Sonntag, 22. März 2015

Eroberung des ehemaligen Königreichs Bhaktapur! :)

 Hallo, ihr Sonnenfinstler, daheim in Deutschland... :)

Mensch, da gibt es mal eine Sonnenfinsternis, die in unseren Breiten zumindest teilweise sichtbar ist und Wir sind nicht da... Hoffentlich hattet ihr Glück und habt etwas vom Spektakel im Universum mitbekommen!:)
Wir melden uns schon wieder zurück! Mit einem kleinen, hoffentlich aber feinen Eintrag über unseren Besuch in Bhaktapur :)

Mittlerweile, so kann man wirklich sagen, haben wir in Kathmandu eigentlich alles gesehen, das man sehen kann... Wenn wir zu Fuß oder im Taxi unterwegs sind, erkennen wir die Ortsteile auf einen Blick; wir wissen, wo man abbiegen muss, um ne gute Tasse Tee zu bekommen und wo man besser nicht abbiegen sollte, da die Samosa in jener Ecke 20 anstatt 15 Rupien kosten. Die größten und eindrucksvollsten Tempel haben wir besichtigt... Sogar Einheimische erkennen uns auf der Straße und fragen sich, warum wir noch immer hier sind. :D Es wird also wirklich Zeit, die umliegenden Ortschaften zu erkunden!
Auf nach Bhaktapur! Bhaktapur ist nur einige Kilometer von Kathmandu entfernt und liegt auf einem Hügel. Es war einst ein kleines Königreich und gilt heute als die Stadt des alten Kunsthandwerks. Trotz geringer Entfernung (kaum 15km), brauchen wir etwa eine Stunde! Ihr könnt euch also vorstellen, wie es im local bus zugeht: Menschen steigen ein und aus, wann sie wollen. Der Bus wird immer voller und natürlich möchte immer genau DIE Person aussteigen, die in der linken Ecke der letzten Reihe sitzt. Die indische Folkloremusik dröhnt... Und trotzdem ist das Quietschen der abgenutzten Bremsbeläge auf dem staubigen Boden voller Schlaglöcher deutlich zu hören. Aber: Alles easypeasy! Wir kennen das ja schon...und betrachten amüsiert das bunte Treiben, während wir an nem Tetrapack "Real-Fruit"-Saft (Jaja, Is' klar!) nuckeln. :)
In Bhaktapur angekommen, wissen wir erstmal nicht genau, wohin. Wir wissen nur, dass wir den offiziellen Stadteingang umgehen möchten. Hier soll man nämlich ernsthaft 15$ Eintritt zahlen! Blöd nur, dass uns eine hilfsbereite Nepali zu genau DIESEM Eingang geleitet :D Wir machen kehrt und schleichen uns wenige Minuten später unauffällig durch einen anderen Eingang. Eroberung Bhaktapurs geglückt!!!
Erstmal suchen wir uns eine Bleibe, denn wir möchten mindestens eine Nacht hier verbringen! Wie bereits erwartet, finden wir direkt ein Hostel...denn jede zweite nepalesische Familie führt eine Herberge. Diese ist besonders urig und gemütlich: Im Erdgeschoss verkauft die Familie Holzschnitzereien, unter dem Dach lebt sie auf engsten Raum. Die beiden Stockwerke dazwischen sind für Gäste angedacht... Immer schmaler und steiler werdende Treppen führen nach oben, die Decken werden tiefer und der Boden knarzender... Auch hier feilschen wir besser als auf jedem Schwarzmarkt um den Preis - und zahlen schließlich 3€ pro Nacht :) 
Bhaktapur ist ebenso urig und klein, wie unsere Bleibe... Man spürt wirklich, dass dies einst ein Königreich war! Nicht nur, weil die Stadt von einer hohen Stadtmauer umgeben ist, sondern auch, durch die immer noch ursprüngliche Architektur. Die Farben Ocker, Braun und Orange dominieren, der Boden ist gepflastert, die Gassen schmal und voller kleiner Geschäfte. Hier erinnert so ziemlich alles an die Winkelgasse aus Harry Potter :) 
Wir befinden uns jetzt auf dem Durbar Square, der einen großen Teil der Fläche der Stadt beansprucht. Er ist wesentlich kleiner, als der Square in Kathmandu und wesentlich ursprünglicher, was man an den veralteten, nicht aber weniger verzierten Fassaden der zahlreichen Tempel sehen kann. Eine Gemeinsamkeit beider Squares: auch hier sind unfassbar viele Menschen! Und da wir schon mehrere Durbar Squares kennen, genügt uns auf diesem ein kleiner Rundgang... Dann schlendern wir durch die kleinen Geschäfte. Hier werden so viele handgeschnitzte Masken, die Götter darstellen, angeboten, dass wir uns wünschen, die maximale Kapazität unserer Rucksäcke noch nicht ausgeschöpft zu haben! Bhaktapur ist einfach ein riesiger Flohmarkt: An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken! :)
Ronja entdeckt eine Mandala- und Thankawerkstatt und schleift Lara mehr oder weniger hinein. In der Mitte des Raumes sitzt ein Nepali und malt mit einem sehr dünnen Pinsel ein Mandala. In der Ecke sitzt eine hellhäutige Frau, den Maler betrachtend. Wie sich herausstellt, kommt die Frau aus Münster. Vor zwei Jahren hatte sie die Schnauze voll vom hektischen Deutschland und beschloss, ein Sabbatjahr zur Selbstfindung in Nepal einzulegen (Übrigens ist das eines der am häufigsten genannten Motive der Menschen, die wir hier bereits kennengelernt haben: Weg vom Stress, rein ins spirituelle Projekt Nepal!). Dabei lernte sie den Maler kennen, der gerade vor uns sitzt: Madhu Krishna Chitrakar. Madhu hat in ihr etwas bewegt... Und dasselbe soll uns in dieser kleinen Werkstatt in Bhakatapur widerfahren :) 
Madhu ist in eine newarische Künstlerfamilie geboren. Seit Generationen lernen die Männer der Familie das Anfertigen religiöser Bilder - und so wurde es auch Madhu gelehrt! Heute gehört er zu den letzten zehn newarischen Mandala- und Thankamalern in ganz Nepal. 1991 war er das erste Mal für einen Workshop in Deutschland... Was er über Deutschland denkt? "Alles schnell, schnell! Besser langsam!" :D Seit diesem besagten Jahr, besucht Madhu Deutschland regelmäßig, um Workshops zu geben. Dabei ist es ihm nicht nur wichtig, technische Skills, sondern vielmehr die versteckte Botschaft der Mandalas zu vermitteln. Wir folgen Madhu in den dritten Stock, nehmen auf winzigen Hockern Platz, trinken eine gute Tasse Schwarztee und möchten möglichst viel über die "versteckte Botschaft der Mandalas" erfahren! Denn, um ehrlich zu sein, ist das, was wir bereits wissen, recht bescheiden ("Mandalas sind bunt und schön... Habe im Kindergarten immer welche gemalt!") Dabei, so Madhu, fände man durch Mandalas zum Ich :)
Wir versuchen, euch möglichst kurz zu erklären, was er damit meint: Ein Mandala ist kreisförmig und in verschiedene Teile aufgeteilt. Ebenso ist es mit unserer Existenz... Unsere Existenz ist "kreisförmig", da wir nach einem Leben in ein neues Leben geboren werden. Unsere Seele existiert ewig, sie stirbt nie. Die verschiedenen Teile eines Mandalas stehen für die verschiedenen Kosmen: der äußere Rand eines Mandalas ist, übertragen auf unsere Existenz, der Makrokosmos, also das Universum, das uns umgibt. Das Universum ist also keineswegs unendlich, sondern limitiert; sonst wäre das Mandala formlos und nicht kreisförmig. Die Limitation des Universums, also der äußere Kreis des Mandalas, ist die natürliche Grenze für den inneren Teil des Mandalas, den Mikrokosmos, der, übertragen auf unser Leben, die menschliche Existenz darstellt. Je nach Entwicklung des Geistes, kann sich der Mikrokosmos im Makrokosmos ausdehnen... Die Grenze des Makrokosmos ist jedoch vorgegeben und kann nicht überschritten werden. Der Grund und eine von zwei elementaren Regeln: Wir Menschen sind nur "Besucher" auf unserem Planeten. Wir haben das Recht, uns zu entfalten und zu entwickeln...die Grenzen des Universums dürfen wir aber nicht "berühren"; im weiteren Sinne dürfen wir dem Universum keinen Schaden zufügen.
Zurück zu dem Menschen als Mikrokosmos. Jeder Mensch ist ein Mikrokosmos, der sich durch den riesigen Makrokosmos bewegt. Somit ist jeder Mensch sein eigenes Zentrum. Wir haben bereits gesagt, dass sich der Mensch entwickeln kann... Dadurch wird sein Horizont erweitert, der Mikrokosmos dehnt sich aus. Schlussfolgernd bedeutet dies, dass sich der Mensch seine Grenzen selbst steckt, bzw. Grenzen stets als variabel zu betrachten sind. Jeder Mensch ist für seine geistige Entwicklung selbst verantwortlich, also auch für seine Grenzen, kurz: für den ihn umgebenden Raum. Jeder Mensch hat das Recht, in diesem Raum zu sein, wer er will. Und somit wären wir bereits bei der zweiten Regel, die, würde sich jedes Individuum daran halten, für Frieden auf der Erde sorgen würde: Da jeder das Recht hat, in seinem Raum zu sein, wer er will, darf man den Raum anderer Mikrokosmen nicht entern, die Persönlichkeit eines anderen also nicht beeinflussen wollen. 
Diese zwei erklärten Regeln sind nicht nur die Botschaft der Mandalas, sondern ebenso die Gesetze eines friedlichen Zusammenlebens auf der Erde. :)
Wir erleben während des Gesprächs mit Madhu wahnsinnig viele Aha-Momente! ... Und so nehmen wir nicht nur seine interessante Sichtweise über den Sinn des Lebens, Erkenntnisse über die weltliche Ordnung und die Aufforderung, uns bei allem etwas mehr Zeit zu nehmen, mit...sondern auch ein von Madhu mühevoll handgemaltes, ganz persönliches Mandala!!! :)

Den Tag lassen wir bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen, dann verziehen wir uns in unser windschiefes Zimmer :) Die Nacht verbringen wir bei absoluter Stille... Kein Hupen! Keine Pubmusik, die in unser Zimmer dröhnt... Es fühlt sich total strange an, in so einer leisen Umgebung zu schlafen!
Am nächsten Mittag fahren wir wieder mit dem local bus nach Kathmandu. Dort beziehen wir ein besseres Hostel (lokalisiert neben Thamels beliebtestem Rockschuppen, dem 'Purple Haze' :D)...und planen die nächsten Tage, bevor Laras Bruder Timo uns besuchen kommt! :) 

Dat war es erstmal von uns... Wir haben noch immer zwei Nachträge vorzunehmen, die definitiv in den nächsten Tagen online gehen! ...denn wisst ihr was? Wir befinden uns auf der Zielgeraden. In drei Tagen fliegen wir nach Hause... :)
Eine kleine Ankündigung: Wenn wir wieder zurück sind, wird noch ein Mal ein Abschlussbeitrag folgen! :)
Bis zum nächsten Nachhol-Beitrag...oder bis spätestens in Deutschland! :)

Namaste!

Der Blick auf den Square von der Dachterasse des Restaurants :) 



Einer der zahlreichen Tempel 

...ebenso...:D 

Einer der zahlreichen Handwerksgeschäfte :) 



Wir hätten uns nicht sattkaufen können!!!!!

Mal ne ernsthafte Frage: Wer hat im Koffer Platz für solch eine Maske?! 

Hier feiern wir oft: Im Purple Haze, der wohl besten Rockbar Nepals! :) 

...inmitten von feierwütigen Nepali! 



Montag, 16. März 2015

Tööööröööö...aus dem Chitwan-Nationalpark! :)

Heiligster Strohsack!!! Jetzt ist es schon über einen Monat her, dass wir von Pokhara zu unserer nächsten Station gereist sind... Und diesen Eintrag haben wir sooo lange vor uns hergeschoben, das ist fast schon peinlich. :D
Diesen Tag widmen wir also vollkommen den Erzählungen über unsere Zeit im Chitwan-Nationalpark :) 

Früh morgens geht es mit dem Bus los... Diesmal unser Ziel: die südliche Terainebene Nepals, der Chitwan-Nationalpark an der Grenze zum Norden Indiens. Dort möchten wir zunächst einige Tage in einer Lodge entspannen und Dschungelluft schnuppern, ehe danach unser nächstes Freiwilligenprojekt startet! Soweit zum Plan...
Wir kommen in Sauraha, einem winzig kleinen Dorf, das direkt am Eingang zum Park liegt, an. Wir steigen aus dem Bus...und das Geschrei geht los: "You need an accomodation? I know a lodge!" - "Rainbow Resort! Rainbow Resort! It's the best!" - "Take me!!" - "Need a taxi?" - 30 Nepalis stehen vor uns, halten Schilder in die Luft und brüllen, was die Stimmbänder hergeben :D Wir wissen allerdings schon, wo wir unterkommen werden, weshalb wir mit einem jungen Mann die holprige Fahrt zur Chitwan Gaida Lodge im Jeep antreten. Unsere Lodge liegt direkt am Fluss, der natürlichen Grenze zum Park, ist sehr gepflegt, verdammt gemütlich und familiär und erinnert uns an die Lodge, die wir vor etwa vier Jahren in Südafrika besucht haben :) 
Die ersten zwei Tage haben wir erstmal damit zu tun, uns an das extrem feucht-heiße Klima zu gewöhnen... Man merkt, dass Indien nicht weit entfernt liegt (Luftlinie etwa 20km). Wir wollen uns im Dorf umschauen und laufen mit dem Rucksack auf dem Rücken los. Was es über Sauraha zu sagen gibt? Hmm, nicht allzu viel. :D An der Parkgrenze ist wirklich ein Hotel an das nächste gebaut... Begibt man sich ins Dorfinnere, erinnert wirklich alles an Afrika: Strohhütten, Lehmboden, wenig Vegetation... Die Bewohner des Dorfes befinden sich entweder in ihren Hütten, um der Mittagssonne nicht ausgesetzt zu sein, oder schlafen auf dem Boden vor Ihrem Hütten. Trotz Hauptsaison laufen uns nur jedes Schaltjahr andere Touristen entgegen. Also endet die Dorfbesichtigung mit ausgiebigen Teetrinken in einem Nepalischuppen :)
Für den Sonntag haben wir uns für etwas Abenteuer entschieden! Der Nationalpark ist zwar für seine Vogelvielfalt bekannt...doch Hey, mal ehrlich: Was ist an Vögeln abenteuerlich?! :D Wir planen also eine Dschungeltour zu Fuß! Gekleidet im unauffälligen Naturfarbenlook (leuchtende Farben locken Wildtiere an) treffen wir auf Chris, einen waschechten "Saurahaner", der uns in den Dschungel begleiten wird. Wir denken an die Wanderung durch den afrikanischen Busch vor vier Jahren...Damals hatten die Ranger Gewehre zur Verteidigung dabei... Wir fragen Chris, doch er versichert uns, dass sein Bambusstock zur Verteidigung genüge. Klar, wir begegnen zu Fuß ja nur wilden Elefanten, Nashörnen...und es ist ja nicht so, als gäbe es im nepalesischen Busch Bengalische Tiger... 
Wir stechen in See... Erstmal geht es in einem "Kanu", oder vielmehr einer Nussschale (:D), einige Kilometer flussabwärts. Am Flussufer liegen Krokodile scheinbar dösend (vielleicht aber auch auf der Lauer?) herum. In diesem Fluss leben zwei Arten von Krokodilen: ausschließlich fischfressende Krokodile und welche, deren Leibspeise deutsche Mädchen sind. Ein Spaßvogel ist er, unser Chris! :D Wir schippern an kleinen Dörfern vorbei, deren Häuser aus Schlamm, Tierdung und Gras gebaut werden und angeblich sogar den Regenfällen des jährlichen Monsuns trotzen. Am Flussufer waschen Dorfbewohner Wäsche oder ihre Haare...nur wenige Meter von den nicht-nur-fischfressenden Krokos entfernt. Chris erzählt uns, dass die Tiere des Nationalparks nachts ihre Trampelpfade durch den Wald einschlagen, durch den Fluss laufen oder schwimmen und ins Dorf marschieren. Dort sind sie glücklicherweise friedlich... Meist knabbern sie dort nur an Büschen und Bäumen, ehe sie kurz vor Sonnenaufgang ebenso leise verschwinden wie sie gekommen sind :) Wir stoppen nun und steigen aus unserer Nussschale. Von hier aus laufen wir quer durch den Busch zurück zum Ausgangspunkt. Chris zeigt uns zunächst einige Signale, die er uns geben wird, sollten wir in eine brenzlige Situation kommen. Sollten wir also einem aggressiven Elefanten begegnen, so heißt es: umdrehen und gebückt fortlaufen. Schwieriger und sportlicher wird es, falls wir wütenden Nashörnern begegnen sollten... In diesem Fall hilft nur: Rennen und sich einen geeigneten Baum suchen, auf den man mindestens drei Meter klettern kann, genial! Vor Tigern muss man übrigens nicht allzu große Angst haben, da sie sehr menschenscheu sind. Ein zweiter nepalesischer Führer läuft das uns umgebende Gebiet kurz ab, die  Luft scheint rein zu sein und wir laufen schweigend und in einer Reihe hintereinander los. Unsere Ranger suchen das gegenüberliegende Flussufer nach Nashörnern ab, können aber leider keines erspähen... Chris bleibt immer wieder stehen, lauscht und versucht, Spuren auf dem sandigen Boden zu entdecken... Er deutet auf eine Spur: "Das ist ein noch recht frischer Tigerfußabdruck. Er stammt entweder von gestern Abend oder heute Morgen..." - Wow, denken wir uns!!! Wir sehen 'spotted deers', das ist eine Art Hirsch. Nach dieser Beobachtung laufen wir weiter durchs dichte Gewächs - und stören dabei einen Raubvogel, der sein soeben erledigtes Opfer, einen Truthahn, genießt. Wir ziehen weiter, vorbei an dem Schädel eines deers, das vor allem von Tigern bevorzugt wird; es knirscht überall, manchmal scheint die Luft zu vibrieren... Im Dschungel ist es sehr feucht und stickig, plötzlich interpretiert man in jedes Geräusch etwas rein, sodass man froh ist, wenn man merkt, dass die Geräusche meist durch wilde Hühner verursacht werden. Wir laufen etwa eine halbe Stunde gedankenverloren durch den Wald, als Chris plötzlich das Zeichen "Stop" gibt. Wir halten an und lauschen... Der zweite Ranger ohne Namen läuft wieder vor und tatsächlich: In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Nashörner, ein Weibchen und ein Männchen! Chris läuft vor, wir ihm hinterher... Man sollte meinen, im Dschungel pirsche man sich leise und vorsichtig an Wildtiere heran, doch offensichtlich nicht, denn Chris macht einen Lärm, dass man uns noch hundert Meter weiter hören muss. :D Wir stehen nun noch ungefähr 10-15m von den Rhinos entfernt... Sie setzen sich in Bewegung und scheinen uns zu wittern... Chris gibt nun das Signal zu laufen und rennt davon... Ronja schaut sich panisch um und findet keinen Baum, auf den sie klettern könnte! Doch zum Glück kommt es nicht dazu! Die Rhinos haben sich nicht weiter durch uns gestört gefühlt, was uns erleichtert :) Bei all der Aufregung haben wir allerdings kein Foto machen können... Wir laufen nun in die Richtung, die Chris einschlägt, wenn er große Hoffnung hat, seinen Touris doch noch einen Tiger präsentieren zu können... Allerdings beträgt die Wahrscheinlichkeit, einen Tiger zu sehen, gerade mal 5%... Wir sehen eine sehr frische, noch deutliche Tigerfährte und folgen dieser, nachdem Chris sein Geschäft erledigt hat. Mittlerweile sind wir wirklich müde und sehnen das Ende unserer Tour herbei... Irgendwie arbeiten die Sinne im Dschungel weitaus mehr als in 'normalen' Gegenden, dieses permanente Auf-der-Hut-sein ist wahnsinnig anstrengend... Doch Chris erzählt uns munter ungefähr JEDES Detail über sämtliche Vogelarten... Wir fragen, was denn nun mit dem Tiger sei. Chris sagt, dass dieser nicht weit sein könne, er sich aber wohl irgendwo verstecke... Uns war ja eigentlich klar, dass wir zu den 95% gehören, die einen Tiger nicht zu Gesicht zu bekommen... Aber gewünscht haben wir es uns sooo sehr! 
Gegen 17:30, ganz kurz vor Beginn des Sonnenuntergangs, kommen wir müde, aber sehr zufrieden zurück in unsere Lodge. So ein Tag im Dschungel ist ein echt krasser Kontrast zu den vollen Straßen Kathmandus und ebenfalls zu den Bergen des Himalayas... Wir stellen wieder mal fest, wie vielfältig Nepal doch ist...
Am nächsten Tag gönnen wir uns nachmittags Milchshakes an der "Flussbar" :) Während wir auf Liegestühlen in der Sonne gammeln, hin und wieder einen Schluck des zuckersüßen Gebräus zu uns nehmen und nicht viel sprechen, fällt Ronja plötzlich etwas großes, graues ins Auge. Am anderen Flussufer steht tatsächlich ein wilder Elefant! Um so etwas zu sehen, braucht man eine ganze Schippe Glück! :)
Hier stechen wir mit der Nussschale in See :) 

Gestatten? Chris- unser Dschungelheld! 

Wer findet das Kroko? 

...hier sieht mans schon besser... :) 

Hier haben wir nach Nashörnern Ausschau gehalten :) 

Extra eingekringelt ;) Der Tigerfußabdruck!!!

Erneut packen wir. Leute, mittlerweile hängts uns mehr als nur zum Hals raus. Aber es gibt zwei Lichtblicke: 1. Wir werden immer schneller! 2. Wir müssen nicht mehr allzu oft all unseren Stuff zusammenraffen und in ne neue Unterkunft schleppen. :)
Heute startet unser zweites Freiwilligenprojekt! Ihr erinnert euch sicher daran, dass wir bereits im Waisenheim gearbeitet und etwas Englisch unterrichtet haben... Diesmal möchten wir nochmal in einen ganz anderen Bereich reinschnuppern! Wir werden auf einer Elfantenfarm arbeiten :) Ein mittlerweile guter Bekannter, Mangal, hat uns an diese Organisation vermittelt... Zu Fuß durchqueren wir also die Metropole Sauraha. Unsere Unterkunft diesmal...welch Überraschung: ein Waisenheim. Wir sprechen mit dem Organisationsvorsitzenden, den wir bisher nur durch Telefonate kennen. Da wir zwei durch unsere letzte Erfahrung als Freiwillige etwas skeptisch sind, haben wir bereits über das Telefon klären und wissen wollen, was uns genau erwartet. Uns wurde versichert, dass wir den Dickhäutern sehr nahekommen würden... Doch jetzt, wo wir im Büro des Vorsitzenden sitzen und mehr über unsere Arbeit erfahren wollen, ist es ihm sehr wichtig, dass wir das Geld für unsere Arbeit so schnell wie möglich zahlen. Aaalso zahlen wir. Wir wissen mittlerweile, dass es in Nepal üblich ist, für Freiwilligenarbeit zu zahlen... Übrigens stammen 40% des Finanzhaushalts Nepals aus dem Tourismus und Freiwilligenarbeit, weitere 40% stammen aus Spenden, die aus dem Ausland kommen. Zu der üblichen "Arbeitsgebühr" kommen noch die Kosten für die Unterkunft im Waisenheim und drei Mahlzeiten am Tag dazu: 9€ pro Person pro Nacht. Wir finden das schon etwas teuer, in Anbetracht der drei Mahlzeiten willigen wir aber ein. Der Typ, dessen Namen wir vergessen haben, erklärt uns, dass wir morgens von 6-8 und nachmittags von 17-19 Uhr arbeiten sollen. Die Arbeitszeiten finden wir schon mal eher weniger toll... Wir fragen uns, was wir in der langen Zeit dazwischen tun sollen, gibt es in Sauraha ja so wahnsinnig viel. :D Aber naja, wir lassen alles erstmal auf uns zukommen :)
Um 5:30 klingelt der Wecker. Wir quälen uns aus dem Schlafsack, den man hier abends wirklich braucht, ziehen was warmes ÜBER unseren Schlafanzug und steigen in unsere Trekkingschuhe, die wir zu Arbeitsschuhen umfunktionieren. Dann laufen wir etwa zehn Minuten durch das zappendustere, noch schlafende Dorf... Wie ihr ja wisst, befinden sich wilde Tiere bis zum Sonnenaufgang im Dorf, weshalb wir schon mit einem leicht mulmigen Gefühl über die holprigen, unbeleuchteten Feldwege stolpern... Doch wir kommen unbeschadet an der Elefantenfarm an! :) Eigentlich wird diese Farm ja "Aufzuchtstation" genannt, doch es handelt sich eher um eine Stallung für die Elefanten, in der sie schlafen, wenn sie nicht gerade Touristen durch den Dschungel tragen. Hier leben zurzeit neun Elefanten, darunter immerhin ein Elefantenkalb, das mittlerweile aber auch schon eineinhalb Jahre alt ist :) Jedes Tier hat seinen eigenen Unterstand und zwischen 10 und 15qm Platz... Wenn sie sich also hinlegen, ist das Ganze schon recht eng... Zur Sicherheit der Pfleger und Elefantenreiter, die auf demselben Gelände in kleinen Holzhütten schlafen, sind die Elefanten mit einer riesigen schweren Fußfessel angebunden. Die Elefantenreiter sind bereits damit beschäftigt, die Tiere für den Tag zu rüsten; sie werden gefüttert und bekommen den Käfig auf den Rücken geschnallt, in dem später die Touris Platz finden. Wir wüssten gerne, wie wir helfen können, doch leider spricht keiner Englisch, weshalb wir also mit dem Ausmisten der Ställe anfangen... Freunde. Wir sagens euch: Elefanten stuhlen viel. Täglich scheidet ein ausgewachsenes Tier etwa 50kg aus... Und diese 50kg mal 8 (hier leben ja 8 ausgewachsene Elefanten) sollen wir nun auf den einige Meter entfernten Misthaufen werfen. :D Es dauert etwas, bis wir die richtige Technik rausgefunden haben... Den Pflegern dauert es wohl zu lange, weshalb sie nach etwa einer Stunde Stuhlschippen die Mistgabel übernehmen. :) Wir werfen das durchnässte Stroh nun auf den Misthaufen und kehren anschließend das noch trockene Stroh zusammen... Den Elefanten kommen wir eigentlich gar nicht nahe, denn die sind längst auf dem Weg zu ihrem "Job". Und so machen wir uns gegen acht mit der Hoffnung, am Nachmittag mehr von ihnen zu haben, auf den Weg in unsere Unterkunft. Dort erwartet uns schon das Frühstück... Uns wird ne Packung Kekse vor die Nase gestellt. Nachmittags waren wir uns dann wieder auf den Weg... Die Elefanten führen zu dieser Zeit noch die letzten Tagesgruppen durch den Dschungel, weshalb wir schon mal damit anfangen, das Abendessen vorzubereiten. Wir helfen einem besonders süßen Pfleger dabei, die Elephantcookies herzustellen... Hierfür wird Stroh zu einem Körbchen gelegt, in welches dann getrockneter Reis gefüllt wird. Anschließend wird das Körbchen mit einem weiteren Stängel Stroh so geschlossen, dass es aussieht wie eine Schleife :) Essen mit Stil!!! Gegen halb sieben kehren die Elefanten mit ihren Reitern dann nach dem 12-Stunden-Tag müde zurück... Sie hauen cookietechnisch dann ordentlich rein und verputzen somit täglich etwa 100kg Stroh-Reis-Gemisch! Um 7 Uhr ist es bereits dunkel, sodass wir zu unserer Unterkunft zurückkehren müssen. Dort gibt es die versprochene Abendmahlzeit: Dal Bhaat :) Allerdings hätten wir gerne früher gewusst, dass unsere Portion vorportioniert wird und somit jeder ne gute Handvoll Reis vor die Nase gestellt bekommt... Das war er also, unser erster Arbeitstag. Um ganz ehrlich zu sein, haben wir auf den nächsten nicht so viel Lust... Nicht etwa, da wir uns zu gut zum Ausmisten sind, sondern, weil unsere Erwartungen und Wünsche wieder einmal nicht erfüllt werden und die Enttäuschung über dieses Freiwilligenprojekt erneut tief sitzt... Wir erwarten nicht viel von unseren Unterkünften oder den Mahlzeiten! Aber die 9€ für eine Stehtoilette, die sich hinter dem Haus befindet, Kekse zum Frühstück und vorportionierten Reis... Wir sind etwas wütend... :/ Vor allem auch darüber, dass der Organisationsvorsitzende  keines seiner Versprechen gehalten hat... Es ist wirklich sehr schade, dass wir uns die nächsten Tage zum Projekt zwingen müssen und keinen Spaß dabei haben, immer nur die Cookies vorzubereiten... So verläuft also jeder Tag wie der davor... 
Doch trotz Sprachbarriere, finden wir die Arbeiter auf der Farm total liebenswürdig und hilfsbereit! :) Besonders süß und lustig ist der etwa 10-jährige Junge, der seltsamerweise immer auf der Farm ist... Auch er hilft hier beim Arbeiten. Wir fragen uns, ob er nicht zur Schule geht und erfahren, dass sein Vater, der hier als Elefantenreiter arbeitet, die Hälfte seines ohnehin schon geringen Monatslohns für Alkohol ausgibt... Somit bleiben keine 10$ pro Monat übrig, um dem Jungen die Schulausbildung zu bezahlen... Uns macht es sehr betroffen, zu sehen, dass er kein Wort Englisch spricht und versteht, denn wie soll er später eine Arbeit finden? - 
Froh sind wir, als wir am Freitagmorgen mit dem Ochsenkarren durch das irgendwie immer schläfrige Sauraha zum Buspark grooven und nach einem Monat, in dem wir Kathmandu den gekehrt haben, zurück "nach Hause" kommen. :) Auch wenn unsere kleine Rundreise ein etwas doofes Ende durch die missglückte Zeit auf der Elefantenfarm fand...so sagen wir doch beide, dass der Monat Rundreise sehr erlebnisreich und unvergesslich war :)

Das ist der Weg, den wir morgens gelaufen sind 

Wasser für die Elefanten :) 

Hier ist der Babyelefant mit seiner Mutter zu sehen... 

Die Farmarbeiter beim Arbeiten 

So sitzen wir nachmittags am Boden und bereiten die Elefantencookies vor :) 

Bevor wir diesen Blogeintrag beenden, möchten wir euch noch eine Sache ans Herz legen: Solltet ihr mal in einem Nationalpark oder sonst wo die Möglichkeit haben, einen Elefantenritt zu unternehmen, dann tut es nicht, auch wenn die Vorstellung noch so traumhaft ist... Wir haben gesehen, wie die Tiere behandelt werden... Schläge stehen leider an der Tagesordnung. Vor allem aber handelt es sich bei den Reittieren oft (so war es zumindest auf unserer Farm) um ehemals frei lebende Tiere. Sie wurden in Freiheit im Dschungel geboren, kamen dann in die Fänge von Wilderern, leben heute in Gefangenschaft und besuchen ihre Heimat nur noch, um Touristen zu führen, die von all dem keine Ahnung haben... Das ist wahnsinnig traurig und sollte bitte bitte nicht unterstützt werden...

So, ihr Lieben :) Das war's vorerst von uns... Das war unsere Zeit im Chitwan-Nationalpark im südlichen Nepal! Über die Zeit auf unserer nächsten großen Reise (diemal ein gaaaanzes Stückchen weiter weg!) berichten wir Euch im nächsten Eintrag, der ebenfalls ein Nachtrag ist (Oh Gottogott!) und somit ganz bald folgen wird :)
Bis dahin hoffen wir, dass ihr eine tolle Zeit habt :)
Peace out!