dort werden dann Dehnübungen gemacht oder laaaaange Gespräche über alles geführt :) Auch Verena unterrichtet eine Klasse in Kathmandu! Neben Verena sind da noch Flo und Joa, die mit uns beiden die einzigen "Schwaben" sind. Wobei man sagen muss, dass Joa der einzige ist, dem man seine Heimat anmerkt :D Flo und Joa arbeiten im Jungsheim und haben sich unter anderem dafür eingesetzt, neue Farbe an die Wände der Jungs zu pinseln! :) Hendrik, ein waschechter Hamburger, ist sehr cool! Nen riesigen Koffer voller Medis hat er am Start, was echt praktisch ist (Stichwort Kohletabletten :D)! Auch Hendrik unterrichtet... Dann sind da noch unsere beiden Neulinge! Alex ist das Nesthäkchen mit seinen süßen 17 Jahren. Bevor er nach Nepal kam, war er bereits in Tansania und Kenia, nach Nepal wird er noch nach Vietnam und Indien gehen, er ist also der größte Weltenbummler unter uns! Besonders geil an Alex: Wir genießen seine Art, die genauso hart aber herzlich wie unsere ist :) Heißt, wir mobben uns gegenseitig, im Herzen aber sind wir Verbündete! Last but not least ist da noch Tobi, Alex' vorübergehende Privatbank, bis er selbst wieder flüssig ist :D Tobi ist der Papa hier...35 Jahre alt, aus München. Gekündigt hat er und sich gedacht: Geh ich halt mal nach Nepal! Er ist allerdings nur vier Wochen im Projekt... 
Direkt in Umas Haus leben nur wir, Alex und Tobi. Die anderen Voluntäre leben einige Häuser weiter im Volunteerhouse... Anfangs waren wir echt enttäuscht darüber, mittlerweile wissen wir aber auch ein paar Vorteile hier zu schätzen. Anders als im alten Waisenhaus, leben wir hier regelrecht im Luxus, kann man sagen. Auch hier gibt's täglich Stromausfälle, dafür haben wir hier 24/7 Wasser- allerallermeistens sogar warm! -Es sei denn Alex duscht wieder mal ne halbe Stunde und singt nebenher lauthals, was den Gasboiler offenbar so verärgert, dass er sich dazu entschließt, nur noch kaltes Wasser zu opfern :D- Unser Zimmer hier entspricht dem normalen Nepali Standard: sehr einfach, aber durch unser Chaos wirkt alles lebendiger :) Zum Thema Zimmertemperatur: Bislang dachten wir, unser Zimmer im alten Waisenhaus sei kalt. Doch da haben wir uns geschnitten. Hier ist es wirklich bitter kalt... Die Fenster sind eigentlich überflüssig, der Wind pfeift dennoch durch. Auch die Wände sind so dünn, dass der gesamte Rücken kalt wird, wenn man sich an die Wand lehnt. Abends schlafen wir in hotter Thermounterwäsche! Lara sagt regelmäßig, Ronja könne in ihrer Thermowäsche als Mitglied bei Raumschiff Surprise einsteigen :D Ein Beweisfoto folgt noch!! Dann folgt die schwierige Prozedur, die geeignete Schlafposition zu finden: in den Schlafsack reinlegen, den Reisverschluss schließen, die zentnerschwere Decke über den Schlafsack legen und...trotzdem anfangs noch gehörig bibbern! In solchen Momenten vermissen wir die Heizung, die wir daheim vergöttern, die es hier aber in keinem Haushalt gibt... 
Seit kurzem leben hier ja auch noch Tobi und Alex im Haus! Die beiden Kindsköpfe leben in sowas ähnlichem wie einem Zimmer unterm Dach. Eine Tür brauchen sie nicht, sie bevorzugen einen Vohang. Wenn wir uns also mal wieder mit Alex raufen, fällt irgendwann immer der Satz: "Ach komm Alex, immerhin haben wir ne Tür" :D
Uma lebt nebenan... Tür an Tür mit der Frau, die wir gar nicht einschätzen können... In unserem allerersten Blogeintrag steht, dass wir uns zu Beginn etwas allein gelassen gefühlt haben. Wir haben geschrieben, dass Uma uns nicht wirklich unsere Aufgaben erklärt hat, sondern genauso schnell ging wie sie kam... Als sie uns vor genau zwei Wochen mit dem Satz "Ihr müsst Weg von hier" begrüßt hat, hätten wir sie fressen können! Und auch die Ankunft hier war weniger geil... Andere Freiwillige haben uns erzählt, dass es schon mehrere gab, die ihre Freiwilligenarbeit wegen Uma abgebrochen haben. Weil sie eine sehr schwierige Person ist, die Kritik absolut nicht verträgt... So kam es, dass alle Freiwilligen einmal nur noch Reis zu essen bekamen, nachdem ein Voluntär Kritik an der Organisation geübt hat. Ein anderer, der ebenfalls in dem Zimmer lebte in dem wir nun hausen, hat seine Freiwilligenarbeit zwar bis zum Ende durchgezogen, ist aber während des Projekts ins Hotel gezogen. Unter anderem Grund dafür: das Zimmer hier ist voller Schimmel... Vorübergehend sicherlich nicht bedrohlich, auf Dauer aber belastend für den Körper, was wir auch schon merken... 
Auch wir machen uns viele Gedanken über Uma. Uns hat es doch sehr gewundert und vor allem geärgert, dass wir erst in eine andere Stadt kommen als angekündigt, dann auch noch ganz alleine mit den Kindern im Waisenhaus leben und schließlich, nachdem wir uns in die Situation eingefunden und uns etabliert haben, wieder in ein anderes Projekt sollen, bzw. gezerrt werden... Anscheinend sind wir ja hier, weil die Kochfrau im alten Heim nicht mehr kochen kann... Nun wissen wir aber von den Waisen, dass sie immer noch kommt. Zwar nicht mehr zwei Mal täglich, aber zumindest jeden Abend. Es scheint auch ein sehr großer Zufall zu sein, dass wir genau in dem Moment aus dem Heim gerissen werden, in dem sich die Haushälterin von Uma dazu entschließt, aufs College zu gehen... Wo sie es doch war, die sich um Umas Kinder gekümmert hat... Natürlich sind es nur Spekulationen, aber wir wissen noch immer nicht, ob Umas "Grund" der tatsächliche Grund für unseren Projektwechsel ist oder nicht... Zwar sind hier endlich andere Freiwillige, mit denen man was unternehmen und sich austauschen kann, aber uns fehlt das alte Waisenhaus sehr!!! In einem etwas älteren Beitrag haben wir geschrieben, dass wir uns manchmal nutzlos fühlen und nicht so richtig als Freiwillige tätig werden können, was uns zu schaffen macht, weil wir eigentlich deshalb kamen. Hier fühlen wir uns allerdings noch nutzloser :D Wir haben hier wirklich so gut wie gar nichts zu tun! Vergangene Woche haben wir zwar auch mal wirklich Englisch an der Schule unterrichtet und bei den Hausaufgaben konnten wir zwar auch mal helfen, aber ansonsten haben wir keine Aufgabe. Die anderen Freiwilligen haben uns angeboten, in eines der anderen Kinderheime mitzukommen, aber anscheinend "braucht" Uma uns hier für ihre Kinder. Übrigens: Wir Voluntäre nennen Umas Adoptivkinder intern "Haussklaven" :D Das ist die wohl treffendste Beschreibung! Die einzige Zeit, die Uma mit ihren Kindern verbringt, besteht darin, mehrere Stunden still in die Glotze zu schauen. Manchmal dürfen die Kinder ihr auch den Kopf oder die Füße massieren... Eine besondere Aufgabe: Uma hält gerade Diät und weil sie die Waage wohl nicht selbst lesen kann, muss der älteste Sohn ihr die angezeigte Zahl vorlesen. Das sind keine Scherze, es ist wirklich so! 
Nun ja... Wir könnten uns lange aufregen. Bringen tuts uns allerdings nichts, außer dass wir Energie verschwenden... Es enttäuscht uns nur, dass wir viel Geld für unsere Arbeit gezahlt haben und mit der Erwartung, wirklich zu arbeiten und vielleicht ein klein wenig zu bewirken, zu dieser Organisation gegangen sind. Es ist jetzt aber nun mal so wie es ist. Und wir machen das allerbeste daraus :) 
Wenn Umas Kinder keine Hilfe brauchen oder möchten, bieten wir sie eben nicht mehr an. In der Schule beißen wir uns durch die Englischstunden, obwohl wir uns ja eigentlich für die Freiwilligenarbeit "Waisenhaus" angemeldet hatten und beide auf keinen Fall unterrichten wollten... Dennoch machen wir jetzt genau das :) Auch waren wir vor ein paar Tagen im Jungsheim und sind wirklich begeistert von den 25 munteren Kerlen, die dort leben! :) Stellt euch vor, alle Jungs schlafen in einem Raum! Sie waren von Anfang an so nett zu uns... So offen! Sie haben uns direkt alles ganz stolz gezeigt, uns die Geschichte des Waisenhauses erzählt und Späße gemacht. Definitiv werden wir noch einige Nachmittage bei ihnen verbringen...Einfach, weil es Spaß macht :)
Wie wir unsere ungewollte Freizeit noch genutzt haben, erzählen wir euch jetzt. :) Hier eine Reihe "Allerlei"...

Wir waren am Monkey Temple :) Der Monkey Temple ist ein buddhistisches Monument auf einem Hügel, der bei nicht vorhandenem Smog sicher eine schöne Sicht auf Kathmandu und das umliegende Gebirge bieten würde. Hier ist der Name Programm! Affen leben auf dem Gelände, springen überall rum und sind echt lustig zu beobachten... Der Taxifahrer, der uns dorthin gefahren hat, war der liebste Taxifahrer, den wir bisher kennen gelernt haben :) Während wir das Tempelgelände erkundet haben, hat er auf uns gewartet und uns anschließend nach Thamel gefahren. In Thamel hat uns die Shoppinglaune gepackt, so richtig!!! Ein Glück werden wir hier im Verhandeln immer besser...:D Lara hat sich in nen sehr bunten, sehr geilen Rucksack verliebt, Ronja in einen bodenlangen Rock mit Elefantenprint... Beides musste mit! :) Unterwegs bekamen wir natürlich Hunger. Glück hatten wir, denn in der lauten und stressigen Thamelarea haben wir doch tatsächlich ein sehr kleines und so ruhiges Restaurant gefunden! Dort saßen wir auf dem Boden in einem Meer aus Kissen, saugemütlich wars!! 

Bevor wirs vergessen!!! Ronja hat endlich ihre ersten Dreadlocks!!! Letzten Sonntag haben Ronja und Henny festgestellt, dass beide gerne Dreadlocks hätten. Sonntag ist unser freier Tag, sodass wir nach nem guten Veggieburger beschlossen haben, nach Thamel zu fahren und uns mal zu erkundigen, wie viel Dreads so kosten. Erkundigen. Henny ist genauso ungeduldig wie Ronja... Hat sie einmal die Chance, etwas zu machen, muss sie das am besten auch sofort tun :D So war vorprogrammiert, dass die ersten Dreads an diesem Tag entstehen werden :)
Ronja hat sich als erste getraut und den schnicken Dreadmenschen an ihren Kopf gelassen. Lara hat fleißig fotografiert... Krass, wie schnell das ging! Innerhalb von zehn Minuten war er mit zwei Dreads fertig :) Anschließend haben wir noch ein paar Perlen gekauft, die die Filzzöpfe verschönern :) Ronja liebt die Dreads, plant einige weitere und fummelt ständig an ihnen herum! Witzig ist, dass die Dreads regelmäßig nachts am Klettverschluss des Schlafsacks hängen bleiben :D Naja... Richtig toll wäre es, wenn in jeder Stadt, die wir noch bereisen werden, ein weiterer Dread hinzukommen würde! Wir werden berichten...:)

Wir haben eine Sache erlebt, die uns beide wirklich beschäftigt hat. An dem Tag, als wir mit Henny durch Thamel gezogen sind, saßen wir auf der Treppe vor einem Shop. Ein kleiner Junge, nicht älter als sieben, kommt und streckt uns seine schmutzige Hand entgegen... Er bettelt, schaut uns unglaublich traurig an. Ronja greift sofort in ihren Geldbeutel und drückt ihm einige Rupien in die Hand. Nun streckt er Lara seine Hand entgegen... Auch Lara gibt ihm einen Schein. Doch der Junge bleibt, er zieht nicht weiter... Ronja kann ihm kaum in die Augen schauen, so Leid tut er ihr. Sie steht also auf und kauft im Supermarkt eine Packung Saft, einen Muffin und ein Brötchen. Wir denken uns, dass der Junge sicher hungrig ist und wir ihm mit dem frischen Essen eine Freude bereiten... Er öffnet die Packung des Muffins, beißt herzhaft rein, bleibt jedoch trotzdem vor uns stehen. Dann zeigt er auf seine Jacke und sagt: "New jacket"... Uns wird klar: Nachdem wir ihm einige Rupien gegeben und Essen gekauft haben, verlangt er nun eine neue Jacke... Wir schütteln den Kopf, lassen uns aber dennoch zunächst ein verdammt schlechtes Gewissen machen... Dann kommt ein Freund des Jungen. Er lacht laut, woraufhin der Junge vor uns auch lacht und mit seinem Freund davonläuft... Jetzt fühlen wir uns wirklich verarscht. Diese Situation zeigt uns, dass wir (insbesondere Ronja) nicht so naiv sein dürfen... Und das ist eine echte Herausforderung! Denn mit Sicherheit gibt es auch bettelnde Kinder, die wirklich Hilfe benötigen und nicht nur so tun, als würde es ihnen schlecht gehen...

Freunde. Weihnachten rückt immer näher! :) Weihnachten wird in Nepal eigentlich nicht gefeiert, das Christentum ist hier ja nicht wirklich verbreitet... Trotzdem kommt bei uns Weihnachtsstimmung auf. Zumindest ein bisschen :) Am Wochenende waren wir auf einem Weihnachtsmarkt! In Nepal! Organisiert von der German Development Cooperation für Nepal... Wir also am Samstag voller Vorfreude ins Taxi! Halt. Davor waren wir noch beim Optiker... Denn Ronja hat ihre Brille zerstört. Am Freitag wollte sie ihre Brille putzen, hat dabei versehentlich aber das Gestell zerstört :D In Anbetracht der Tatsache, dass Ronja ohne Brille blind ist, wussten wir erst nicht so Recht: Lachen oder weinen??? Natürlich haben wir gelacht :) Wie können wir einen guten Optiker finden? "Lass mal die Deutsche Botschaft fragen", schlägt Lara vor :D Gesagt, getan. Den vorgeschlagenen Optiker haben wir dann zwar nicht gefunden... Dafür einen anderen! Zur Augenklinik hat er uns geschickt... Vier Stunden Wartezeit. Geil! Also saßen wir im Café und haben heiße Schokolade getrunken :) Die Augenklinik war dann seeehr lustig... Durch ein größeres Loch in der Wand ging es ab in einen Hinterhof. Von dort aus in einen weiteren Hinterhof, die Treppe hoch. Die Augenklinik befindet sich in einem Zimmer. Der Arzt, der Ronjas Augen gecheckt hat, war wirklich lieb! Was uns überrascht hat: er hatte dieselben Geräte wie ein Augenarzt in Deutschland und Ronja hat sich echt gut aufgehoben gefühlt bei ihm :) Seine Diagnose nach der ausführlichen Untersuchung: schlechtere Augen um zwei Dioptrin (nun also bei -5,5 :D), sowie eine Farbenschwäche :D Joa... Nun ist Ronja im stolzen Besitz einer 40€-Brille! Marke: Tommy HilFINGER. :D Immerhin ist die Welt wieder klar!
Jo. Vom Optiker ging es dann zum Weihnachtsmarkt. Echt ein krasses Gefühl, bei 25 Grad über einen Weihnachtsmarkt zu laufen... Doch Glühwein, Waffeln und sogar Bratwurstsorgten dafür, dass man sich ein bisschen an den heimischen Weihnachtsmarkt erinnert gefühlt hat :) Das tolle an diesem Weihnachtsmarkt waren all die Stände an denen es Tee, Armbänder, Ledertaschen, Strickwaren und viel anderes Handgemachtes zu kaufen gab. Der Erlös der Stände geht an verschiedene Entwicklungsorganisationen in Nepal, weshalb wir dort gerne einige Mitbringsel gekauft haben...:) Nach dem Weihnachtsmarkt haben wir die Kids im alten Waisenheim besucht! Elfi, Laras Mama, hat uns einen Adventskalender aus Filz geschickt, den wir den Kindern im Waisenhaus bringen wollten... Also ging es für uns ab zum Supermarkt, Süßigkeiten kaufen! Mit einem voll gepackten Adventskalender ging es dann zum Kinderheim... Leute! Die Kinder haben sich so gefreut! Für uns war es so schön, ihnen mit dem Kalender eine Freude zu machen :) Nun haben wir geplant, Weihnachten bei den Kids zu verbringen! Plätzchen mitbringen, Pudding kochen und einfach einen schönen Abend verbringen, so wird unser Weihnachten dieses Jahr wohl aussehen... Nicht schlecht, oder? :)

Hmm... Wir sind uns sicher: Sobald dieser Beitrag online ist, fallen uns noch so viele weitere Dinge ein, die wir schreiben wollten und wieder einmal vergessen haben...
Im Moment fallen uns nur noch zwei erzählenswerte Sachen ein:
1. Ab morgen sind wir einige Tage im Hotel :) Ne kleine Auszeit gönnen wir uns... Yoga am Morgen, Meditation am Abend, Frühstück in einem grünen (!!!!!) Garten... Und Massagen :) Unsere erste Erfahrung mit nepalesischen Massagen durften wir bereits machen: die Ayurvedamassage entpuppte sich als Ganzkörpermassage. :D Von der Abwechslung im Hotel berichten wir natürlich auch!
2. Ronja hatte eine ihrer Ideen. Die heute gleich mal gesafed wurde :D Anfang Januar verbringen wir fünf Tage in einem tibetisch-buddhistischen Kloster :) Darauf freuen wir uns ganz besonders!!!

So. Wir hoffen, Ihr seid bis zu dieser Stelle gekommen... :) Wir möchten uns endlich einmal für all unsere fleißigen Leser bedanken. Ehrlich, wir hätten beide nie gedacht, dass so viele 
Freunde und Freundesfreunde unseren Blog lesen! Wirklich krass!
Uns freut das wahnsinnig! Und es motiviert uns immer wieder, Stunden damit zu verbringen, alle News zu erzählen :)
In diesem Sinne: Bis zum nächsten Eintrag! 

Tschüßchen mit Küsschen :*


Abschiedsfoto im alten Waisenhaus :) 


Wunschbrunnen am Monkey Temple...


Stupa am Monkey Temple 







Man sieht: die Affen sind überall, selbst an den heiligen Gebetsnischen ;) 


Marktplatz am Tempel 






Mitnehmen muss man den!!! Ronja möchte später sowieso nen Hausaffen haben :) 


Sirius College - die Privatschule, die Umas Kinder besuchen 



Schulhof 


Chaos... Die Kinder finden sich zum Appell zusammen!


Während des Appells!


Die Nurseryschool...:) 


Foto Undercover :D Gestatten? Hitlerpelikan :D 


Unsere Nurseryklasse :) 


Klasse 1 


Gut besuchte Stände auf dem Weihnachtsmarkt...





Sogar ein kleiner Weihnachtsbaum ist vorhanden :) 


Beste Waffel!!! Tut wahnsinnig gut, sowas zu essen :) 


Tobi, alias Tobsel. :D Mit unserem Adventskalender! 


Beim Überreichen des Kalenders :) 

Dreadlockmensch beim Dresden von Ronjas Schopf :D 


Uuuuuund das Ergebnis bis jetzt :)