Mensch, da gibt es mal eine Sonnenfinsternis, die in unseren Breiten zumindest teilweise sichtbar ist und Wir sind nicht da... Hoffentlich hattet ihr Glück und habt etwas vom Spektakel im Universum mitbekommen!:)
Wir melden uns schon wieder zurück! Mit einem kleinen, hoffentlich aber feinen Eintrag über unseren Besuch in Bhaktapur :)
Mittlerweile, so kann man wirklich sagen, haben wir in Kathmandu eigentlich alles gesehen, das man sehen kann... Wenn wir zu Fuß oder im Taxi unterwegs sind, erkennen wir die Ortsteile auf einen Blick; wir wissen, wo man abbiegen muss, um ne gute Tasse Tee zu bekommen und wo man besser nicht abbiegen sollte, da die Samosa in jener Ecke 20 anstatt 15 Rupien kosten. Die größten und eindrucksvollsten Tempel haben wir besichtigt... Sogar Einheimische erkennen uns auf der Straße und fragen sich, warum wir noch immer hier sind. :D Es wird also wirklich Zeit, die umliegenden Ortschaften zu erkunden!
Auf nach Bhaktapur! Bhaktapur ist nur einige Kilometer von Kathmandu entfernt und liegt auf einem Hügel. Es war einst ein kleines Königreich und gilt heute als die Stadt des alten Kunsthandwerks. Trotz geringer Entfernung (kaum 15km), brauchen wir etwa eine Stunde! Ihr könnt euch also vorstellen, wie es im local bus zugeht: Menschen steigen ein und aus, wann sie wollen. Der Bus wird immer voller und natürlich möchte immer genau DIE Person aussteigen, die in der linken Ecke der letzten Reihe sitzt. Die indische Folkloremusik dröhnt... Und trotzdem ist das Quietschen der abgenutzten Bremsbeläge auf dem staubigen Boden voller Schlaglöcher deutlich zu hören. Aber: Alles easypeasy! Wir kennen das ja schon...und betrachten amüsiert das bunte Treiben, während wir an nem Tetrapack "Real-Fruit"-Saft (Jaja, Is' klar!) nuckeln. :)
In Bhaktapur angekommen, wissen wir erstmal nicht genau, wohin. Wir wissen nur, dass wir den offiziellen Stadteingang umgehen möchten. Hier soll man nämlich ernsthaft 15$ Eintritt zahlen! Blöd nur, dass uns eine hilfsbereite Nepali zu genau DIESEM Eingang geleitet :D Wir machen kehrt und schleichen uns wenige Minuten später unauffällig durch einen anderen Eingang. Eroberung Bhaktapurs geglückt!!!
Erstmal suchen wir uns eine Bleibe, denn wir möchten mindestens eine Nacht hier verbringen! Wie bereits erwartet, finden wir direkt ein Hostel...denn jede zweite nepalesische Familie führt eine Herberge. Diese ist besonders urig und gemütlich: Im Erdgeschoss verkauft die Familie Holzschnitzereien, unter dem Dach lebt sie auf engsten Raum. Die beiden Stockwerke dazwischen sind für Gäste angedacht... Immer schmaler und steiler werdende Treppen führen nach oben, die Decken werden tiefer und der Boden knarzender... Auch hier feilschen wir besser als auf jedem Schwarzmarkt um den Preis - und zahlen schließlich 3€ pro Nacht :)
Bhaktapur ist ebenso urig und klein, wie unsere Bleibe... Man spürt wirklich, dass dies einst ein Königreich war! Nicht nur, weil die Stadt von einer hohen Stadtmauer umgeben ist, sondern auch, durch die immer noch ursprüngliche Architektur. Die Farben Ocker, Braun und Orange dominieren, der Boden ist gepflastert, die Gassen schmal und voller kleiner Geschäfte. Hier erinnert so ziemlich alles an die Winkelgasse aus Harry Potter :)
Wir befinden uns jetzt auf dem Durbar Square, der einen großen Teil der Fläche der Stadt beansprucht. Er ist wesentlich kleiner, als der Square in Kathmandu und wesentlich ursprünglicher, was man an den veralteten, nicht aber weniger verzierten Fassaden der zahlreichen Tempel sehen kann. Eine Gemeinsamkeit beider Squares: auch hier sind unfassbar viele Menschen! Und da wir schon mehrere Durbar Squares kennen, genügt uns auf diesem ein kleiner Rundgang... Dann schlendern wir durch die kleinen Geschäfte. Hier werden so viele handgeschnitzte Masken, die Götter darstellen, angeboten, dass wir uns wünschen, die maximale Kapazität unserer Rucksäcke noch nicht ausgeschöpft zu haben! Bhaktapur ist einfach ein riesiger Flohmarkt: An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken! :)
Ronja entdeckt eine Mandala- und Thankawerkstatt und schleift Lara mehr oder weniger hinein. In der Mitte des Raumes sitzt ein Nepali und malt mit einem sehr dünnen Pinsel ein Mandala. In der Ecke sitzt eine hellhäutige Frau, den Maler betrachtend. Wie sich herausstellt, kommt die Frau aus Münster. Vor zwei Jahren hatte sie die Schnauze voll vom hektischen Deutschland und beschloss, ein Sabbatjahr zur Selbstfindung in Nepal einzulegen (Übrigens ist das eines der am häufigsten genannten Motive der Menschen, die wir hier bereits kennengelernt haben: Weg vom Stress, rein ins spirituelle Projekt Nepal!). Dabei lernte sie den Maler kennen, der gerade vor uns sitzt: Madhu Krishna Chitrakar. Madhu hat in ihr etwas bewegt... Und dasselbe soll uns in dieser kleinen Werkstatt in Bhakatapur widerfahren :)
Madhu ist in eine newarische Künstlerfamilie geboren. Seit Generationen lernen die Männer der Familie das Anfertigen religiöser Bilder - und so wurde es auch Madhu gelehrt! Heute gehört er zu den letzten zehn newarischen Mandala- und Thankamalern in ganz Nepal. 1991 war er das erste Mal für einen Workshop in Deutschland... Was er über Deutschland denkt? "Alles schnell, schnell! Besser langsam!" :D Seit diesem besagten Jahr, besucht Madhu Deutschland regelmäßig, um Workshops zu geben. Dabei ist es ihm nicht nur wichtig, technische Skills, sondern vielmehr die versteckte Botschaft der Mandalas zu vermitteln. Wir folgen Madhu in den dritten Stock, nehmen auf winzigen Hockern Platz, trinken eine gute Tasse Schwarztee und möchten möglichst viel über die "versteckte Botschaft der Mandalas" erfahren! Denn, um ehrlich zu sein, ist das, was wir bereits wissen, recht bescheiden ("Mandalas sind bunt und schön... Habe im Kindergarten immer welche gemalt!") Dabei, so Madhu, fände man durch Mandalas zum Ich :)
Wir versuchen, euch möglichst kurz zu erklären, was er damit meint: Ein Mandala ist kreisförmig und in verschiedene Teile aufgeteilt. Ebenso ist es mit unserer Existenz... Unsere Existenz ist "kreisförmig", da wir nach einem Leben in ein neues Leben geboren werden. Unsere Seele existiert ewig, sie stirbt nie. Die verschiedenen Teile eines Mandalas stehen für die verschiedenen Kosmen: der äußere Rand eines Mandalas ist, übertragen auf unsere Existenz, der Makrokosmos, also das Universum, das uns umgibt. Das Universum ist also keineswegs unendlich, sondern limitiert; sonst wäre das Mandala formlos und nicht kreisförmig. Die Limitation des Universums, also der äußere Kreis des Mandalas, ist die natürliche Grenze für den inneren Teil des Mandalas, den Mikrokosmos, der, übertragen auf unser Leben, die menschliche Existenz darstellt. Je nach Entwicklung des Geistes, kann sich der Mikrokosmos im Makrokosmos ausdehnen... Die Grenze des Makrokosmos ist jedoch vorgegeben und kann nicht überschritten werden. Der Grund und eine von zwei elementaren Regeln: Wir Menschen sind nur "Besucher" auf unserem Planeten. Wir haben das Recht, uns zu entfalten und zu entwickeln...die Grenzen des Universums dürfen wir aber nicht "berühren"; im weiteren Sinne dürfen wir dem Universum keinen Schaden zufügen.
Zurück zu dem Menschen als Mikrokosmos. Jeder Mensch ist ein Mikrokosmos, der sich durch den riesigen Makrokosmos bewegt. Somit ist jeder Mensch sein eigenes Zentrum. Wir haben bereits gesagt, dass sich der Mensch entwickeln kann... Dadurch wird sein Horizont erweitert, der Mikrokosmos dehnt sich aus. Schlussfolgernd bedeutet dies, dass sich der Mensch seine Grenzen selbst steckt, bzw. Grenzen stets als variabel zu betrachten sind. Jeder Mensch ist für seine geistige Entwicklung selbst verantwortlich, also auch für seine Grenzen, kurz: für den ihn umgebenden Raum. Jeder Mensch hat das Recht, in diesem Raum zu sein, wer er will. Und somit wären wir bereits bei der zweiten Regel, die, würde sich jedes Individuum daran halten, für Frieden auf der Erde sorgen würde: Da jeder das Recht hat, in seinem Raum zu sein, wer er will, darf man den Raum anderer Mikrokosmen nicht entern, die Persönlichkeit eines anderen also nicht beeinflussen wollen.
Diese zwei erklärten Regeln sind nicht nur die Botschaft der Mandalas, sondern ebenso die Gesetze eines friedlichen Zusammenlebens auf der Erde. :)
Wir erleben während des Gesprächs mit Madhu wahnsinnig viele Aha-Momente! ... Und so nehmen wir nicht nur seine interessante Sichtweise über den Sinn des Lebens, Erkenntnisse über die weltliche Ordnung und die Aufforderung, uns bei allem etwas mehr Zeit zu nehmen, mit...sondern auch ein von Madhu mühevoll handgemaltes, ganz persönliches Mandala!!! :)
Den Tag lassen wir bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen, dann verziehen wir uns in unser windschiefes Zimmer :) Die Nacht verbringen wir bei absoluter Stille... Kein Hupen! Keine Pubmusik, die in unser Zimmer dröhnt... Es fühlt sich total strange an, in so einer leisen Umgebung zu schlafen!
Am nächsten Mittag fahren wir wieder mit dem local bus nach Kathmandu. Dort beziehen wir ein besseres Hostel (lokalisiert neben Thamels beliebtestem Rockschuppen, dem 'Purple Haze' :D)...und planen die nächsten Tage, bevor Laras Bruder Timo uns besuchen kommt! :)
Dat war es erstmal von uns... Wir haben noch immer zwei Nachträge vorzunehmen, die definitiv in den nächsten Tagen online gehen! ...denn wisst ihr was? Wir befinden uns auf der Zielgeraden. In drei Tagen fliegen wir nach Hause... :)
Eine kleine Ankündigung: Wenn wir wieder zurück sind, wird noch ein Mal ein Abschlussbeitrag folgen! :)
Bis zum nächsten Nachhol-Beitrag...oder bis spätestens in Deutschland! :)
Namaste!
Der Blick auf den Square von der Dachterasse des Restaurants :)
Einer der zahlreichen Tempel
...ebenso...:D
Einer der zahlreichen Handwerksgeschäfte :)
Wir hätten uns nicht sattkaufen können!!!!!
Mal ne ernsthafte Frage: Wer hat im Koffer Platz für solch eine Maske?!
Hier feiern wir oft: Im Purple Haze, der wohl besten Rockbar Nepals! :)
...inmitten von feierwütigen Nepali!